Fastenhirtenbrief von Patriarch Bartholomaios I.
Gedenkgottesdienst für Kardinal König und 60jähriges Jubiläum der Stiftung „Pro Oriente“
Festakt zum Tag der Griechischen Sprache in der Metropolis von Austria
Sonntag des Zöllners und des Pharisäers in der Kirche zum Heiligen Georg in Wien

Osterbotschaft 2018 Seiner Allheiligkeit des Ökumenischen Patriarchen

Protokoll-Nr. 312

+ Bartholomaios,
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch
allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen
von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser

Geliebte Brüder und Kinder im Herrn!

Die Erfahrung der Auferstehung Christi, des alle errettenden Sieges also des Lebens über den Tod, ist der Kern des Glaubens, des Gottesdienstes, der Moral und der Kultur des orthodoxen Christenvolkes Gottes. Das Leben der orthodoxen Gläubigen wird in all seinen Aspekten und Dimensionen vom Glauben an die Auferstehung durchtränkt und gespeist. Es ist ein tägliches Osterfest. Dieses österliche Erleben ist nicht einfach nur eine Erinnerung an die Auferstehung des Herrn, sondern auch die Erfahrung unseres eigenen Neu-Werdens und die unerschütterliche Gewissheit, dass alles in der Endzeit vollendet wird.

Insbesondere in der eucharistischen Liturgie, die unlösbar mit dem „ersehnten und heiligen Tag“, dem Sonntag, verbunden ist, feiert die Orthodoxe Kirche diese existentielle Teilhabe an der Auferstehung Christi und erfährt den Vorgeschmack der Segnungen des Reiches Gottes. Beeindruckend ist der österliche und freudige Charakter der Feier der Eucharistie, die stets in einer Atmosphäre der Freude und des Jubels vollzogen wird und die endzeitliche Erneuerung alles Seienden, die Erfüllung der Freude, die Fülle des Lebens und den künftigen Überschwang der Liebe und der Erkenntnis darstellt.

Dies ist die erlösende Sicht der Gegenwart im Licht der letzten Dinge und des dynamischen Weges zum Reich, es ist die unauflösliche Verbindung und Verwobenheit des gegenwärtigen mit dem endzeitlichen Charakter der uns in Christus geschenkten Erlösung des Menschen und der Welt - eine Sicht, die dem kirchlichen Leben seine einzigartige Dynamik verleiht und die Gläubigen zu einem guten Zeugnis in der Welt anfacht. Der orthodoxe Gläubige hat einen besonderen Grund und ein starkes Motiv dafür, das Böse in der Gesellschaft zu bekämpfen, denn er erlebt in besonderem Maß den Widerspruch zwischen den letzten Dingen und den jeweiligen Gegebenheiten der Geschichte. In orthodoxer Sicht sind der Dienst am Mitmenschen, die Hilfe, die den bedrängten Geschwistern gemäß dem Herrenwort „Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan“(Mt 25,40) – gewährt wird, und die tatkräftige Liebe des Guten Samariters (s. Lk 10,30-37) - gemäß dem Wort des Kirchenvaters „Den halte für den Nächsten, der deiner bedürftig ist, und eile aus eigenem Antrieb, ihm zu helfen“ (Isidor von Pelusium) – die Verlängerung und der Ausdruck des eucharistischen Ethos der Kirche; sie sind die Offenbarung, dass die Liebe die gelebte Quintessenz des Lebens in Christus ist, bereits in diesem Leben ebenso wie im endzeitlichen Reich Gottes.

In diesem Zusammenhang versteht man auch, dass das liturgische Leben in der orthodoxen Kirche von der Erfahrung der „gemeinsamen Erlösung“, der Gabe der „gemeinsamen Freiheit“ und des „gemeinsamen Reiches“ und von der Erwartung der „gemeinsamen Auferstehung“ durchdrungen ist. Es herrscht das „wir“ vor, nämlich die Gemeinsamkeit des Lebens, die gemeinsame Teilhabe und das gemeinsame Sein, dies ist heilsame Identifizierung der in Christus geschenkten Freiheit mit der sich aufopfernden und lobpreisenden Liebe. Das ist auch die überwältigende Botschaft der festlichen Ikone der Auferstehung, des Abstiegs Christi in das Reich des Todes. Der Herr der Herrlichkeit, der in die tiefste Tiefe der Erde hinabsteigt und die Pforten des Hades zertrümmert, ersteht siegreich und hell strahlend aus dem Grab, nicht nur mit dem Siegesbanner, sondern mit Adam und Eva, die Er mit sich auferweckt, stützt und aufrichtet - und durch sie die ganze Menschheit und die gesamte Schöpfung.

