Die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche: Durchführung – Ergebnisse – Bedeutung

 

Die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche
Durchführung – Ergebnisse – Bedeutung

Dr. Arsenios Kardamakis
Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa

 Ich bedanke mich für die Einladung und für Ihr Interesse, sich über die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche zu informieren. Es ist gut, dass die Kirchen in Kontakt bleiben und sich gegenseitig über die wichtigsten Ereignisse innerhalb ihrer Kirchen informieren. Gott sei Dank leben wir nicht mehr in der Vergangenheit der Isolierung, der Entfremdung und der gegenseitigen Polemik, sondern in einer Zeit der Versöhnung und des Dialogs mit der Absicht und dem festen Willen, die vorhandenen Schwierigkeiten zu überwinden und die Probleme zu lösen, welche die Verwirklichung der vollen Kirchengemeinschaft noch verhindern.

Aus diesem Grunde habe ich Ihre Einladung gerne angenommen, um über das sehr wichtige Ereignis innerhalb der Gesamtorthodoxie (Panorthodoxie), über die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche zu berichten. Ich werde mich also bemühen, in der Kürze der Zeit ein möglichst umfangreiches Bild über dieses große Ereignis zu geben.

 

1. Die Synodale Struktur der Kirche

Für die Orthodoxe Kirche ist nach wie vor die synodale Struktur ein unentbehrlicher Teil ihrer ekklesiologischen Existenz – von Anbeginn ihrer Entstehung bis heute. Von der apostolischen Zeit durch die Abhaltung des Apostelkonzils um das Jahr 49/50 für die Lösung der damaligen schwierigsten Frage der Frühkirche, der Verbreitung der christlichen Botschaft und der Aufnahme in die Kirche aller Menschen, auch der Nicht-Juden ohne Beschneidung. Die Apostelgeschichte (Kap. 15) berichtet uns von diesem charismatischen Ereignis der Kirche, das als die biblische Grundlage der Synodalität der Kirche gilt. Auch die doppelte Dimension wird deutlich zum Ausdruck gebracht: die vertikale zwischen Gott und den Menschen und die horizontale zwischen den Menschen untereinander und miteinander, in diesem Fall durch die kollegiale Zusammenarbeit der Teilnehmer beim Apostelkonzil, der Apostel und der Presbyter. Wörtlich heißt es in der Bibel: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen.“ («Ἔδοξε τῷ Ἁγίῳ Πνεύματι καί ἡμῖν»; Apostelgeschichte 15, 28). Somit wird auch die pneumatologische Dimension der Synodalität der Kirche Jesu Christi zum Ausdruck gebracht. Das bedeutet, dass wir der Überzeugung sind, dass bei diesen synodalen Entscheidungen nicht nur die Verantwortlichen der Kirche kollegial zusammenarbeiten, sondern vor allem unter der Führung und dem Beistand des Heiligen Geistes.

Diese Grundüberzeugung hat die Kirche im Laufe der Jahrhunderte ihrer Geschichte sowohl bei den lokalen als auch bei den regionalen und schließlich bei den Ökumenischen Synoden bzw. den Ökumenischen Konzilien.

Wir sind dankbar, weil unsere Kirchen im Osten und im Westen tausend Jahre lang in unserer gemeinsamen Kirchengeschichte die Synodalität gemeinsam erlebt und praktiziert haben. Jede Ortskirche hat ihre Lokalsynoden und die Gesamtkirche unsere gemeinsamen Ökumenischen Konzilien, in denen die wichtigsten theologischen Fragen diskutiert, die verschiedenen Häresien verurteilt und der rechte Glaube in den Dogmen unserer Kirche formuliert und zum Ausdruck gebracht wurden. Ebenfalls wurden bei diesen Ökumenischen Konzilien auch die Grundstrukturen der Gesamtkirche gestaltet, beschlossen und bestätigt. Die wichtigste Grundstruktur wurde bis zum 5. Jahrhundert entwickelt und beim Vierten Ökumenischen Konzil von Chalkedon im Jahre 451 in der sogenannten Pentarchie festgelegt. Das bedeutet, dass bei diesem Konzil die fünf wichtigsten christlichen Zentren fixiert wurden, die fünf bekannten Patriarchate und ihre Rangordnung, die von allen anerkannt und respektiert wurden. Diese sind: Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem mit ihren konkreten jurisdiktionellen Grenzen. In diesem ersten Jahrtausend haben wir die gemeinsamen Sieben Ökumenischen Konzilien, die von unseren Kirchen als die höchste Instanz der Gesamtkirche anerkannt und rezipiert wurden: das Erste Ökumenische Konzil von Nikaia 325, das Zweite von Konstantinopel 381, das Dritte von Ephesos 431, das Vierte von Chalkedon 451, das Fünfte von Konstantinopel 553, das Sechste von Konstantinopel 681 und das Siebente von Nikaia 787. Noch ein Konzil hat alle Merkmale eines Ökumenischen Konzils unter dem Vorsitz des Ökumenischen Patriarchen Photios von Konstantinopel und unter der Mitwirkung des Papstes von Rom, das im Jahre 879/880 in Konstantinopel stattgefunden hat. Dieses Konzil könnte als das gemeinsame Achte Ökumenische Konzil beider Kirchen des Ostens und des Westens anerkannt werden. Dies wäre auch ein wichtiger gemeinsamer ökumenischer Schritt.[1]

Im Zweiten Jahrtausend wurden in der Orthodoxen Kirche größere Synoden abgehalten, die aber nicht den gleichen Rang wie die gemeinsamen Ökumenischen Konzilien hatten. Auch in der Römisch-katholischen Kirche wurden viele Synoden einberufen. Manche bezeichnen sie als Ökumenische Konzilien, viele aber nur als Synoden des Westens. Papst Paul VI. schien in einem Brief zwischen diesen beiden Konzilsarten zu differenzieren: Im ersten Jahrtausend haben wir die gemeinsamen Ökumenischen Konzilien. Im zweiten Jahrtausend hat die Römisch-katholische Kirche Allgemeine Synoden. Die diesbezügliche Unterscheidung des Papstes Paul VI. von 1974 ist von großer ekklesiologischer und ökumenischer Bedeutung.

