Osterbotschaft von Patriarch Bartholomaios 2024
Palmsonntag in der Kirche zum Heiligen Georg in Wien
Fünfter Fastensonntag in der Kapelle der Heiligen Hierotheos und Stephan in Budapest
Osterempfang im Bundeskanzleramt für die Kirchen und Religionen
Vierter Fastensonntag und Gründung einer neuen Pfarre in Mattighofen

Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen 2017

Protokoll-Nr. 315

Bartholomaios,
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch
allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen
von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser
***

Geliebte Brüder und Kinder im Herrn, dem Auferstandenen!

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Jo 16,33) Das sichert der Herr, der als einziger den Tod durch den Tod zertreten hat, den Menschen aller Zeiten zu. „Christus ist auferstanden!“ rufen auch wir von diesen heiligen Hallen des in der Welt erfahrenen Kreuzes und der Trauer allen, die nahe, und allen, die fern sind, zu. Und gleichzeitig ist dies auch ein Ort der Auferstehung; aus diesem Winkel der Welt – der Stadt Konstantins – geht die Botschaft aus: „Das Leben herrscht“ – weil jede Zerstörung und sogar der Tod selbst vernichtet ist.

Der Herr hat in seinem Erdenleben seine Jünger immer wieder auf die Trauer hingewiesen, die ihnen wegen seines Kreuzesopfers auf Golgota aber auch aufgrund ihres Wirkens und ihres Lebensweges in der Welt bevorstehe, – sowohl ihrer selbst als auch aller, die an Christus glauben würden. Er fügte allerdings bezeichnenderweise hinzu: „Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.“ (Jo 16,20)

Diese österliche und grenzenlose Freude erlebten zuerst die salbentragenden Frauen, als sie in aller Frühe zum Grab des Lebensspenders kamen und den kurzen Gruß des Herrn vernahmen: „Freuet Euch!“ (Mt 28,9) Diesen Auferstehungsgruß vernimmt auch die Mutterkirche von Konstantinopel und verkündet mit lauter Stimme: „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Lasst uns frohlocken und seiner uns freuen“ (Psalm 117,24 LXX). Der letzte Feind, der Tod, die Trauer, die Schwierigkeiten, das Verderben, die Trübsal und jede Versuchung wurden vom Herrn, dem siegreichen Menschensohn, besiegt und vernichtet.

Gleichwohl leben wir in einer Welt, in der uns durch die Massenmedien fortwährend unerfreuliche Nachrichten über terroristische Anschläge, Kriege an verschiedenen Orten, Naturkatastrophen, Probleme, die durch religiösen Fanatismus entstehen, Hunger, Flüchtlingselend, unheilbare Krankheiten, Armut, seelische Unterdrückung, Gefühle der Unsicherheit und andere damit in Zusammenhang stehende unerwünschten Situationen erreichen.

Angesichts solcher alltäglichen „Kreuze“, die wir Menschen mit „Murren“ auf uns nehmen, erinnert die heilige orthodoxe Kirche, unsere Mutter, uns daran, dass wir uns freuen dürfen, denn Christus, unser Herrscher, hat über alle gesiegt. Er bringt uns die Freude und erleuchtet alles.

Unsere Freude gründet in der Gewissheit des Sieges Christi. Wir haben die absolute Gewissheit, dass das wahre Gute dieser Sieger ist; denn Christus ist in die Welt gekommen, „und er zog aus ..., um zu siegen“ (Apk 6,2). Die Welt, in der wir ewig leben werden, ist Christus: das Licht, die Wahrheit, das Leben, die Freude, der Friede.

Die Mutterkirche, die heilige Große Kirche Christi, ist trotz ihres täglichen Kreuzes und ständiger Betrübnis ausschließlich der Freude zugewandt. Sie erfährt schon hier, in diesem Leben und ausgehend von diesem Leben das Reich Gottes. Von diesem heiligen Zentrum der Orthodoxie aus, aus dem Phanar des Glaubenszeugnisses, verkünden wir „in dieser lichtstrahlenden Nacht“, dass die Verheißung des Herrn „Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen“ (Jo 14,18) die Fortführung und das Ziel des Kreuzes und der Betrübnis ist, welches jeden Schmerz und jede Prüfung des Menschen aufhebt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt“. (Mt 28,20) Diese Botschaft sollten wir alle vernehmen; diese Botschaft soll der Mensch von heute hören, um sich selbst zurückzunehmen und Christus als seinen Weggefährten zu erkennen, ja, um ihn an seiner Seite zu sehen. Und er wird Ihn sehen, wenn er nur Sein Wort hört und in seinem Leben wahrmacht.

Diese Botschaft der Bezwingung des Todes durch das Leben, des Sieges des „heiteren Lichts“ der Osterkerze über die Finsternis der Konfusion, die Botschaft der Vertreibung der Bedrängnisse und Probleme durch das abendlose Licht der Auferstehung verkündet das Ökumenische Patriarchat der ganzen Welt. Es lädt alle Menschen ein, sie wahrzuhaben. Es ruft sie auf, mit Glauben und Hoffnung vor dem auferstandenen Christus, vor dem Mysterium des Lebens zu stehen und sich dem anzuvertrauen, der die Zügel der ganzen Schöpfung hält, dem auferstandenen Herrn, dem Herrn der Freude und des Frohmuts.

