Fastenhirtenbrief von Patriarch Bartholomaios I.
Gedenkgottesdienst für Kardinal König und 60jähriges Jubiläum der Stiftung „Pro Oriente“
Festakt zum Tag der Griechischen Sprache in der Metropolis von Austria
Sonntag des Zöllners und des Pharisäers in der Kirche zum Heiligen Georg in Wien

Fastenbotschaft 2016

Protokoll-Nr. 284

Hirtenwort zu Beginn der heiligen und großen Fastenzeit

Bartholomaios,

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,

und Ökumenischer Patriarch allem Volk der Kirche Gnade und Friede von unserem Erlöser, dem Herrn Jesus Christus,

von uns jedoch Fürbitte, Segen und Vergebung

Brüder und im Herrn geliebte und gesegnete Kinder,

der Dichter der Psalmen führt auch in diesem Jahr alle orthodoxen Gläubigen durch das vom Heiligen Geist eingegebene Wort vom Erbarmen und von den Entscheidungen des Herrn in das Mysterium der heiligen großen Fastenzeit ein, wenn er sagt: „Der Herr schafft Barmherzigkeit und Recht allen, denen Unrecht geschieht.“ (Psalm 102,6) Denn der Herr „erfüllt dein Verlangen mit Gutem, erneuert wie dem Adler dir die Jugend“. (Palm 102,5)

Wie wir wissen, Brüder und Kinder im Herrn, ist jeder Mensch, da er nach dem Bild und Gleichnis Gottes erschaffen ist, ein Tempel des Herrn. Doch noch viel mehr sind wir, die wir auf Christus getauft, mit dem heiligen Myron gesalbt und dem schönen Ölbaum der Kirche aufgepfropft sind, Tempel des in uns wohnenden Heiligen Geistes – selbst dann, wenn wir uns durch zahlreiche freiwillige und unfreiwillige Sünden vom Herrn entfernen: „Sind wir untreu, so bleibt Er doch treu.“ (2 Tim 2,13)

Aber durch den Schmutz der Sünde wird die Gnade des Heiligen Geistes daran gehindert, in uns wirksam zu sein. Darum hat unsere heilige orthodoxe Kirche die jetzt beginnende Zeit des Fastens, die heiligen vierzig Tage, dazu bestimmt, dass wir uns in dieser Zeit durch die Buße reinigen und würdig werden, das lebenschaffende Leiden und die lichtbringende Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus von den Toten zu empfangen. „Komm, elende Seele, mit deinem Fleisch bekenne dem Schöpfer aller. Höre auf, dich wie vordem zu rechtfertigen, und bringe Gott in Buße Tränen dar!“ ruft der Dichter des Großen Kanons, der hl. Andreas von Kreta, allen Gläubigen zu. (Troparion der 1. Ode)

Die Kirche öffnet in ihrer Sorge für unser Heil und unsere geistliche Vollendung all ihren Gliedern die kommende Zeit der Umkehr und ermahnt sie zugleich, ein die materiellen Dinge und den Besitz liebendes Leben zu bekämpfen, jenes Leben, das die Seele wie „ein schweres Joch“ lähmt und zur Erde herunterzieht und so verhindert, dass sie ihre Schwingen spreizt und sich zum Himmel, zum Reich Gottes aufschwingt.

Durch die Buße und die Reinigung der Tränen bekleiden wir uns wieder mit der ursprünglichen Schönheit und dem von Gott gewebten Gewand, das wir nach dem Sündenfall verloren haben, als wir uns „mit dem Kleid der Schande wie mit Feigenblättern“ verhüllten.

Das Fasten, die Enthaltung von Speisen, von „nichtigen Gedanken und bösen Vorstellungen“ ist die Voraussetzung für den rechten, maßvollen und besonnenen Gebrauch der materiellen Güter in der Perspektive des sozialen Nutzens, so dass die für die gesellschaftliche und die natürliche Umwelt schädlichen, Folgen, die sich aus dem widersinnigen Missbrauch dieser Güter ergeben, entfallen. Was stattdessen bleiben soll, ist das „Fasten der Barmherzigkeit“, das nicht ein „Gericht über alle, die Unrecht leiden“ (Psalm 102,6) bedeutet, sondern Mitleid, Gnade und Erquickung für sie und für uns ein Fortschreiten auf dem Weg zum Ähnlichwerden mit Gott (Basilius d. Große).