Im zweiten Jahrtausend gibt es also keine anerkannten Ökumenischen Konzilien weder im Westen noch im Osten. [2] Im Osten gab es einige Synoden, die von größerer Bedeutung sind, jedoch keine Ökumenischen.

 

2. Die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche

Was ist die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche?

Wir können gleich feststellen, dass diese Gesamtorthodoxe Synode die höchst mögliche Autorität innerhalb der Orthodoxen Kirche besitzt. Wie sie letztendlich bezeichnet wird, ist eine Frage der Rezeption innerhalb der Orthodoxen Kirche.[3] Die Zukunft wird zeigen, welche Bedeutung und welche Wirkung ihre Entscheidungen herbeiführen können. Dies hängt natürlich auch davon ab, wie die Kirchen bzw. die Gläubigen diese Synode wahrnehmen und rezipieren. Dazu sind aber auch die richtigen Maßnahmen seitens der Kirchenleitungen, der Priester, der Religionslehrer, der Professoren und der Theologischen Fakultäten notwendig, um so die Inhalte und die Bedeutung der Beschlüsse der Panorthodoxen Synode richtig verbreiten zu können und so den Samen für die Rezeption der Gläubigen zu säen. Manche meinten, diese Synode könnte gleich als Ökumenisches Konzil bezeichnet werden. Tatsächlich haben auch die Ökumenischen Konzilien des ersten Jahrtausends zunächst verschiedene Namen: „Große Synode“, „Heilige Synode“, „Große und Heilige Synode“, „Ökumenische Synode“, also „Ökumenisches Konzil“, bis sie dann in der Gesamtkirche des Ostens und des Westens als Ökumenische Konzilien ihren festen Platz eingenommen haben. Zu dieser Frage ist also noch Zurückhaltung und Geduld gefragt.

 Wie kam die Große und Heilige Synode der Orthodoxen Kirche zustande?

Diese Synode kam auf Beschluss der Gesamtorthodoxie zustande. Seit vielen Jahrzehnten liegt die Entscheidung aller Orthodoxen Autokephalen Kirchen vor, ein Panorthodoxes Konzil einzuberufen.[4] Es ist überaus wichtig, dies festzuhalten. Alle Orthodoxen Autokephalen Kirchen haben beschlossen, diese Heilige und Große Synode einzuberufen, das Datum zu Pfingsten vom 18. bis 27. Juni 2016 und den Ort der Durchführung, die Orthodoxe Akademie von Kreta, nachdem es aus verschiedenen politischen und kirchlichen Gründen nicht möglich geworden ist, in der Irenenkirche in Konstantinopel diese Heilige und Große Synode abzuhalten. Die Gemeinschaft der Orthodoxen Kirche setzt sich aus folgenden Kirchen zusammen:

1. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel

2. Das Patriarchat von Alexandrien

3. Das Patriarchat von Antiochien

4. Das Patriarchat von Jerusalem

5. Das Patriarchat Russland

6. Das Patriarchat von Serbien

7. Das Patriarchat von Rumänien

8. Das Patriarchat von Bulgarien

9. Das Patriarchat von Georgien

10. Die Autokephale Kirche von Zypern

11. Die Autokephale Kirche von Griechenland

12. Die Autokephale Kirche von Polen

13. Die Autokephale Kirche von Albanien

14. Die Autokephale Kirche von Tschechien und der Slowakei.[5]

Zur Vorbereitung der Gesamtorthodoxen Synode wurde beschlossen, dass auch gesamtorthodoxe Konferenzen und Kommissionen arbeiten sollen, damit auch der gesamtorthodoxe Charakter dieser Synode gewahrt bleibt. Dabei wurden die synodale Struktur der Kirche und die kollegiale Zusammenarbeit ihrer Mitglieder sehr ernst genommen und selbstredend auch angewandt.

Im Jahre 1924 wurde in Konstantinopel eine Panorthodoxe Kommission einberufen, um über die Planung eines Panorthodoxen Konzils zu beraten. Immer wieder wurden Initiativen zu diesem Zweck ergriffen, auf die ich an dieser Stelle nicht in gebührender Ausführlichkeit eingehen kann.

Eine zentrale Rolle spielten dabei die Panorthodoxen Konferenzen, die der Ökumenische Patriarch Athenagoras von Konstantinopel einberufen hat. Die erste Panorthodoxe Konferenz von Rhodos im Jahre 1961 brachte eine Wende in der Konkretisierung der Planung dieses Panorthodoxen Konzils. Dort wurde die erste konkrete Liste der zu behandelnden Themen erstellt. Es war eine sehr lange Liste, die von den Orthodoxen Kirchen als zu umfangreich betrachtet wurde. Deshalb wurde die Liste bearbeitet und stark reduziert.

Nach dem Jahre 1971 fand eine Zahl von vorkonziliaren Konferenzen statt, die auch den Themenkatalog neu gestalteten. Bei der vorkonziliaren Panorthodoxen Konferenz im Jahre 1976 haben sich zehn Haupthemen herauskristallisiert.[6] Diese sind:

1) Orthodoxe Diaspora

2) Die Autokephalie und ihr Proklamationsmodus

3) Die Autonomie und ihr Proklamationsmodus

4) Die Diptychen

5) Die Frage nach einem gemeinsamen Kalender

6) Ehehindernisse

7) Anpassung der kirchlichen Fastenvorschriften

8) Beziehungen der orthodoxen Kirchen zu der übrigen christlichen Welt

9) Orthodoxie und ökumenische Bewegung

10) Der Beitrag der lokalen orthodoxen Kirchen zur Durchsetzung der christlichen Ideale des Friedens, der Freiheit, der Brüderlichkeit und der Liebe zwischen den Völkern und zur Aufhebung der Rassendiskriminierung.

