Freiheit und Gehorsam in der Orthodoxen Theologie und Kirche
Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn Arsenios
Die griechischen Freiheitskämpfer hatten während der Befreiungskämpfe des 19. Jahrhunderts gegen das Osmanische Reich den alle einenden Leitspruch: „Freiheit oder Tod“. Sie wollten damit ihren inneren Drang nach Freiheit zum Ausdruck bringen, der den Tod gegenüber der Unterjochung bevorzugte, weil diese Unterjochung, also die Unfreiheit, letztendlich den eigentlichen Tod darstellte. Sie unterschieden damit zwischen zwei Arten des Todes. Einerseits zwischen dem Tod des Lebens, der die Unfreiheit, die Unterjochung darstellte, und dem biologischen Tod andererseits. Zu betonen ist, dass sie dabei auf eine tiefgründig christliche Auffassung über das Leben aufbauten, die zwischen dem reinen biologischen Leben, dem Bios (βίος) und dem ontologischen Leben, der Zoe (ζωή) unterscheidet. Bios drückt hierbei die reine biologische Existenzebene des Menschen aus, die mit der Geburt anfängt und mit dem biologischen Tod aufhört. Zoe meint im Gegensatz dazu eine tiefgründige Lebensebene des Menschen, die über das Biologische hinausgeht. Sie drückt die Freiheit des pneumatologisch-somatischen Menschen aus, die sich in der Willensfreiheit und dem „Ἀυτεξούσιον“, wie es die Väter nennen, widerspiegelt.
