Ökumenischer Patriarch Bartholomaios fordert mehr weltweite Solidarität

Ökumenischer Patriarch Bartholomaios fordert mehr weltweite Solidarität

Zu mehr weltweiter Solidarität ruft der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. in seiner Fastenbotschaft auf. Der Patriarch warnt vor der gegenwärtigen “ausgedehnten weltumfassenden ökonomischen Krise”, die Folge einer individualistischen Lebensauffassung sei.  Seine Allheiligkeit spricht von der “Sünde des Egozentrismus”, die durch mehr soziale Gesinnung und die “Tugend der Solidarität” überwunden werden müsse.

 

Die Fastenbotschaft des Patriarchen im Wortlaut:

+ Bartholomaios
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch dem ganzen Volk der Kirche
Gnade und Friede von Christus, unserem Erlöser,
von uns aber Fürsprache, Segen und Vergebung


„Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag des Heils“.
(2 Kor 6,2-3)

Geliebte Brüder und Kinder im Herrn,

unsere orthodoxe Kirche rät uns, in dieser Zeit unsere Aufmerksamkeit der wahren Umkehr zuzuwenden, welche nach einem Wort des hl. Johannes Chrysostomus „der Schmelztiegel der Sünde“ ist. Die Umkehr ist das erste Thema der Verkündigung unseres Herrn Jesus Christus und die Quintessenz der christlichen Lehre. Sie ist die alltägliche Einladung der Kirche an uns alle.

 

 

Dennoch haben nur wenige Christen die Umkehr wirklich erfahren. Bisweilen betrachten wir sie als etwas, das nicht jeden von uns angeht, weil wir nicht zu uns kommen, weil wir uns unserer selbst nicht bewusst werden und nicht das Empfinden haben, in irgendeine Sünde gefallen zu sein. Aber wie uns der Lehrer des geistlichen Lebens, der hl. Mönchsvater Isaak der Syrer, belehrt und wie uns die meisten erfahrenen Väter unserer Kirche sagen, bedürfen „selbst die Vollkommenen der Umkehr.“ Denn die Umkehr ist nicht nur Reue über unsere Sünden und die darauf folgende Entscheidung, sie nicht zu wiederholen, sondern auch die Wandlung unserer Auffassungen zum Besseren hin, so dass sich unsere Auffassungen über Gott und die Welt beständig verbessern und die Liebe, die Demut, die Reinigung und der Friede zunehmen.

In diesem Sinn ist die Umkehr ein endloser Weg zur Vollkommenheit Gottes, die wir erstreben und auf die hin wir uns immer bewegen sollen. Da Gottes Vollkommenheit grenzenlos ist, ist auch unser Weg zur Angleichung an sie grenzenlos und unendlich. Es gibt immer wieder eine Ebene der Vollkommenheit, die höher ist als jene, auf der wir uns gerade befinden. Aus diesem Grunde müssen wir den geistlichen Fortschritt und unsere Wandlung erstreben – wie es der bis in den dritten Himmel erhobene und der Schau unsagbarer Geheimnisse gewürdigte Apostel Paulus von uns fordert, wenn er schreibt: „Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit durch den Geist des Herrn.“ (2 Kor 3,18)

In dem Maß, in dem unsere innere Welt, unser geistliches Auge, gereinigt wird, sehen wir uns selbst und alle Dinge schärfer. Und dieser Wandel, diese Besserung der Wahrnehmung der Dinge der Welt und der geistlichen Verfassung unserer selbst bedeutet Umkehr, also eine erneuerte und verbesserte Verfassung unseres Geistes, erneuert und verbessert im Vergleich zu derjenigen, in der wir uns bis jetzt befinden. In diesem Sinn ist die Umkehr eine grundlegende Voraussetzung des geistlichen Fortschritts und das Erlangen der Ähnlichkeit mit dem Gott unseres Lebens.

Gewiss muss die Umkehr, um wirklich Umkehr sein zu können, von entsprechenden Früchten begleitet sein, insbesondere von Vergebung und Wohltätigkeit gegenüber unseren Mitmenschen. Die von der Liebe zum Mitmenschen herrührende Bewegung unseres Herzens zu seiner Annahme und zur Befriedigung seiner Bedürfnisse, im Maß des Möglichen, ist ein grundlegendes Element der aufrichtigen Umkehr. Im Übrigen besteht der Weg der Umkehr aus der Anerkennung der Sünden und ihrem Bekenntnis, sowie daraus, nicht nachtragend zu sein, mit Inbrunst und Sorgfalt zu beten, barmherzig, demütig und liebevoll zu allen zu sein, das Böse durch das Gute zu besiegen, die Eitelkeit und die nichtige, sofort verwelkende Hoffart zu fliehen. „Der Unterschied zwischen dem Zöllner und dem Pharisäer …“ offenbart den Kampf der Umkehr in der menschlichen Seele und mahnt uns alle, „die überhebliche Rede des einen zu hassen und das ergriffene Gebet des anderen nachzuahmen“ und inständig unter Tränen zu beten: „Gott, sei uns Sündern gnädig und erbarme Dich unser!“

Die anbrechende Zeit der heiligen großen Fastenzeit bietet sich an, mitten in einer ausgedehnten, weltumfassenden ökonomischen Krise, unsere Mitmenschen materiell und geistlich zu unterstützen. Auf diese Weise handeln wir menschenliebend und stellen unsere Wandlung in der Abkehr von einer individualistischen, pharisäischen Lebensauffassung hin zu einer sozialen, altruistischen Zöllnergesinnung tatkräftig unter Beweis; so werden wir eine große und überaus nützliche Umkehr und Wandlung der Lebensweise und egozentrischen Einstellung bewerkstelligt haben. Dann werden wir die Umkehr von einer grundsätzlichen und falschen Lebenseinstellung als einen Übergang von der Sünde des Egozentrismus und der Eitelkeit des Zöllners zur Tugend der Solidarität, erfahren haben „indem wir die Erbarmen findende Demut und Einsicht des Zöllners erstrebt haben.“

Vom Patriarchenthron des hl. Johannes Chrysostomus, des Verkünders und erfahrenen Lehrers der Umkehr, mahnen wir mit ihm am Anfang dieser heilsamen Zeit der Reinigung des Herzens und des Geistes, die uns befähigt, das Leiden, das Kreuz, das Grab und die Auferstehung unseres Herrn nicht nur in Symbolen und Worten, sondern in Tat und Wahrheit zu empfangen , und bitten und flehen auch selbst als der Geringste unter seinen Nachfolgern: „Umkehr heißt, dass wir, die wir erneuert wurden und dann durch die Sünde gealtert sind, das Alter verlassen und uns erneuern … denn dort war alles nur Gnade.“

Seht also, Brüder und Kinder, vor uns liegt die Zeit der Gnade, die Zeit der Reue, die Rennbahn der Ernüchterung und der Übung, damit wir, „bevor wir sterben, für das Schauspiel unseres Heils sorgen“, in wahrer und erlebter Umkehr des Herzens angesichts dessen, „dass wir gesündigt, das Gesetz übertreten und Unrecht getan haben … und das Gebot“ des Herrn „nicht gehalten und nicht befolgt haben“. Es „schone uns der Allgegenwärtige und alles Erfüllende“, Christus, unser Gott, nach seinem großen und unergründlichen Erbarmen. Seine rettende Gnade sei mit Euch allen!
Heilige Große Fastenzeit 2014

Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

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