 

Nach längeren gesamtorthodoxen Konsultationen wurde beschlossen, dass das Panorthodoxe Konzil sechs Themen behandeln soll, bei denen auch eine Einigung erzielt wurde. Die Texte wurden vorbereitet und bei der dritten Panorthodoxen Vorbereitungskonferenz von Chambésy im Jahre 1986 angenommen und veröffentlicht, sodass die Öffentlichkeit und die Kirchen den Inhalt dieser Dokumente kennenlernen sollten. Sie wurden auch in verschiedene Sprachen übersetzt und daraufhin veröffentlicht. In den darauffolgenden Jahren wurden diese Dokumente in mühsamer Arbeit und in gesamtorthodoxer Zusammenarbeit immer wieder bearbeitet und korrigiert, bis sie dann im Jänner 2016 als Konzilsentwürfe von den Vertretern der Orthodoxen Kirchen unterzeichnet wurden.[7] Diese sind:

1. Der Auftrag der Orthodoxen Kirche in der gegenwärtigen Welt. Der Beitrag der Orthodoxen Kirche zur Bewahrung des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Geschwisterlichkeit und der Liebe zwischen den Völkern und zur Überwindung der rassischen und anderen Diskriminierungen

2. Orthodoxe Diaspora

3. Autonomie und die Weise ihrer Proklamation

4. Das Sakrament der Ehe und seine Hindernisse

5. Die Bedeutung des Fastens und seine Anwendung heutzutage

6. Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt [8]

 

3. Die Regeln bzw. die Geschäftsordnung der Heiligen und Großen Synode der Orthodoxen Kirche

Weil bei keinem Ökumenischen Konzil des ersten Jahrtausends, auch bei keiner anderen Synode, eine gesamtorthodoxe bzw. gesamtkirchliche Entscheidung über die Regeln und die Ordnung, nach denen ein Konzil einberufen und durchgeführt wird, getroffen wurde, war es notwendig, dass die Gesamtorthodoxie eine solche Regelung beschließt. Dies geschah im Jänner 2016 in Chambésy bei Genf im Zentrum des Ökumenischen Patriarchates, wo auch ein Sekretariat des Konzils eingerichtet wurde. Diese Geschäftsordnung wurde von allen Orthodoxen Kirchen vorbereitet, angenommen und mit Ausnahme des Patriarchats von Antiochien unterzeichnet.

Gemäß den angenommenen Regeln und entsprechend der orthodoxen ekklesiologischen Ordnung beruft der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel die Synode ein, er führt den Vorsitz und er koordiniert die Arbeiten und die Diskussionen in den Sitzungen. Er schließt auch die Synode ab.

Jede Autokephale Kirche entsendet bis zu 24 Delegierte, so der gesamtorthodoxe Beschluss, und nominiert auch entsprechende Berater. Das bedeutet, dass auch bei dieser Synode Delegationen der einzelnen Kirchen teilgenommen haben und nicht der gesamte Episkopat, so wie auch bei den Ökumenischen Konzilien des Ersten Jahrtausends, bei denen in keinem Konzil alle Bischöfe der Kirche teilgenommen hatten. Konsequenterweise hängen die Abhaltung und die Autorität und die Gültigkeit der Synode nicht von der Zahl der teilnehmenden Bischöfe bzw. Lokalkirchen ab.[9]

Von allen Orthodoxen Autokephalen Kirchen wurde ebenfalls einstimmig beschlossen, dass offizielle Beobachter aus den nicht orthodoxen Kirchen teilnehmen dürfen. Dementsprechend haben von allen eingeladenen, nicht orthodoxen Kirchen und ökumenischen Organisationen Beobachter bei der Eröffnungs- und Abschlusssitzung teilgenommen, wie auch beim Abschlussgottesdienst in der Stadt Chania. Als ihr offizieller Begleiter wurde Univ.- Prof. Dr. Grigorios Larentzakis aus Graz beauftragt.

Und weil eine Synode bzw. ein Konzil nicht nur eine Verwaltungs- oder nur Juridische Handlung der Kirche ist, sondern auch ein spiritueller und charismatischer Akt innerhalb der Kirche, wurde ebenfalls gesamtorthodox beschlossen, dass das liturgische Leben einen festen Bestandteil der Synode bilden soll. So wurde die Synode mit einer gesamtorthodoxen Eucharistiefeier in der Kathedrale in Herakleion eröffnet und mit einem ebenfalls gesamtorthodoxen Gottesdienst in Chania in der Kirche der hl. Peter und Paul offiziell und feierlich abgeschlossen. Während der Dauer der Synode wurden jeden Tag Gottesdienste vor dem Beginn der Arbeitssitzungen der Synode gefeiert.

 

4. Einberufung und Durchführung der Heiligen und Großen Synode der Orthodoxen Kirche

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat entsprechend der gesamtorthodoxen Entscheidung die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche einberufen. Es war zwar nicht einfach, aber er hat doch durch die Gnade Gottes gestärkt, den nicht wenigen Rufen für die Verschiebung der Synode nicht nachgegeben. Die Argumente derjenigen vier Patriarchate, die letzten Endes in der letzten Minute die Teilnahme verweigert haben, überzeugen nicht. Im Gegensatz zu diesen kamen zur Synode zehn Autokephale Orthodoxe Kirchen, ohne die Patriarchate von Antiochien, Russland, Bulgarien und Georgien. Es wurde von allen diese Abwesenheit bedauert, die Synode jedoch hat ihre Arbeit dennoch begonnen, durchgeführt und positiv abgeschlossen. Außerdem waren, wie bereits erwähnt, auch bei den Ökumenischen Konzilien des Ersten Jahrtausends nicht alle Bischöfe der Gesamtkirche anwesend. Beispielsweise wurde beim Zweiten von allen Kirchen anerkannten Ökumenischen Konzil von Konstantinopel des Jahres 381 die westliche Kirche überhaupt nicht eingeladen, weswegen sie auch nicht teilgenommen hatte. Trotzdem wurde dieses Konzil, das die Lehre über den Heiligen Geist formulierte und das große Glaubensbekenntnis verabschiedete, von allen Kirchen als Ökumenisch anerkannt und als solches gilt es bis heute.