Brüder und Kinder im Herrn, Christus ist auferstanden! Die Gnade und das unermessliche Erbarmen unseres Herrn, der über das Leben herrscht und den Tod überwindet, seien mit Euch allen!

Phanar, Ostern 2017
+ Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

Lasset uns geziemend stehen, lasst uns stehen mit Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung!

Hirtenbrief zum Tag der Bewahrung der Schöpfung

Durch den Heiligen Geist wird die ganze Schöpfung erneuert, da sie zurückkehrt zum Anfang. (Stufengesänge im 1. Ton)

Gepriesen bist du, o Herr, Du allein erneuerst das Werk deiner Hände von Tag zu Tag. (Basilius d. Große)

Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst und im Herrn gesegnete Kinder,

der 1. September eines jeden Jahres wurde bekanntlich ursprünglich vom Ökumenischen Patriarchat – jüngst aber auch von der römisch-katholischen Kirche – dem Gebet um den Schutz der natürlichen Umwelt gewidmet. An diesem Tag bitten wir den Höchsten besonders darum, Seine Schöpfung mit Freude zu erfüllen, damit das Leben des Menschen in ihr angenehm und ertragreich sei. In dieses Gebet ist gewiss auch die Bitte eingeschlossen, der unvermeidliche Klimawandel der Natur möge innerhalb der Grenzen dessen bleiben, was dem Menschen sein Überleben und der Natur ihre Nachhaltigkeit gestattet.

Dennoch verhält sich die Menschheit – teilweise oder zur Gänze – auf eine Weise, die zu dieser Bitte im Widerspruch steht. Wir beuten die Natur in einem Maß aus, dass unvorhergesehene und unerwünschte Umweltveränderungen zwangsläufig werden – zum Nachteil für ihren normalen Lauf und für unser Leben. Doch insgesamt führen das Handeln einzelner Menschen ebenso wie weitergehende private und staatliche Anstrengungen zur Veränderung der natürlichen Umwelt mit dem Ziel, sie noch mehr auszubeuten, einzig und allein zur Zerstörung der Harmonie der „sehr guten“ Schöpfung Gottes.

Wir alle, die wir verstehen, dass die Gefahr des Klimawandels auf unserem Planeten auf Grund menschlicher Aktivitäten täglich zunimmt, erheben unsere Stimme, um mit Nachdruck darauf hinzuweisen, und bitten alle, gemeinsam zu überlegen, was wir tun können, „um zu verhindern, dass um der Bereicherung willen das Leben zugrunde geht“ (Deklaration der Vereinten Nationen).

Darum bemühen wir als Ökumenischer Patriarch uns seit vielen Jahren, die Gläubigen unserer Kirche und alle Menschen guten Willens über die großen Gefahren zu informieren, die der zunehmende Verbrauch bzw. Missbrauch der Ressourcen mit sich bringt, der einen gravierenden Klimawandel zur Folge hat und die Nachhaltigkeit der natürlichen Umwelt gefährdet.

Wir orthodoxe Christen haben von den Kirchenvätern gelernt, unsere Bedürfnisse weitestmöglich einzuschränken. Dem Ethos des Konsums stellen wir das Ethos der Enthaltsamkeit entgegen. Ein Ethos der Selbstbeschränkung auf das unumgänglich Notwendige. Das bedeutet nicht Entbehrung, sondern vernünftigeren Verbrauch und moralische Verurteilung der Verschwendung. „Haben wir nur Nahrung und Kleidung, so wollen wir uns daran genügen lassen“ (1 Tim 6,8), mahnt uns Christi Apostel. Christus selbst hat nach der Vermehrung der fünf Brote und der Speisung der 5000 – ohne Frauen und Kinder – den Befehl gegeben, das Übriggebliebene zu sammeln, „damit nichts verlorengehe“ (Jo 6,12). Unglücklicherweise haben die modernen Gesellschaften die Befolgung dieses Gebotes aufgegeben und sich der Verschwendung und dem maßlosen Konsum zur Befriedigung eines nichtigen Gefühls von Sättigung hingegeben. Dieses Verhalten kann jedoch so verändert werden, dass durch eine geeignete Lebensweise Mittel und Ressourcen geschont werden.

Brüder und Kinder in dem uns allen gemeinsamen Schöpfer, unserem Herrn,

wir Menschen zerstören die Schöpfung durch unsere Unersättlichkeit, unsere exklusive Bindung an die Erde und die irdischen Güter, die wir, wie der „törichte Reiche“ des Evangeliums, unablässig vermehren wollen. Wir vergessen den Heiligen Geist, in dem wir leben, uns bewegen und sind. Das bedeutet, dass die Auseinandersetzung mit der ökologischen Krise in einer gemeinsamen Anstrengung gelingen kann, aber stets im Heiligen Geist, durch dessen Gnade unsere menschlichen Unternehmungen gesegnet werden und die ganze Schöpfung erneuert wird und zu dem Anfang, an dem sie von Gott „sehr gut“ erschaffen war, zurückkehrt. Darum ist ja auch die Verantwortung des Mitschöpfers, des mit freier Selbstbestimmung ausgestatteten Menschen, bei der Bewältigung der ökologischen Krise so groß.

