Fastenhirtenbrief von Patriarch Bartholomaios I.
Gedenkgottesdienst für Kardinal König und 60jähriges Jubiläum der Stiftung „Pro Oriente“
Sonntag des Zöllners und des Pharisäers in der Kirche zum Heiligen Georg in Wien

Altvater Moses: Das Mysterium der Reue

Die Beichte ist ein von Gott überliefertes Gebot und stellt eines der Mysterien unserer Kirche dar. Die Beichte ist keine typische, aus Gewohnheit „für das Gute“ und wegen der bevorstehenden Feste, übereilte und provisorische Handlung, welche aus einer Aufgabe oder Verpflichtung hervorgeht, und dem Zwecke der psychologischen Beruhigung dient. Die Beichte muss immer mit der Reue verbunden sein. Ein Altvater vom Heiligen Berg Athos sagte: „Viele beichten, wenige bereuen.“ (Aemilian aus Simonopetra).

 

Die Reue ist eine freie, gepflegte, interne, sorgfältige Ausarbeitung, der Aufreibung und der Trauer, wegen der Entfernung von Gott durch die Sünde. Die wahre Reue ist nicht mit der unerträglichen Trauer, mit übertriebenem Kummer und unerbittlichen Schuldgefühlen verbunden. In diesem Fall handelt es sich eher nicht um eine aufrichtige Reue, sondern um heimlichen Egoismus, Schaden, Zufügung auf das „ich“, Zorn auf uns Selbst, welches sich rächt, weil es ausgestellt und beschämt wird und so etwas nicht duldet. Reue bedeutet Wechsel des Geistes, der Mentalität, des Metabolismus, die Sporen der Sittenreinheit geben, Hass der Sünde. Reue bedeutet auch Liebe der Tugend, Gutmütigkeit, Wunsch, Bereitwilligkeit und Drang zur Wiederverbindung mit Christus durch die Gnade des allmächtigen Geistes. Die Reue bricht aus der Tiefe des Herzens auf, sie vollendet sich jedoch notwendigerweise im Mysterium der göttlichen und heiligen Beichte.

Der Beichtende beichtet wahrhaft und demütig angesichts des Beichtvaters, wie im Angesicht Christi. Kein Wissenschaftler, Psychologe, Psychoanalytiker, Psychiater, Soziologe, Philosoph, Theologe kann den Beichtvater ersetzen. Keine Ikone, sei sie auch die wundertätigste, kann das geben, was die Stola des Priesters gibt, d. h. die Vergebung der Sünden. Der Beichtvater übernimmt den Beichtenden, er adoptiert ihn und er schafft ihn geistlich neu. Deswegen heißt er „geistlicher Vater“. Die geistige Vaterschaft ist normalerweise lebenslänglich, heilig und stark, und zwar stärker als verwandtschaftliche Verbindung. Die geistige Geburt ist schmerzhaft. Der Beichtvater beobachtet mit Ehrfurcht vor Gott, „an den er Rechenschaft wiederzugeben hat“, mit Kenntnis, Demut und Liebe den Kampf des Beichtenden und führt ihn diskret an der Hand auf den Weg des Lebens in Christus.

Unsere heilige Mutter, die Orthodoxe Kirche, ist der Leib des auferstandenen Christus. Sie ist eine unendliche Heilanstalt zur Heilung der kranken, sündigenden Gläubigen von den Verletzungen, den Wunden und den Krankheiten der Sünde, den krankheitserregenden Dämonen und den giftigen, dämonischen Fallen und den Einflüssen der Leidenschaften, die von den Dämonen hervorgerufen werden.