Nachdem also die Synode offiziell mit einer Konzelebration aller anwesenden Kirchenoberhäupter in der Kathedrale der Kirche von Kreta in Heraklion eröffnet wurde, wurden die Arbeiten in den regulären Sitzungen planmäßig und ordnungsgemäß durchgeführt. Jedem Synodalbischof, der das Wort ergreifen wollte, wurde vom Vorsitzenden der Synode, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel genug Zeit zur Verfügung gestellt.

Alle sechs vorgesehenen und obengenannten Themen wurden behandelt, und die vorgelegten Texte mit geringfügigen Änderungen angenommen und bestätigt. Alle diese Themen und der Inhalt dieser Beschlüsse haben heute eine zentrale Βedeutung in der Kirche und für die Menschen in der heutigen Welt.

Außer diesen sechs Dokumenten hat die Synode eine Enzyklika herausgegeben und eine Botschaft an das orthodoxe Volk und an jeden Menschen guten Willens gerichtet. Beide Dokumente sind inhaltsreich und mit vielen Perspektiven für die Gegenwart und die Zukunft der Menschen.[10]

Für jedes Dokument sollte man eine eigene Veranstaltung organisieren, um seine Aktualität und seine Bedeutung deutlicher zu machen, vor allem aber um adäquat die entsprechenden Schritte für eine wirksame Umsetzung im Leben der Menschen zu erreichen. Ich möchte hier einige Bemerkungen machen, um dadurch kurz und prägnant die aktuelle Bedeutung dieser Beschlüsse hervorzuheben.

Das erste Dokument, „Der Auftrag der Orthodoxen Kirche in der gegenwärtigen Welt. Der Beitrag der Orthodoxen Kirche zur Bewahrung des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Geschwisterlichkeit und der Liebe zwischen den Völkern und zur Überwindung der rassischen und anderen Diskriminierungen“[11] zeigt ganz deutlich die Notwendigkeit des Handelns der Kirche zur Überwindung der vielfältigen Probleme, die die Menschen heute schmerzlich plagen. Die Orthodoxe Kirche bestätigt durch dieses Dokument ihre große Sorge für das konkrete Leben der Menschen und widerlegt jede Behauptung, dass die Orthodoxe Kirche nur für Weihrauch, Ikonen und Mystik gut ist, während sie die konkreten Probleme der Menschen ignoriert oder überhaupt nicht ernst nimmt, wie das Dokument ausdrücklich feststellt. Schon allein im Titel dieses Dokuments wird dieses ganze Programm zum Ausdruck gebracht. In Anbetracht der vielen anschaulichen Hinweise auf die krisenhafte Situation von heute und auf die konkrete Perspektive, die in diesem Dokument deutlich gemacht werden, wäre es wohl durchaus gerechtfertigt, wenn die Orthodoxe Kirche nur für dieses Dokument eine Panorthodoxe Synode einberufen wollte. Die Probleme der Menschen sind so schwierig und zahlreich, dass die Aufgaben und Reaktionen der Kirche unabdingbar sind.

Zugrundeliegendes Fundament dieses Dokuments ist der Schöpfergott, der die ganze Welt und die Menschen nach seinem Bild geschaffen hat. Aus diesem Grund ist die Aufgabe der Kirche ein Auftrag für die alle Menschen, für die gesamte Menschheit, denn der Logos Gottes, d.h. das Wort Gottes, ist Mensch geworden, nicht um die Welt zu richten und zu verurteilen, sondern um alle zu retten (vgl. Joh 12,47). Dafür hat er uns das Evangelium des Reiches Gottes als hoffnungsvollen Wegweiser gegen das Böse gebracht.

In diesem Sinne nimmt die Orthodoxe Kirche an allen Problemen und Sorgen dieser Welt Anteil und sie bemüht sich, in dieser Welt den Frieden Gottes zu verwirklichen, damit Versöhnung und die Liebe herrschen können.

Konsequenterweise ist für die Orthodoxe Kirche die Würde der menschlichen Person, die aus der Schöpfung des Menschen nach dem Bild Gottes entspringt, die Basis für die Begegnung jeder Herausforderung in dieser Welt von heute. Das Grundprinzip dabei formuliert die Synode folgendermaßen: „Die Orthodoxe Kirche bekennt, dass jeder Mensch unabhängig von Hautfarbe, Religion, Herkunft, Geschlecht, Nationalität oder Sprache nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist und gleiche Rechte in der Gesellschaft genießt.“[12] Dieses schöpfungstheologische Prinzip schließt sich innerkirchlich an den paulinischen Gedanken von der Einheit und gleichen Würde aller Teile des Leibes Christi, der Kirche an: „Denn ihr alle, die ihr auf, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3,27f.). Dieser universale Grundzug der gleichen Würde aller Menschen, geschaffen nach Gottes Bild, ist ein wesentliches Prinzip der christlichen Theologie.

Für den erfolgreichen Schutz der Würde der menschlichen Person, ist, wie die Synode nicht müde wird zu betonen, sowohl der innerchristliche, ökumenische als auch der interreligiöse Dialog notwendig. Als gemeinsame Basis dafür dient die Anerkennung der Würde jeder menschlichen Person. Diese notwendige Zusammenarbeit kann und muss mit jedem Menschen guten Willens ausgeweitet werden.[13]

Die Synode behandelt dann die einzelnen Themen und gibt konkrete Antworten auf schwierige und zentral-existenziellen Fragen der Menschen in der Welt von heute. So zum Beispiel über Freiheit und Verantwortung, über Frieden und Gerechtigkeit, über Frieden und Abwendung des Krieges, über die Ablehnung von Diskriminierungen, über die Sendung der Orthodoxen Kirche als Zeugnis der Liebe in der Diakonie.

Das zweite Dokument über die „Orthodoxe Diaspora“[14] behandelt die Struktur der verschiedenen Orthodoxen Kirchen und die Kommunikation zwischen den Diözesen der Herkunftskirchen. Dabei wurde beschlossen, das provisorische System der Orthodoxen Bischofskonferenzen zu belassen, solange bis eine dauerhafte und entsprechend bestätigte Ordnung geschaffen wird. Bei diesen Bischofskonferenzen führt der jeweilige Metropolit des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel den Vorsitz.