Die Erde ähnelt „einer riesigen Müllhalde“ (Papst Franziskus, Enzyklika 2015). Doch dieser Müll ist nicht nur materieller, sondern vor allem geistiger Natur. Dieser Müll geht seinem Wesen nach aus dem durch die Leidenschaft versklavten Denken des Menschen selbst hervor. Wir aber, die orthodoxen Christen mit unserem unerschütterlichen Glauben an den Schöpfer der ganzen Schöpfung, den All-Erhalter und Herrn, sind aufgerufen, auch beim Schutz der ganzen Schöpfung Evangelisten und Apostel zu sein, d.h. der gegenwärtigen, in Unordnung geratenen Welt mit neuer Kraft das Evangelium der Freude zu verkünden, die schlafende geistliche Natur des vielfältig und auf vielerlei Weise geprüften Menschen zu wecken und eine Botschaft der Hoffnung, des Friedens und der wahrhaften Freude, des Friedens und der Freude an Christus, zu verkünden.

Indem wir uns dazu bekennen und diese Wahrheit von den Stufen des Heiligen Apostolischen und Patriarchalen Ökumenischen Throns verkünden, ermahnen wir alle zu geistiger Wachheit, zur Abkehr von durch die Leidenschaft versklavtem Denken und eigennützigem Handeln, damit wir in Eintracht mit dem Nächsten und der von Gott „sehr gut“ erschaffenen Schöpfung leben können – und beten und bitten mit dem „die Natur aller Dinge erhellenden“ Basilius d. Gr.: „Gepriesen bist du, o Herr, Du allein erneuerst das Werk deiner Hände von Tag zu Tag. Gepriesen bist du, o Herr, denn du hast das Licht und die Finsternis geschaffen und beide voneinander geschieden! Gepriesen bist du, o Herr, denn Du wirkest und wandelst alles. Du vertreibst den Schatten des Todes und wendest den Tag zum Dunkel der Nacht! Gepriesen bist du, o Herr, Du hast den Menschen nach Deinem Bild und Gleichnis erschaffen, den Tag für die Werke des Lichts und die Nacht zur Erquickung der Natur des Menschen…!“

Das ist unsere Botschaft. Das ist unsere Überzeugung. Das ist unsere Mahnung an alle: Lasset uns geziemend stehen, lasst uns stehen mit Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung!

Die Gnade und das unermessliche Erbarmen unseres Herrn, des Schöpfers der ganzen – sichtbaren und der unsichtbaren – Schöpfung, seien mit euch allen und mit der ganzen Welt, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

1. September 2015

+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel,

   Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

Patriarch Bartholomaios: „Christus hat den Tod ein für allemal besiegt“

Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios,
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch
allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen
von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser

Liebe Mitbrüder im priesterlichen und bischöflichen Dienst und im Herrn geliebte Kinder,

Christus ist auferstanden!

Alle orthodoxen Gläubigen feiern auch in diesem Jahr voll Freude die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus und singen: „Wir feiern des Todes Tötung, des Hades Niederlage, den Beginn des neuen ewigen Lebens. Frohlockend besingen wir den Urheber unseres Heils.“ (Strophe aus dem Osterkanon)

Während wir voll Freude die Auferstehung des Herrn als eine Realität des Lebens und der Hoffnung feiern, vernehmen wir aus der uns umgebenden Welt Schreie und Todesdrohungen, die aus allen Himmelsrichtungen diejenigen ausstoßen, die glauben, die Unterschiede zwischen den Menschen durch die Tötung ihrer Gegner beseitigen zu können – ein Verhalten, das nur ihre Unfähigkeit beweist. Denn durch die Provokation, welche die Tötung eines Mitmenschen bedeutet, durch die Feindseligkeit gegenüber dem, der anders ist, der sich also unterscheidet, wird die Welt nicht besser, noch werden dadurch die Probleme der Menschen gelöst. Außerdem stimmen alle, insbesondere die denkenden Menschen jeder Epoche, darin überein, dass das Böse durch das Gute, aber nicht durch das Böse besiegt werden kann.

Die Probleme werden dadurch wirklich gelöst, dass wir der Würde der Person ehren und anerkennen und ihre Rechte respektieren. Im Gegensatz dazu werden Probleme jeder Art geschaffen und verschärft, wenn wir die menschliche Person verachten und ihre Rechte mit Füßen treten, insbesondere, wenn es sich um die Schwachen handelt, die die Gewähr haben müssen, sich sicher fühlen zu können. Und die Starken müssen Gerechtigkeit walten lassen, damit der Friede herrschen kann.

Doch Christus ist von den Toten auferstanden und hat auch dadurch bewiesen, dass der Tod unfähig ist zu herrschen und die Welt dauerhaft zu verändern. Was der Tod bewirkt, ist umkehrbar, denn es ist entgegen dem Augenschein vorläufig. Es hat weder Wurzeln noch Lebenskraft, während Christus, der den Tod ein für allemal besiegt hat, unsichtbar gegenwärtig ist.