Durch maßvollen Gebrauch werden die Materie und unser Leben geheiligt. Denn die vergängliche Materie ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zu unserer Heiligung. Entsprechend gilt auch für die vom Evangelium beschriebenen „Reichen“, welche die Güter besitzen und festhalten: Das Fasten muss zum Anlass für Selbstbegrenzung werden, mit dem Ziel, „dass sie reich werden an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes“ (vgl. Röm 15,13) und auf die heutigen Armen ihr Augenmerk richten, auf den heutigen „Lazarus“ der Menschheit, nämlich den Flüchtling.

Darüber hinaus dürfen wir, Brüder und Kinder, den wahren Geist des Fastens und der Enthaltsamkeit nicht vergessen, ohne den diese Übungen dem Herrn nicht gefallen. Denn der Apostel Jakobus, der Bruder des Herrn, sagt uns: „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.“ (Jakobus 1,27) Denn die Gnade, die das Fasten und die Enthaltsamkeit reichlich gewähren, erlangen wir nicht schon und allein durch die Beschränkung der Nahrungsaufnahme und dadurch, dass wir auf Nahrungsmittel verzichten. „Wenn ihr in Rechtsstreit und Zank fastet und den Armen mit Fäusten schlagt – wozu fastet ihr mir dann?“ fragt der Prophet Isaias. (Is 58,4) „Nicht dieses Fasten habe ich erwählt (…), sondern (…) brich dem Hungernden dein Brot und führe obdachlose Arme in dein Haus; wenn du jemanden nackt siehst, bekleide ihn ...“ (Is. 58,5-7) sagt und verkündet uns der Herr durch die Stimme seines Propheten.

Ganz besonders heute schenken uns Orthodoxen die Wirtschaftskrise, das Flüchtlingselend und die vielfältigen Schwierigkeiten, die weltweit und insbesondere in einigen Ländern und unter einigen Völkern auftreten, die Möglichkeit, diesen wahren Geist des Fastens zu pflegen, indem wir den Nahrungsverzicht mit Handlungen der Menschenliebe und der Solidarität mit denjenigen unter unseren Brüdern verbinden, die in unmittelbarer Not sind, mit den Leidenden, den Bedürftigen und Armen, den Obdachlosen und Flüchtlingen, mit denen, „die nichts haben, um ihr Haupt zu betten“ (Mt 8,20), mit denjenigen, welche die unerbittlichen Umstände des Krieges, der Nöte und Qualen zwingen, ihre angestammten Häuser zu verlassen und inmitten zahlreicher Gefahren, Bedrängnisse und Mühsale zu fliehen.

Wenn unser Fasten von einer solchen Zunahme unserer Menschenliebe und unserer Liebe zu den geringsten Geschwistern des Herrn ungeachtet ihrer Nationalität, ihrer Religion, ihrer Sprache und ihrer Herkunft begleitet wird, so wird es wie wohlduftender Weihrauch unmittelbar zu Gottes Thron aufsteigen, und Engel werden sich zu uns Fastenden gesellen, wie sie einst dem Herrn in der Wüste dienten.

Brüderlich und väterlich wünschen wir allen, die heilige Fastenzeit, in die wir nun eintreten, fruchtbar und eine Zeit der Heiligung sei, erfüllt von Gnade und Erkenntnis. Gott würdige uns, uns unangefochten dem lebenspendenden Kelch zu nahen, der lebenschaffenden Seite des Herrn, „aus der uns der zweifache Quell der Vergebung und der Erkenntnis entströmt.“ (Großer Kanon, Troparion der 4. Ode)

Seine göttliche Gnade und sein unerschöpfliches Erbarmen seien mit euch allen, Brüder und Kinder, damit uns in dieser dem Evangelium gemäßen Gesinnung das Fest der Feste und die Feier der Feiern, die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, geschenkt werde. Ihm seien die Herrlichkeit, die Macht, die Ehre und die Danksagung, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Heilige und Große Fastenzeit 2016

+ Bartholomaios, Erzbischof von Konstantinopel

Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

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