Das dritte Dokument über die „Autonomie und die Weise ihrer Proklamation“[15] zeigt die Möglichkeiten und den legalen Weg der Proklamation einer Autonomie. Es ist wichtig, dass die Synode festgestellt hat, dass aus verschiedenen Gründen eine kirchliche Region innerhalb der Jurisdiktion einer Autokephalen Kirche für die bessere und wirksamere Verwaltung und Pastoral autonom verwaltet werden muss. Eine solche Autonomisierung ist, ohne der grundsätzlichen Ordnung zu schaden und die Harmonie innerhalb der Orthodoxie zu gefährden, als äußerst positiv für die Berücksichtigung der konkreten Probleme einer jeden Region zu werten. Die Autonomie wird von der Autokephalen Kirche gewährt, innerhalb derer sie existiert. Wenn in der Diaspora eine Autonomie gewährt werden soll, leitet dieses Verfahren der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel.

Das vierte Dokument behandelt das Thema „Das Sakrament der Ehe und seine Hindernisse“[16] Durch dieses Dokument der Panorthodoxen Synode bekundet die Orthodoxie ihre große Wertschätzung des Mysteriums der Ehe zwischen Mann und Frau, wie auch den großen Stellenwert der Familie, die in unserer Zeit ernsthaft gefährdet ist. Der Bund zwischen Mann und Frau in der Ehe stellen gewissermaßen eine kleine Kirche da. Die standesamtliche Trauung gilt nicht als Sakrament. Die Orthodoxe Kirche „gestattet ihren Mitgliedern weder gleichgeschlechtliche Verbindungen noch irgendeine Form des Zusammenlebens außer der Ehe.“ Es gelten nach wie vor die Ehehindernisse wie bisher. Bezüglich der Mischehen stellt das Panorthodoxe Konzil fest, dass gemäß Akribie eine solche Ehe nicht möglich ist. Jedoch kann jede Autokephale Kirche gemäß der Ökonomie (oikonomia), also gemäß pastoraler Nachsicht, eine solche Ehe erlauben.

Das fünfte Dokument „Die Bedeutung des Fastens und seine Praktizierung heute“[17] bestätigt die bisherige traditionelle Praxis des Fastens in der Orthodoxen Kirche und bekräftigt ihre Auffassung, dass das Fasten eine göttliche Anordnung ist, das nicht nur Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel bedeutet. Das Fasten betrifft das Gesamtleben der Gläubigen und es findet seine Krönung in der Teilnahme an der Hl. Liturgie und der Hl. Kommunion. Aus pastoralen Gründen gewährt die Orthodoxe Kirche auch Erleichterungen gemäß dem Prinzip der Ökonomie (oikonomia), sofern die Einhaltung der Akribie, also die Genauigkeit, nicht möglich ist.

Das sechste Dokument „Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt“[18] stellt das Ökumenismus-Dokument der Synode dar. Dieses Dokument wurde am meisten diskutiert und von vielen Gegnern der ökumenischen Annäherung in zentralen Punkten in Frage gestellt. Dabei wurden theologische und ekklesiologische Gründe herangezogen und sogar ein exklusivistisches kirchliches Selbstverständnis vorangestellt. Eine übertriebene apologetische Auffassung wollte beabsichtigen, die Reinheit des orthodoxen Glaubens zu verteidigen, als ob durch die ökumenische Annäherung der echte orthodoxe Glaube in Gefahr geriete. Solche Positionen gab es in allen Kirchen und in der letzten Zeit auch vermehrt gegen die positiven Entwicklungen des Papstes und Bischofs von Rom Franziskus. Man kann diesen sogenannten „Verteidigern“ des Glaubens nicht immer böse Absichten zumessen. Oft meinen sie es gut. Aber das Gegenteil von Gut ist nicht selten nur „gut gemeint“. Es ist daher nicht zu wegzuleugnen, dass solchen Einwänden mit Argumenten leider oft nicht zu begegnen ist. Daher waren die Schwierigkeiten innerhalb der Orthodoxen Kirchen nicht leicht zu überwinden, in manchen Regionen sind sie immer noch vorhanden und opponieren sogar gegen die beschlossenen Dokumente, insbesondere gegen das über „Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt“.[19]

Trotzdem ist es der Heiligen und Großen Synode der Orthodoxen Kirche gelungen, auch dieses Dokument durch die Zustimmung aller zehn orthodoxen Kirchenoberhäupter der Autokephalen Kirchen zu beschließen, die bei der Synode anwesend waren, jedoch mit einigen Stimmenthaltungen von einzelnen Bischöfen.

Das beschlossene Dokument bestätigt die bisherige vielfältige und reichhaltige ökumenische Tätigkeit der Gesamtorthodoxie sowohl im Bereich der Multilateralen als auch der Bilateralen Theologischen Dialoge und der Mitwirkung der Orthodoxen Kirche an der allgemeinen Ökumenischen Bewegung, bei der auch viele Orthodoxe Kirchen Gründungsmitglieder sind.

Das Panorthodoxe Konzil hat bekräftigt, dass die Orthodoxe Kirche unbeirrbar dem Wunsch Jesu dient, wie er bei seinem letzten Gebet ausgesprochen wurde „damit alle eins sind: Wie du, Vater in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21). Die Orthodoxe Kirche kommt diesem innigsten Wunsch Christi stets nach - unabhängig von manchen kleinen oder großen Widerständen auch in den eigenen Reihen. Auch der vielumstrittene Begriff Kirche für die nicht-orthodoxen Kirchen wurde beibehalten.