Auf Ihn setzen wir unsere Hoffnung und glauben deshalb, dass das Recht auf Leben allen Menschen zusteht. Das Leben und die Auferstehung schenkt uns er, Jesus Christus, der den Tod und seine Macht über den Menschen zertreten hat. Nur auf Ihn und Seine Lehre darf der Mensch hoffen. Der Glaube an Christus führt zur Auferstehung, zur Auferstehung von uns allen. Der Glaube und die Verwirklichung Seiner Lehre im Leben führen uns zu unser aller Erlösung, aber auch zur Lösung unserer Probleme in der Welt.

Brüder und Kinder,

die Botschaft der Auferstehung, diese Überwindung der menschlichen Ohnmacht verkündigt das Leben angesichts einer hinfälligen Welt und der menschlichen Verwirrung. Vom Ökumenischen Patriarchat aus rufen wir, als durch Gottes Erbarmen berufener Vorsteher der Orthodoxen Liebe in der Wahrheit, jeden Menschen dazu auf, das zu erkennen und zu leben. Denn wir glauben, dass nur dadurch die durch die menschliche Konfusion „gestohlene“ Hoffnung, „unsere Hoffnung“ und die Hoffnung der ganzen Welt, wiedererlangt werden kann.

Möge das Licht der Auferstehung die Herzen aller erleuchten, so dass sie sich gemeinsam mit all ihren Mitmenschen in Liebe, Friede und Eintracht im Sohn und Wort Gottes freuen können, der das Licht, die Wahrheit und das Leben der Welt ist.

Ihm allein, dem von den Toten auferstandenen Herrn der Herrlichkeit, der „über das Leben herrscht und dem Tod gebietet“, der da lebt in Ewigkeit und „denen in den Gräbern das Leben schenkt“, gebühren die Herrlichkeit, die Ehre und die Danksagung. Amen.

Phanar, Ostern 2015

+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

Ökumenischer Patriarch : Hirtenbrief zur Fastenzeit 2015

Hirtenbrief zum Beginn der heiligen großen vierzigtägigen österlichen Fastenzeit

+ Bartholomaios

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,

und Ökumenischer Patriarch dem ganzen Volk der Kirche

Gnade und Friede von Christus, unserem Erlöser,

von uns aber Fürsprache, Segen und Vergebung

„Die Rennbahn der Tugenden ist eröffnet. Die ihr kämpfen wollt, ziehet ein!“

(2. Stichir der Laudes des Sonntags der Vergebung)

 

Geliebte Brüder und Kinder im Herrn!

Unser Herr Jesus Christus gliedert uns seinem Leib ein und ruft uns dazu auf, heilig zu werden, „denn“, sagt Er, „ich bin heilig“ (1 Petr 1,16). Unser Schöpfer will, dass wir in Gemeinschaft mit Ihm sind und seine Gnade genießen, also an Seiner Heiligkeit teilnehmen. Die Gemeinschaft mit Gott ist ein Leben in Umkehr und Heiligkeit. Die Entfernung von Gott, die Sünde, wird von den Kirchenvätern mit der „Bosheit des Herzens“ gleichgesetzt. „Die Sünde entspringt nicht der Natur, sondern der falschen Entscheidung“ (Theodoret von Cyrus, 1. Dialog – Immutabilis, P.G. 83, 40 D) oder der Bosheit des Geistes. Aber „niemand, der den Glauben verkündet, sündigt“, sagt der hl. Ignatius von Antiochien.

Die Heiligkeit ist eine Eigenschaft des Herrn, welcher „der Darbringende und der Dargebrachte, der Empfangende und der Hingegebene“ ist. Der Priester, der durch die Gnade das Mysterium der Göttlichen Eucharistie feiert, bietet den Gläubigen Leib und Blut Christi, also „den Heiligen das Heilige“, dar und vernimmt sogleich von der versammelten Gemeinde die Antwort: „Einer ist heilig, einer der Herr, Jesus Christus, zur Ehre Gottes des Vaters“, „der genossen, aber niemals verzehrt wird, sondern, die daran teilhaben, heiligt“.

Für den Kampf des Menschen um die „Ähnlichkeit“ mit Gott, für diesen Kampf, für den der Mensch geschaffen wurde, also für den Kampf um die Heiligkeit, die einzig und allein auf die Erlösung des Menschen abzielt, hat die eine, heilige, katholische und apostolische orthodoxe Kirche „gottgeziemend“ eine Zeit des Jahres als Zeit des Gebetes und des Flehens zur Bezwingung der Leidenschaften der Seele und des Leibes „bestimmt“.

