Patriarch Bartholomaios bei Bundespräsident Fischer

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Am Freitag, 7. November, ist Patriarch Bartholomaios in der Wiener Hofburg von Bundespräsident Heinz Fischer empfangen worden. Der Patriarch dankte dem Bundespräsidenten für seine Gastfreundschaft und betonte die Stellung der Bundeshauptstadt Wien im Dialog zwischen den verschiedenen Völkern und Religionen.  Nach dem Besuch beim Bundespräsidenten fuhr der Patriarch in den Archäologiepark Carnuntum. Dort nahm er an einer ökumenischen Gedenkfeier für verfolgte Christen teil.

In seiner Rede in der Wiener Hofburg unterstrich der Patriarch besonders die Rolle der Stiftung Pro Oriente, die den Dialog zwischen der Römisch-katholischen und der Orthodoxen Kirche maßgeblich mitgeprägt hat. Die Wichtigkeit des Dialoges und der Zusammenkunft formulierte der Patriarch mit den Worten: „Der Wert des Einvernehmens, der Zusammenarbeit und des christlichen Austausches auf der Basis des theologischen Wortes und von dessen Werk im allgemeinen, den die Stiftung Pro Oriente pflegt, hat in der zeitgenössischen Welt dringliche Priorität, im Besonderen an diesen Tagen, an denen sich der Glaubensfanatismus und die Intoleranz heftig und ungestüm auf internationalem Niveau entfalten und sich als außerordentlich gefährlich für die gesamte Menschheit erweisen“. Das 50-jährige Jubiläum dieser Stiftung, die von Kardinal Franz König ins Leben gerufen wurde, war auch der Anlass des Besuches des Patriarchen in Wien.

Am Abend des 7. November besuchte der Patriarch, gemeinsam mit seiner Delegation und Metropolit Arsenios von Austria das ehemalige römische Kastell Carnuntum bei Wien, wo eine Andacht für jene Menschen zelebriert wurde, die Opfer der Christenverfolgungen in der Geschichte aber auch in der heutigen Zeit und in den heutigen Konflikten wurden. So wurde jener gedacht, die „im festen Glauben an Gott und die Worte des lebenspendenden Evangeliums in den Märtyrertod gegangen sind, solange das Christentum von den Anhängern des Vielgötterglaubens als gefährliche und bedrohliche Entwicklung angesehen wurde“.

Der künstlerische Leiter von „Art Carnuntum“, Piero Bordin, lud nach der Andacht zu einer musikalischen Untermalung im Zeichen Joseph Haydns und einem gemeinsamen Abendessen ein. Herr Bordin erläuterte die Stellung Carnuntums in der spätantiken Geschichte, welche, bedingt durch die dort abgehaltene „Kaiser-Konferenz“ und die damit verbundene Etablierung der „Tetrarchie“ im Jahre 308, unschätzbar wichtig gewesen sei und sich direkt auf die römische Gesellschaft auswirkte, die wenige Jahre später durch das „Toleranzedikt von Mailand“ ihre Haltung zum christlichen Glauben radikal änderte. „Von diesem Ort“, so der Patriarch, „der reich an Symbolik ist, richten wir an jene, welche die politische Verantwortung im vereinten Europa tragen, aber auch an jene in den übrigen Ländern Europas, die Botschaft, indem wir betonen, dass für ganz Europa die Lehre unseres Herrn Jesus Christus eine bedeutende und integrale Rolle besitzt, welche, abgesehen von ihrer eschatologischen Dimension, beigetragen hat und beiträgt zu einer Entfaltung und Veredelung des menschlichen Ethos, zu einer Verkündigung von Tugenden und von Inhalten, welche der sozialen Entwicklung dienen, weil diese Aspekte stets Teil der europäischen Kultur waren.“

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