Das Panorthodoxe Konzil bekräftigte zudem das eigene ekklesiologische Selbstverständnis, dass die Orthodoxe Kirche die authentische Fortsetzung der „einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“ des Großen Glaubensbekenntnisses darstellt, lässt aber auch genug Raum für die Existenz der nicht-orthodoxen Kirchen und fordert und fördert den theologischen Dialog mit ihnen. Die jahrzehntelange Praxis aller Orthodoxen Kirchen innerhalb der Ökumenischen Bewegung kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Der Heiligen und Großen Synode der Orthodoxen Kirche ist es gelungen, in diesem Dokument eine Balance zu erreichen und frontale Konfrontationen mit den Antiökumenikern zu vermeiden. Jedoch werden „Bestrebungen gegen die Einheit der Kirche, die von einzelnen Personen oder von Gruppen unter dem Vorwand des Erhalts oder der angeblichen Verteidigung der wahren Orthodoxie unternommen werden, als verwerflich“ entschieden zurückgewiesen. Nur Synoden können über den wahren Glauben entscheiden. Das Dokument wörtlich: „Wie das ganze Leben der Orthodoxen Kirche bezeugt, ist die Erhaltung des wahren orthodoxen Glaubens nur durch das synodale System sicherzustellen, das immer die höchste Autorität in der Kirche in Fragen des Glaubens und der kanonischen Vorschriften dargestellt hat (Kanon 6 des Zweiten Ökumenischen Konzils).“ [20]  Die Absage also an alle Antiökumeniker ist also trotzdem mehr als deutlich. Es ist aber auch wichtig positiv festzustellen, dass die Grundprinzipien für die Wiederherstellung der christlichen Einheit, die in dieser Synode als Konsens der Orthodoxie bestätigt wurden, erlauben konkrete ökumenische Schritte zu setzen und wichtige neue Initiativen zu ergreifen, damit das ersehnte Ziel der Versöhnung und der Kirchengemeinschaft erreicht werden kann. Für die Verwirklichung dieses Zieles ist es erforderlich, die noch vorhandenen Schwierigkeiten und konkreten theologischen Probleme, die auf dem Weg der Ökumene noch stehen, mit Geduld und Ausdauer zu überwinden, wie es in diesem Dokument auch festgestellt wird. Die Synode fordert daher alle Orthodoxe Kirchen auf, beim Dialog zu bleiben, auch wenn nicht immer alle Ergebnisse zufriedenstellend sind. Solche Entwicklungen rechtfertigen aber in keinem Fall, dass manche Kirchen den Weg des Dialog verlassen. Allerdings müssen die Dialoge von Zeit zu Zeit richtig und objektiv evaluiert und möglicherweise, wenn es nötig ist, auch korrigiert werden. Für den ökumenischen Theologischen Dialog ist das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die Koordinationsinstanz. Das Ziel aller dieser Bemühungen wird von der Panorthodoxen Synode auch eindeutig klar formuliert: „Beten wir, dass alle Christen sich gemeinsam mühen, damit bald der Tag kommen möge, an dem der Herr die Hoffnung der Orthodoxen Kirchen erfüllt und es ‚eine Herde und einen Hirten‘ geben wird (Joh 10, 16).“[21]

Die zwei zusätzlichen wichtigen Dokumente der Synode, die Enzyklika und die Botschaft, fassen teils die Ergebnisse zusammen, konkretisieren Themen und Aufgaben und weisen auf manche direkte Konsequenz hin. Auch diese Dokumente sind wichtig und gehören zum Gesamtbild der bedeutungsvollen Arbeit dieser Synode.

 

5. Schlussbemerkungen

Die Bedeutung der Großen und Heiligen Synode der Orthodoxen Kirche liegt zunächst am Ereignis selbst. Dass nach vielen Jahrzehnten der Schwierigkeiten und der Hindernisse auf dem synodalen Weg der Orthodoxen Kirche alle Probleme überwunden wurden und nach gesamtorthodoxer Entscheidung doch die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche einberufen und abgehalten wurde, stellt ein historisches Ereignis für die Gesamtorthodoxie dar. Dass letztlich, trotz der panorthodoxen Entscheidung, vier Patriarchate der Synode fern geblieben sind, ist zwar sehr zu bedauern, mindert aber das gesamtorthodoxe Ereignis nicht. Denn alle Texte bzw. Entscheidungen wurden von panorthodoxen Kommissionen in mühevoller Arbeit vorbereitet und schließlich auch von allen Orthodoxen Kirchen angenommen. Die angenommenen Texte sind mit geringfügigen Änderungen, nach den entsprechenden Diskussionen innerhalb der Synode, im Wesentlichen identisch mit den vorher angenommenen Synodalentwürfen.

Der Abschluss des synodalen Weges durch die erfolgreiche Abhaltung dieser Synode hat die Synodalität der Orthodoxen Kirche maßgeblich gestärkt und zugleich gezeigt, dass die Orthodoxe Kirche imstande ist, durch die Verwirklichung der Synodalität ihre eigenen Probleme zu behandeln und zu lösen und ihre Gemeinschaft zu bezeugen und zu stärken. Und gerade auf diesem Weg befindet sich jetzt die Orthodoxe Kirche. Wir sind davon überzeugt, dass die Stärkung ihrer Gemeinschaft in der nächsten Zukunft noch deutlicher wird durch die Mitwirkung und Teilnahme aller Orthodoxen Kirchen bei einer folgenden panorthodoxen Synode.

Bei der Heiligen und Großen Synode der Orthodoxen Kirche in Kreta wurde auch beschlossen, solche panorthodoxen Synoden in einem Abstand von sieben bis zehn Jahren immer wieder einzuberufen. Bei diesen nächsten Synoden sollen auch die Themen behandelt werden, die bei der Synode von Kreta nicht behandelt wurden.

Was den Inhalt der Beschlüsse betrifft, kann gesagt werden, dass grundsätzlich diese Beschlüsse die reine Gesinnung des orthodoxen Glaubens in sämtlichen Bereichen und uneingeschränkt auf der Basis der orthodoxen Tradition, der Entscheidungen der Ökumenischen Konzilien und der Theologie der Kirchenväter gewahrt haben. Auf dieser Basis haben sie trotzdem das Wachstum der Kirche in der Gesellschaft von heute wahrgenommen, d.h. sich den heutigen Herausforderungen gestellt und die Weichen für die weitere richtige Entwicklung mit positiven Perspektiven gelegt. Das bedeutet, dass die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche mit ihren grundsätzlichen und hoffnungsvollen Beschlüssen den Weg geöffnet hat und die Freiheit der Autokephalen Ortskirchen gewährt hat, überall dort, wo konkrete pastorale Entscheidungen erforderlich sind, sie diese adäquat und vor Ort auch treffen können und dürfen. In diesem Sinne ist die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche der Zeuge und der Exponent der reinen orthodoxen Gesinnung in einer offenen und realitätsbezogene Dynamik zur Regelung der konkreten Probleme der Menschen in ihrer jeweiligen aktuellen und nicht selten schwierigen Situation. Das betrifft die heutige gesellschaftliche Ordnung und Politik, das betrifft die ökologische Problematik bei der Bewahrung der Schöpfung, das betrifft die sozioökonomische konkrete angespannte Situation, das betrifft die Medien und Nachrichtenmethoden, das betrifft das konkrete religiöse Leben in den heutigen und kontextuellen Lebensbereichen, z.B. die Fastenregeln, wie auch die pastorale Lösung für die gemischten Ehen und viele andere.