Diese Zeit beginnt morgen. Sie ist die heilsame Vorbereitung auf „das große, heilige Pascha Christi“. Sie ist die heilige große Fastenzeit, die wir begehen, indem wir „Gebete darbringen und um Verzeihung bitten“, damit wir wahrhaft „mit allen Heiligen“ das Pascha kosten – „heilig“ geworden dadurch, dass wir vor Gott und den Menschen bekennen, „Tongefäße“ zu sein, die täglich von dem Bösen zerbrochen werden; dass wir uns bekennen als solche, die „fallen und wieder aufstehen“. Dass wir unsere menschliche Unvollkommenheit, unser Unvermögen und unsere Nichtigkeit vor Gott bekennen, indem wir Buße tun und, obwohl wir „heilig“ sind durch unsere Taufe, des Abends, des Morgens und des Mittags und zu jeder Zeit und jeder Stunde wiederholen: „Einer ist heilig, einer der Herr, Jesus Christus, zur Ehre Gottes des Vaters“.

Wir laden also, Brüder und Kinder, alle orthodoxen Gläubigen, die Kleriker und die Mönche dazu ein, unser Leben jederzeit, besonders aber in dieser heiligen und großen Fastenzeit umzuwandeln in eine unserem Nächsten geltende Bemühung, sich schon jetzt noch wahrer auf die Teilhabe an dem abendlosen Reich des Herrn, dem „neuen Pascha“, vorzubereiten. Wir laden alle ein zu einem Leben in Heiligkeit und geistlichem Kampf, damit die Welt und wir als „wahre Gabe“ und als „vollkommenes Geschenk“ die Fähigkeit erlangen, die Sünde zu besiegen. Denn „jeder, der von Gott stammt, tut keine Sünde … Er kann nicht sündigen, weil er von Gott stammt“ (1 Jo 3,9-10).

Lasst uns also mit unserer ganzen Seele, nicht finster, sondern freudig und jubelnd in dieses geistliche Stadion der Tugenden einziehen und uns bewaffnen „mit dem Licht der Liebe, dem Blitz des Gebetes, der Reinheit der Keuschheit, der Kraft des Mutes“ und den Herrn begleiten und bitten, „uns, die wir Gefahr laufen, von Ihm getrennt zu werden, nicht zu missachten“ (Doxastikon des Sonntags der Kreuzverehrung), sondern uns zu würdigen, „erleuchtet zur Auferstehung nach drei Tagen, die die Welt mit dem Licht der Unverweslichkeit erhellt, zu gelangen“ (aus dem Offizium des Montags der ersten Woche der Fastenzeit).

Brüder und Kinder in Christus,

die heilige große Fastenzeit ist als Zeit der Vorbereitung und der Umkehr eine Stimme unseres Gewissens, die, innerlich und unausgesprochen, unser persönliches Gericht bedeutet. Wenn es uns bei einer falschen Handlung antrifft, protestiert es lauthals, denn nach dem erfahrenen Prediger der Buße, dem heiligen Andreas von Kreta, gibt es nichts in der Welt, was stärker wäre als dieses. Deshalb muss jeder durch die Buße mit seinem Gewissen Frieden halten, so dass wir „im Feuer des Gewissens ein mystisches Brandopfer darbringen“, indem wir unsere Leidenschaften „aufgeben“ und sie als Opfergaben der Liebe zum Mitmenschen so darbringen, wie der Herr sich selbst „für das Leben und das Heil der Welt“ dargebracht hat. Nur dann wird auch für uns die Verzeihung aus dem Grab auferstehen und nur dann werden wir als Menschheit ein Leben in gegenseitigem Respekt und in gegenseitiger Liebe führen, weit weg von den furchtbaren Verbrechen, die in diesen Tagen die ganze Welt erschüttern. In diesem Kampf haben wir als Mitstreiter die Heiligen und besonders die allheilige Mutter unseres Herrn, die durch ihre Fürbitten wie ein anderes Bad „das Gewissen reinigt“.

Darum ermahnen und bitten wir als geistlicher Vater unserer orthodoxen Gläubigen auf der ganzen Welt uns selbst und einander, mit Eifer in die von morgen an eröffnete Rennbahn der Tugenden einzuziehen, „nichts Widersinniges erwägend, nichts Ungesetzliches tuend“, sondern fortschreitend in der Gnade, um unser Gewissen „in guter Einsicht“ durch die Buße zu reinigen und dabei die Gewissheit zu haben, dass am Ende Himmel und Erde, alles „Sichtbare und Unsichtbare“ von dem Licht der Auferstehung des Herrn werden erleuchtet werden.

Wir aber, die wir „vor den Türen des Tempels des Herrn“ stehen, werden, wenn wir auf würdige Weise leben, mit dem Lichtgewand der Nachahmung Christi bekleidet und des „neuen Trankes“ aus der Quelle der Unsterblichkeit gewürdigt werden, die Freude des seligen Grabes des Herrn kosten und in der Kirche „bis zur Schwelle des Altars“ gelangen werden, bis an den Ort, an dem „die furchterregenden Mysterien vollzogen werden“. Amen.