Unsere Kirche ist weder eine Zweigstelle des Sozialministeriums noch wetteifert sie mit den verschiedenen Vereinen, um diese in der sozialen Wohltätigkeit zu übertreffen. Keineswegs verneint sie dieses wichtige und gutmütige Werk, welches sie reichlich und ausgezeichnet durchführt, sondern sie ist in erster Linie die Spenderin des Sinnes des Lebens, der Erlösung und des Heils der Gläubigen, „für welche Christus gestorben ist“, durch deren Beteiligung an den Sakramenten der Kirche. Die Stola des Priesters ist ein Hobel (wie der Altvater Paissios der Hagiorit sagte), welcher die Menschen poliert und in Ordnung bringt. Sie ist ein therapeutisches, Leidenschaften tötendes Skalpell und nicht die Sichel des Arbeitswahnsinns oder ein Symbol der Gewalt. Sie ist die Dienerschürze im Dienst der Menschen zu ihrer Heilung und Rettung.

Gott verwendet den Priester, um seinem Geschöpf zu verzeihen. Das sagt bezeichnenderweise das Gebet: „Gott vergibt dir durch mich, den Sünder, alles, sowohl in der heutigen Zeit als auch in der Zukunft. Und mögest du tadellos an seinem furchterregenden Altar erscheinen. Über die ausgesprochenen Vergehen brauchst du keine Sorge zu haben. Gehe in Friede”. Ungebeichtete Sünden werden den Menschen auch in der Zukunft belasten. Gebeichtete Sünden werden nicht nochmals gebeichtet. Das wäre so, als ob man nicht an die Gnade des Sakramentes glaubte. Gott kennt die Sünden. Aber zu ihrer Vergebung sollen Demut und Heilung erworben werden. Der manchmal stattfindende Vorwurf der Sünden hebt nicht die Liebe der Kirche auf, sondern stellt erzieherischen Besuch zum besseren Bewusstsein der Schulden dar.

Nach dem seligen Nikodemus dem Hagioriten „ist die Beichte eine freiwillige, durch den Mund stattfindende, ergreifende, anklagende, gerade, ohne Schande, entschlossene Offenbarung der bösen Taten und Worte und Gedanken, die zu einem richtigen Geistlichen erfolgt“. Der gotttragende Selige erwähnt kurzgefasst und wichtig, dass die Beichte willentlich, frei, ungezwungen und furchtlos stattfinden muss, ohne dass der Beichtvater Todesangst hat, das Bekenntnis des Beichtenden zu entbinden. Der Beichtende handelt mit Ergriffenheit, d. h. mit Bewusstsein des Bedauerns, welches die Sünde aufrichtig bei Gott hervorgerufen hat. Es gibt keine sentimentalen, heuchlerischen, mutlosen Tränen, sondern echte Ergriffenheit, die Zertrümmerung, Reue, Hass der Sünde, Liebe der Tugend, Kenntnis der Dankbarkeit gegenüber dem gnadenspendenden Gott bedeutet. Anklageeigenschaft bedeutet verantwortliche Beichte ohne Ausreden.

Viele und unterschiedliche Sachen werden gesagt. Am Ende gibt es einen zweckdienlichen, bedeutenden und hervorragenden Punkt: unsere Erlösung, um die wir uns nicht immer kümmern. Die Erlösung wird nur durch aufrichtige Reue und reine Beichte erreicht. Die Reue öffnet nicht nur das himmlische, sondern auch das irdische Paradies mit dem Vorgeschmack unaussprechlicher Freude des unendlichen Himmelreiches und des fantastischen Friedens von jetzt an.

Die beichtenden Menschen können die wahrhaft, echt Fröhlichen, die Friedlichen und Friedentragenden, die Prediger der Reue, der Auferstehung, der Verklärung, der Freiheit, der Gnade, des Segens Gottes in ihren Seelen und in ihrem Leben sein. Der Heilige Johannes Chrysostomos sagt, dass die reiche Gnade Gottes den Wolf zum Schaf macht. Keine Sünde übersteigt die Liebe Gottes. Keinem Sünder ist es unmöglich, heilig zu werden, wenn er dies möchte. Das beweisen uns die vielen reumütigen Heiligen aus dem Synaxarion.

Meine lieben Geschwister, die Stola des Beichtvaters kann wundertätiges Skalpell zur Entfernung der bösartigen Geschwüre werden, Tote auferwecken, die unordentliche Welt erneuern und verklären, Erde und Himmel erfreuen.

 

Vater Moses war Mönch des Heiligen Berges Athos

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