Diese Heilige und Große Synode ist von großer Wichtigkeit nicht nur für die Orthodoxe Kirche, sondern auch für die Nicht-Orthodoxen Kirchen und natürlich auch für Ökumene und noch konkreter für die Beziehungen der Orthodoxen Kirche mit den anderen christlichen Kirchen. Es ist daher ermutigend und hoffnungsversprechend, dass die Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche alle zur Fortsetzung aller ökumenischen Initiativen und Handlungen auffordert und alle Bestrebungen, die dagegen arbeiten, eindeutig verurteilt.

Abschließend kann ich hier feststellen, dass wir Gott gegenüber dankbar sind, dass diese Heilige und Große Synode der Orthodoxen Kirche stattgefunden hat. Wir sind aber auch Seiner Allheiligkeit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel zu Dank verpflichtet, dass er mit großen Anstrengungen, Geduld und Ausdauer, aber auch mit großem Können diese Synode einberufen und so meisterhaft und besonnen den Vorsitz geführt hat.

So hoffen wir, dass diese Synode mit Gottes Hilfe von allen rezipiert wird und ihre Entscheidungen in die Praxis unserer Kirchen umgesetzt werden. Das ist unsere Überzeugung, unsere Zuversicht und unser inniges Gebet!


[1] Vgl. dazu folgende, weiterführende Literatur: Hartwin Brandt, Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser. Eine Biographie. München 3. Auflage 2011; Manfred Clauss, Konstantin der Große und seine Zeit (Beck’sche Reihe 2042). München 1996; Jean Darrouzès, Notitiae Episcopatuum Ecclesiae Constantinopolitanae. Texte critique, introduction et notes. Paris 1981; Klaus M. Girardet, Der Kaiser und sein Gott. Das Christentum im Denken und in der Religionspolitik Konstantins des Großen (Millennium-Studien 27). Berlin 2010; Johannes Koder, Zu den Folgen der Gründung einer zweiten Reichshauptstadt an der „Peripherie“ des Römischen Reiches am Übergang von der Antike zum Mittelalter. Südost-Forschungen 48 (1989) 1-18; Gudrun Schmalzbauer, Überlegungen zur Idee der Oikumene in Byzanz, in: Wiener Byzantinistik und Neogräzistik, ed. Wolfram Hörandner u. a. Wien 2004, 408-419; Martin Tamcke, Das orthodoxe Christentum. München (Verlag C.H. Beck) 2004, 2. Auflage 2007; Timothy Ware (Bishop Kallistos of Diokleia), The Orthodox Church. Harmondsworth (Penguin Books) 1997; Ε. Χρυσός ed., Τό Βυζάντιο ὡς Οἰκουμένη. Πρακτικά τοῦ 16ου Διεθνοῦς Συμποσίου, Ἀθήνα 2005. Zur Dogmengeschichte der frühen Kirche vgl. Kaufmann, Kottje, Moeller, u.a. (Hg.), Ökumenische Kirchengeschichte. Bd. 1 Von den Anfängen bis zum Mittelalter, Darmstadt 2006; Karl Suso Frank, Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche, Paderborn 32002.

[2] Vgl. dazu Grigorios Larentzakis, Konziliarität und Kirchengemeinschaft. Papst Paul VI. und die Konzilien der römisch-katholischen Kirche, Zukunftsüberlegungen, in: R. Meßner, R. Pranzl (Hg.), Haec Sacrosancta Synodos. Konzils- und kirchengeschichtliche Beiträge, FS Bernhard Kriegbaum SJ, Regensburg 2006, 258-316; Kritisch zu dieser Argumentation mit weiterführender Biographie vgl. Johannes Grohe, Das II. Vatikanische Konzil im Gesamt der Ökumenischen Konzilien, in: AHC 43 (2011).

[3] Vgl. Noël Russieux, The Preparation and Reception of the Council, in: St. Vladimirs Theological Quarterly 60 (2016) 20-30. Zur möglichen Differenz zwischen offizieller Ratifizierung der Beschlüsse eines Konzils und deren faktischer Rezeption vgl. beispielsweise das Konzil von Ferrara-Florenz mit der Unionsbulle „Laetentur Coeli“ von 1439. Vgl. Sebastian Kolditz, Johannes VIII. Palaiologos und das Konzil von Ferrara-Florenz (1438/39), 2 Bände, Stuttgart 2013-2014; Umberto Proch, Die Unionskonzilien von Lyon (1274) und Florenz (1438-1445), in: Giuseppe Alberigo (Hg.), Geschichte der Konzilien, Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II, Düsseldorf 1993.

[4] Für eine Chronologie des langen Vorbereitungs- und Rezeptionsprozesses der Synode vgl. Noël Ruffieux, The preparation and reception of the Council, 11-32.

[5] Für eine Einführung in die Struktur der Orthodoxen Kirche(n) vgl. Karl Christian Felmy, Einführung in die orthodoxe Theologie der Gegenwart, Berlin 2011; Timothy Ware, The Orthodox Church, London 22012; Nikolaus Thon, Orthodoxe Kirche, Einheit in der Vielfalt, Freiburg im Breisgau 1981; Bernhard Sartorius, Die orthodoxe Kirche, Stuttgart 1985; Grigorios Larentzakis, Die orthodoxe Kirche, Ihr Leben und ihr Glaube, Graz – Wien 22001.

