Papst Franziskus und Ökumenischer Patriarch Bartholomaios: Gemeinsame Erklärung zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung (1. Sept. 2017)
Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios haben zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung und die anschließende „Schöpfungszeit“ (1. September bis 4. Oktober) erstmals eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht.
Der Vorgänger von Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, Patriarch Dimitrios, hat den Weltgebetstag für die Schöpfung 1989 ins Leben gerufen, als er den 1. September – nach orthodoxer Einteilung des Kirchenjahres der Beginn der Indiktion, also des neuen Kirchenjahres – zum Tag des Gebetes für den Schutz der Umwelt und der Schöpfung erklärt hat.
2015 hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si die Wichtigkeit des gemeinsamen Bemühens aller herausgestrichen, die Umwelt, den Lebensraum aller Schöpfung, zu bewahren. Unter Bezugnahme auf das Ökumenische Patriarchat hat der Papst den 1. September ebenfalls zum Gebetstag für die Bewahrung der natürlichen Umwelt und der Schöpfung erklärt und wendet sich so gemeinsam mit der Orthodoxen Kirche an alle Menschen guten Willens, ihren Beitrag dazu zu leisten, die Schöpfung zu bewahren.
In der gemeinsamen Umweltbotschaft verurteilen Papst und Patriarch die Profitgier und eine ungehemmte Ausbeutung von Ressourcen und rufen zu einem neuen Lebensstil auf. An Verantwortungsträger in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur richteten sie den Appell, „den Schrei der Erde zu hören und sich um die Nöte der an den Rand Gedrängten zu kümmern.“ Besonders nehmen sie die Entscheidungsträger in Pflicht. Ohne deren gemeinsame Antwort könne es keine „echte und nachhaltige Lösung zur Veränderung der ökologischen Krise und des Klimawandels“ geben. Der Papst und das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen kritisieren die „unersättliche Lust, die begrenzten Ressourcen des Planeten zu manipulieren und zu kontrollieren“, sowie die „Gier nach grenzenlosem Gewinn an den Märkten“. Eine solche Sicht von Natur als Privatbesitz habe tragische und dauerhafte Folgen. Die Auswirkung des Klimawandels gehe vor allem zu Lasten der Armen.
Die Kirchenführer richten einen „dringenden Aufruf“ an alle Menschen, auf eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung hinzuwirken. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Gütern der Erde beinhalte „die Achtung gegenüber allen Menschen und allen Lebewesen“. Ihren Appell begründen der Papst und der Patriarch mit einer christlichen Sicht der Schöpfung. „Unsere menschliche Würde und unser Wohlergehen sind tief mit unserer Sorge um die ganze Schöpfung verbunden“, heißt es mit Verweis auf Texte der Bibel. In gleicher Weise rücken sie das Gebet ins Zentrum ihrer Initiative. Ziel sei, „unsere Wahrnehmung der Welt zu verändern, um unsere Beziehung zur Welt zu erneuern“. Dazu gehöre auf Seiten der Betenden auch „größere Einfachheit und Solidarität“ im Alltag.
Die Botschaft wurde vom Sitz des Patriarchen in Konstantinopel und vom Vatikan auf Englisch und in sechs weiteren Sprachen verbreitet, darunter auch auf Deutsch.