Das Evangelium der Auferstehung, des „gemeinsamen Festes aller“, der allvermögenden Liebe, die die Macht des Todes gebrochen hat, ertönt heute in einer Welt, die erfüllt ist von sozialer Ungerechtigkeit und der Missachtung der menschlichen Person. Es erklingt in einer Welt, die für Flüchtlinge und ungezählte unschuldige Kinder zum Golgotha geworden ist. Dieses Evangelium der Auferstehung proklamiert unerschütterlich, dass das Leben der Menschen vor Gott absolute Würde hat. Es verkündet, dass die Leiden und Nöte, dass das Kreuz und Golgotha nicht das letzte Wort haben. Es kann nicht sein, dass die Peiniger über ihre tragischen Opfer obsiegen. Zwar befindet sich in der orthodoxen Kirche das Kreuz im Mittelpunkt der Frömmigkeit, doch ist es nicht die letzte Wirklichkeit und bestimmt auch nicht das Endziel der Ausrichtung des kirchlichen Lebens. Die eigentliche Bedeutung des Kreuzes besteht darin, dass es zur Auferstehung, also zur Fülle unseres Glaubens führt. Mit dieser Begründung rufen wir Orthodoxe aus: „Siehe, durch das Kreuz ist Freude gekommen in die ganze Welt!“ Es ist bezeichnend, dass in der orthodoxen Kirche die Feier der Leiden Christi im Passionsgottesdienst keinen ausgesprochenen Trauercharakter trägt, sondern Kreuz und Auferstehung miteinander verbindet. Denn das Leiden erschließt sich uns, wird uns erfahrbar durch die Auferstehung, die uns „von der Trauer erlöst“. In der orthodoxen Wahrnehmung ist die unauflösliche Verbindung von Kreuz und Auferstehung unvereinbar mit jeder Form von Introversion und Flucht in Mystizismen oder in einen selbstgefälligen Pietismus, die zumeist gegenüber den Leiden und Gefährdungen des Menschen in der Geschichte indifferent sind.

Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung steht heutzutage auch im Gegensatz zur arroganten Selbstvergötzung des zeitgenössischen Menschen, der säkularisiert, rationalistisch, von der Allmacht der Wissenschaft überzeugt, egozentrisch und dem Irdischen und Zeitlichen verhaftet und ohne Sehnsucht nach der Ewigkeit ist; sie ist gleichermaßen konfrontiert mit der Ablehnung der Menschwerdung und des gesamten Heilshandelns Gottes sowie des „Ärgernisses“ des Kreuzes, die im Namen der absoluten Transzendenz Gottes und der unüberbrückbaren Kluft zwischen Himmel und Erde vertreten wird.

Ehrwürdige Brüder und geliebte Kinder im Herrn,

deshalb rufen wir orthodoxe Gläubige, erfüllt mit der Erfahrung der lichtstrahlenden Auferstehung, die wir das Licht vom abendlosen Licht empfangen, die wir Gott in allem danken und die Sinne zum Himmel erheben, da wir bereits hier des Angelds und der Zusage der endzeitlichen Fülle des göttlichen Heilshandelns teilhaftig sind, in der Kirche den österlichen Gruß „Christus ist auferstanden!“ und bitten: Der Herr, der gelitten hat, ins Grab gelegt wurde und auferstanden ist, möge unseren Verstand, unser Herz und unser ganzes Leben erleuchten, unsere Schritte lenken zu jedem guten Werk und Sein Volk stärken, dass es das Evangelium der Liebe „bis an der Welt Ende“ (Apg. 1,8) bezeuge, zur Ehre Seines „über jeden Namen“ erhabenen Namens.

Phanar, Ostern 2018
+ Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

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