Heilige Große Fastenzeit 2015

+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel,

Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

Weihnachtsbotschaft von Patriarch Bartholomaios I. 2014

Weihnachtsbotschaft des Ökumenischen Patriarchen

+ B A R T H O L O M A I O S

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,

und Ökumenischer Patriarch

allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen

von Christus, unserem in Bethlehem geborenen Erlöser

Im Herrn geliebte Brüder und Kinder,

Christus kommt vom Himmel, zieht Ihm entgegen!“

Gott ist auf Erden erschienen und zugleich mit Ihm sind der vollkommene Mensch und die unantastbare Würde der menschlichen Person erschienen. Gerade wir heute erleben auf besondere Weise den durch den Sündenfall herbeigeführten Zustand, in dem wir täglich Gelegenheit haben, zu verstehen, was das Psalmwort bedeutet: „Alle sind abgewichen, alle zumal sind unnütz geworden. Es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen.“ (Psalm 13,3 & Röm 3,12-13).

Vor der Menschwerdung Christi konnte der Mensch sich die unantastbare Würde der menschlichen Person nicht vorstellen, denn nach dem Sündenfall wurde er schwach und verkam. Nur die Menschen, die sehr erleuchtet waren, ahnten auch vor der Menschwerdung Christi etwas von dieser Würde der Person und beantworteten die Frage des Psalmendichters: „Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst?“ (Psalm 8,5) mit der Botschaft: „Du hast ihn nur wenig unter die Engel erniedrigt, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ (Psalm 8,6)

Diese höchste Würde der Person hat der Herr, der Mensch gewordene Gott, uns offenbart. Und seitdem wird sie immer wieder in Verlautbarungen von Staaten, Regierungen, gesellschaftlichen Gruppen und internationalen Abkommen aufgegriffen, die sich auf die Würde der menschlichen Person und ihre Rechte beziehen.

Dessen ungeachtet sind wir gegenwärtig täglich Zeugen der Herabwürdigung der menschlichen Person in ihrer schlimmsten Form, ihrer Schmähung und Entehrung. Wenn wir der Herrlichkeit und der Ehre, mit welcher Er, der „für uns einer von uns geworden“ ist, obwohl er zugleich unser Schöpfer ist, die menschliche Person bekleidet hat, würdig sein wollen, sind wir verpflichtet, alles zu tun, was möglich ist, um dem äußerst weit verbreiteten Verhalten, das die menschliche Person der Verächtlichkeit preisgibt, ein Ende zu bereiten.

Erschrocken nehmen wir wahr, dass sich das „Drama von Betlehem“ beständig wiederholt. Denn um ein Drama handelt es sich und nicht um ein erfreuliches Ereignis, wenn der in Windeln gewickelte und in einer Krippe liegende Sohn und Logos Gottes verkannt wird und wenn sein Geschöpf, der Mensch, nicht mehr als „Bild Gottes“ gilt.

Unsere heilige orthodoxe Kirche und ihre Theologie lehren, dass der Mensch und der menschliche Leib vollkommenen Respekt verdienen, denn sie wurden mit Gott und mit dem Fleisch gewordenen Herrn vereint. Darum sind wir alle verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass der große Wert der menschlichen Person von allen geachtet wird.

Mit großer Beklommenheit und tiefem Schmerz verfolgen das Ökumenische Patriarchat und unsere geringe Person die von Tag zu Tag anschwellende Gewalt und Barbarei, die weiterhin viele Gegenden unseres Planeten heimsuchen, insbesondere den Nahen Osten, und dort vor allem die Christen – oft im Namen der Religion. Wir werden aber nicht aufhören, von diesem heiligen Zentrum der Orthodoxie aus allen zu verkünden, unseren Brüdern, den Vorstehern der orthodoxen Kirchen, und den Vorstehern der übrigen christlichen Kirchen, den Vertretern der Religionen, den Führern der Staaten, allen Menschen guten Willens, ja sogar jenen, die sich durch andere bewogen oder aus eigenem Antrieb selbst in Gefahr begeben, um ihre Mitmenschen, die ja auch Geschöpfe Gottes sind, zu töten, allen also zu verkünden, dass es keine Form wahrer und echter Religiosität oder Spiritualität geben kann, die ohne Liebe zur menschlichen Person existiert. Ein ideologisches, gesellschaftliches oder religiöses Gebilde, das den nach Gottes Bild erschaffenen Menschen verachtet und befiehlt oder gestattet, unsere Mitmenschen auf grausame und primitive Art zu töten, hat mit Sicherheit nichts mit dem Gott der Liebe zu tun.

Wir richten, geliebte Brüder und Kinder, unseren Blick auf den Zustand, in dem sich die heutige Welt befindet, und verurteilen die schrecklichen Ereignisse, die von Unduldsamkeit und Feindschaft hervorgerufen werden, welche die Menschheit quälen und die uns durch die modernen Kommunikationswege ungehindert zu Ohren kommen, die uns als Bilder vor Augen treten und uns so in Schrecken versetzen als Vorzeichen jener furchtbaren Dinge, die noch ausstehen. Als machtvolles Heilmittel gegen die gegenwärtige Gewalt stellen wir die „äußerste Armut“ Gottes heraus, welche die Weisen und die Welt in Erstaunen versetzt und deren Wirkkraft die Liebe ist. Diese Armut ist die mystische Kraft Gottes, die mystische Kraft der orthodoxen Kirche, die mystische Kraft des Volkes der Christen. Es ist jene Kraft, die durch die Liebe jede Art von Gewalt und Bosheit besiegt und hinter sich lässt.