[6] Vgl. Noël Russieux, The Preparation and Reception of the Council, 15.

[7] Anastasios Kallis, Auf dem Weg zum Konzil, Theophano Verlag Münster, Münster 2013.

[8] Vgl. bezüglich der Entscheidungen der Vorsitzenden der Orthodoxen Kirchen über das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche, Τό Μήνυμα τῶν Ὀρθοδόξων Προκαθημένων, in Ἐκκλησία (2014), Bd. 3, 168 f. Für eine Besprechung der zu vorbereitenden Konzilsentwürfe vgl. St. Vladimir‘s Theological Quarterly 60 (2016), in dem Beiträge zahlreicher orthodoxer Theologen gesammelt sind.

[9] Grigorios Larentzakis führte in seiner am 20. Mai 2016 anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorats durch die Theologische Fakultät der Aristoteles Universität Thessaloniki gehaltenen Rede aus, dass die Zahl 24 eine relative ist und die Festlegung auch anders hätte ausfallen können. Larentzakis hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass die Gültigkeit und Bedeutung einer Synode nicht von der Anzahl der teilnehmenden Bischöfe abhängt und die Nicht-Teilnahme oder Abwesenheit einiger Bischöfe auch nicht die Zusammenkunft an sich oder die Beschlussfassung behindert. Schließlich sei aus dem historischen Befund bekannt, dass auch bei keinem der Ökumenischen Konzilien jemals alle Bischöfe der Kirche teilgenommen haben. Vgl. http://panorthodoxcemes.blogspot.co.at/2016/05/h.html [Zugriff am 14.2.2017].

[10] Alle offiziellen Verlautbarungen der Großen und Heiligen Synode sind auch online bereitgestellt unter: https://www.holycouncil.org/home [Zugriff am 21. 2. 2017].

[11] Der griechische Originaltext ist einsehbar unter: https://www.holycouncil.org/-/mission-orthodox-church-todays-world [Zugriff am 21. 2. 2017].

[12] Der Auftrag der Orthodoxen Kirche in der gegenwärtigen Welt, 5. Die Orthodoxe Kirchen gegen Trennungen, 2: „Ἡ Ὀρθόδοξος Ἐκκλησία ὁμολογεῖ ὅτι ἕκαστος ἄνθρωπος, ἀνεξαρτήτως χρώματος, θρησκείας, φυλῆς, φύλου, ἐθνικότητος, γλώσσης, ἔχει δημιουργηθῆ κατ’ εἰκόνα καί καθ’ ὁμοίωσιν Θεοῦ καί ἀπολαμβάνει ἴσα δικαιώματα ἐν τῇ κοινωνίᾳ“ (ebd.).

[13] Das ganze erste Kapitel des Dekrets behandelt die Würde des Menschen. So wird in 1, 2 betont: „Ἐπ’ αὐτῆς τῆς βάσεως εἶναι ἀπαραίτητον νά ἀναπτυχθῇ πρός ὅλας τάς κατευθύνσεις ἡ διαχριστιανική συνεργασία διά τήν προστασίαν τῆς ἀξίας τοῦ ἀνθρώπου, αὐτονοήτως δέ καί τοῦ ἀγαθοῦ τῆς εἰρήνης, οὕτως ὥστε αἱ εἰρηνευτικαί προσπάθειαι ὅλων ἀνεξαιρέτως τῶν Χριστιανῶν νά ἀποκτοῦν μεγαλύτερον βάρος καί δύναμιν“ (ebd.).

[14] Der Originaltext unter: https://www.holycouncil.org/-/diaspora [Zugriff am 21. 2. 2017].

[15] Der Originaltext unter: https://www.holycouncil.org/-/autonomy [Zugriff am 21. 2. 2017].

[16] Der Originaltext unter: https://www.holycouncil.org/-/marriage [Zugriff am 21. 2. 2017].

[17] Der Originaltext unter: https://www.holycouncil.org/-/fasting [Zugriff am 21. 2. 2017].

[18] Der Originaltext unter: https://www.holycouncil.org/-/rest-of-christian-world [Zugriff am 21. 2. 2017].

[19] Vgl. dazu auch: Johannes Oeldemann, Konzil auf Kreta, Herder Korrespondenz, 3/2016, 25-28.

[20] Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt, 22: „Ἡ Ὀρθόδοξος Ἐκκλησία θεωρεῖ καταδικαστέαν πᾶσαν διάσπασιν τῆς ἑνότητος τῆς Ἐκκλησίας, ὑπό ἀτόμων ἤ ὁμάδων, ἐπί προφάσει τηρήσεως ἤ δῆθεν προασπίσεως τῆς γνησίας Ὀρθοδοξίας. Ὡς μαρτυρεῖ ἡ ὅλη ζωή τῆς Ὀρθοδόξου Ἐκκλησίας, ἡ διατήρησις τῆς γνησίας ὀρθοδόξου πίστεως διασφαλίζεται μόνον διά τοῦ συνοδικοῦ συστήματος, τό ὁποῖον ἀνέκαθεν ἐν τῇ Ἐκκλησίᾳ ἀπετέλει τήν ἀνωτάτην αὐθεντίαν ἐπί θεμάτων πίστεως καί κανονικῶν διατάξεων“ (ebd.).

[21] Ebd., 24: „Ἡ Ὀρθόδοξος Ἐκκλησία ἔχει συνείδησιν τοῦ γεγονότος, ὅτι ἡ κίνησις πρός ἀποκατάστασιν τῆς ἑνότητος τῶν Χριστιανῶν λαμβάνει νέας μορφάς, ἵνα ἀνταποκριθῇ εἰς τάς νέας συνθήκας καί ἀντιμετωπίσῃ τάς νέας προκλήσεις τοῦ συγχρόνου κόσμου. Εἶναι ἀπαραίτητος ἡ συνέχισις τῆς μαρτυρίας τῆς Ὀρθοδόξου Ἐκκλησίας εἰς τόν διῃρημένον χριστιανικόν κόσμον ἐπί τῇ βάσει τῆς ἀποστολικῆς παραδόσεως καί πίστεώς της.“

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