Mit dieser Einschätzung des Zustands unserer Welt äußern wir aus Anlass des diesjährigen Festes der Geburt Christi zugleich unseren Wunsch, dass wir alle die Freude der absoluten Würde der Person, des Mitmenschen und das Ende der Gewalt in jeder Form erleben mögen. Der „Bote des großen Ratschlusses“, der „Friedensfürst“, Christus, unser Erlöser, befähigt uns, die Gewalt durch die Liebe zu besiegen.

Die Gnade und das unermessliche Erbarmen des geborenen und Mensch gewordenen Herrn der Herrlichkeit, des Friedens und der Liebe seien mit euch allen!

Weihnachten 2014

+ Bartholomaios von Konstantinopel,

euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

«Kommt, alle Gläubigen, lasset Kommt“, Brüder und Kinder im Herrn, „empfanget Licht von dem abendlosen Licht“ des Phanars, des heiligen Zentrums der Orthodoxen, und lasst uns alle zugleich und gemeinsam preisen „Christus, den von den Toten Auferstandenen“

Osterbotschaft Seiner Allheiligkeit

Ökumenisches Patriarchen Bartholomaios

Finster war die seelische Befindlichkeit der Jünger des Herrn nach seiner Kreuzigung, denn durch die so erfolgte Tötung des Herrn zerstoben die Hoffnungen seiner Jünger, er werde mit ihnen zusammen eine politische Herrschaft ausüben. Sie hatten den triumphalen Einzug Jesu Christi nach der Auferweckung des Lazarus in Jerusalem erlebt und die wunderbare Speisung der fünftausend Männer, nicht mitgezählt die Frauen und die Kinder, durch fünf Brote und zwei Fische – und beides für ein Vorzeichen ihrer weltlichen Herrschaft gehalten. Die Mutter der Söhne des Zebedäus hatte sogar die Bitte geäußert, ihre Söhne sollten einer zur Rechten und einer zur Linken des Herrn thronen, wenn dieser seine Herrschaft antrete. All das hatte sich auf Grund des furchtbaren Ereignisses der Hinrichtung Jesu Christi wie ein kindlicher Traum verflüchtigt.

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„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt“

Weihnachtsbotschaft des Ökumenischen Patriarchen 
BARTHOLOMAIOS
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch
allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen
von Christus, unserem in Bethlehem geborenen Erlöser
Im Herrn geliebte Brüder und Kinder,

„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“ (Isaias 9,5)

Begeistert und freudig kündigt uns der Prophet vorausschauend vor vielen Jahrhunderten die Geburt des Kindes Jesus aus der immerwährenden Jungfrau an. Gewiss, damals, zur Zeit der Volkszählung des Kaisers Augustus, fand sich kein Ort in der Herberge, die Jungfrau aufzunehmen, die empfangen hatte vom Heiligen Geist, und so war ihr Verlobter und Beschützer, der heilige Josef, genötigt, sie in eine Höhle zu führen, zur Krippe der Tiere, damit sie das Kind gebären könne.

 

Himmel und Erde willigen ein, indem sie dem Schöpfer Dank sagen: „ … ein jegliches Deiner Geschöpfe bringt Dir den Dank dar: Die Engel den Lobpreis, die Himmel den Stern, die Weisen die Gaben, die Hirten das Staunen, die Erde die Höhle, die Wüste die Krippe, doch wir als Mutter die Jungfrau.“ Die Hirten wachen bei ihrer Herde und halten Nachtwache, und Engel schauen staunend das Mysterium und lobpreisen (Vesper von Christi Geburt).

Die Süße der Heiligen Nacht der Geburt Christi umfängt wiederum die ganze Welt. Und inmitten des menschlichen Mühsals und der Qualen, der Krise und der Krisen, der Leiden und der Feindschaften, der Beunruhigungen und der Enttäuschungen vergegenwärtigt sie so realistisch und aktuell wie nie zuvor das Mysterium der Menschwerdung des göttlichen Wortes, das wie Regen auf das Vlies in den Schoß der immerwährenden Jungfrau Maria herabkam, um Gerechtigkeit und Fülle des Friedens sprossen zu lassen (s. Psalm 71,7).

Im Schweigen und im Frieden der Heiligen Nacht der Geburt Christi tritt der Anfanglose, der Unsichtbare, der Unbegreifliche, der Stofflose, der Immerseiende, Jesus Christus, im Fleisch, unkenntlich, unverstellt, arm und unerkannt in das Drama der Geschichte ein. Zugleich kommt er als „Bote des großen Ratschlusses, Ratgeber, (…) Machthaber, Friedensfürst, Vater des kommenden Äons“ (Jes 9,6).

Ja, er geht als Mensch aus der jungfräulichen Mutter hervor, löst die Verstrickung der Sünde und schenkt durch seine Gnade und sein Erbarmen einen Ausweg aus der Ausweglosigkeit des Lebens, und ein Ziel, Würde, Inhalt, exemplarisches Ethos und Vorbild in den Wirren des menschlichen Lebens.

Der Herr hat die ganze menschliche Natur angenommen und geheiligt. Der vorewige Gott hat es auf sich genommen, als Embryo im Schoß der Gottesgebärerin getragen zu werden. So hat er das menschliche Leben von seinem allerersten Stadium an geehrt und uns gelehrt, den Menschen vom Beginn seines Daseins an zu respektieren. Der Schöpfer des Alls ist herabgekommen, als Kindlein geboren und von der Jungfrau gestillt zu werden. So hat er die Jungfräulichkeit und die Mutterschaft geehrt, im geistlichen und im leiblichen Sinn. Darum mahnt der hl. Gregor d. Theologe: „Ihr Frauen, bleibt Jungfrauen, um Christi Mütter zu werden!“ (38. Rede zum Fest der Erscheinung, PG 36, 313 A)

Und der Herr verfügte die eheliche Gemeinschaft von Mann und Frau in der Familie. Die Institution der christlichen Familie ist die Keimzelle des Lebens und der Brutkasten einer seelisch und körperlich gesunden Entwicklung der Kinder. Darum ist es die Schuldigkeit der Kirche, aber auch die Pflicht der Regierung jedes Volkes, die Institution der Familie auf vielfältige Weise zu stärken.

Damit ein Kind gesund und normal heranwächst, bedarf es einer Familie, in der Mann und Frau wie ein Leib, ein Fleisch und eine Seele harmonisch zusammenleben und sich einander unterordnen.

Wir sind uns dessen sicher, dass alle geistlichen und kirchlichen Oberhäupter, wie einst die Hirten auf dem Feld, aber auch die Mächtigen der Welt diese göttliche Wahrheit und Wirklichkeit, die wir auch am diesjährigen Weihnachtsfest vom Ökumenischen Patriarchat aus verkünden, kennen und anerkennen. Wir alle müssen die Gründung und den Bestand natürlicher Familien unterstützen, damit sie seelisch gesunde und glückliche Bürger hervorbringen, die vom Gefühl der Sicherheit erfüllt sind und sich auf das Empfinden des Schutzes durch einen starken und schützenden Vater und eine liebende und sorgende Mutter stützen. Das sind Familien, wie sie Gott gefallen.

Wir laden das ganze Volk unserer heiligen orthodoxen Kirche dazu ein und rufen es dazu auf, dass es in einem seiner Berufung würdigen Wandel dafür Sorge trage, alles Mögliche zu tun, um die Institution der Familie zu stützen.

Brüder, „die Nacht ist vorgerückt, der Tag hat sich genaht“ (Röm 13,12). Schon eilen die Hirten nach Bethlehem, verkünden das Wunder und laden uns ein, ihnen zu folgen wie andere „von Freude erfüllte Sterndeuter“ (Troparion der 4. Ode des Orthros des Festes von Christi Geburt) und ihm kostbare Gaben darzubringen: „Lauteres Gold dem König der Äonen, Weihrauch dem Gott über alle, Myrrhe dem Unsterblichen und doch drei Tage Toten.“ (Stichiron idiomelon der Vesper des Festes der Geburt des Herrn)

Gemeint sind die Gaben unserer Liebe, unseres Glaubens und unserer Bewährung als orthodoxe Christen in unserem Lebenswandel und nach der Überlieferung unserer Familien, der Kirchenväter und der Kirche, die über Jahrhunderte hinweg in Geltung stand und unsere gesegnete Gesellschaft erhalten hat. Die Keimzelle ihres gottgefälligen Lebens und Wachstums ist, wir wiederholen es, die Familie.

Brüder und Kinder,

2013 Jahre sind seit der Geburt Christi im Fleisch vergangen.

2013 Jahre lang wird Christus in der Person der Ohnmächtigen unablässig von Herodes und seinen zeitgenössischen Nachahmern jeder Art verfolgt.

2013 Jahre sind vergangen, und Jesus wird verfolgt in der Person der Christen in Syrien – und nicht nur dort.

2013 Jahre sind vergangen, und Christus flieht als Flüchtling mit ihnen – nicht nach Ägypten, sondern in den Libanon, nach Europa, nach Amerika und anderswohin, um in der Unsicherheit der Welt Sicherheit zu finden.

2013 Jahre sind vergangen, und das Kind Jesus ist noch immer gefangen mit den beiden Bischöfen Paulus und Johannes aus Syrien, mit den orthodoxen Nonnen und vielen namenlosen und namhaften Christen.

2013 Jahre sind vergangen, und Christus wird zusammen mit denen gekreuzigt, die gequält und ermordet werden, weil sie den Glauben an IHN nicht verraten wollen.

2013 Jahre sind vergangen, und Jesus wird täglich getötet in der Person von tausenden ungeborener Kinder, deren Eltern nicht zulassen, dass sie geboren werden.

2013 Jahre sind vergangen, und Christus wird verhöhnt und geschmäht in der Person jener unglücklichen Kinder, die unter der Krise der Familie, unter Not und Armut leiden.

Der Herr, der gesagt hat: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan“ (Mt 25,40), kam und kommt auch an diesem Fest seiner Geburt, um den Schmerz, die Trauer und die Leiden der Menschen aufzuheben. Für sie ist er aus der Jungfrau hervorgegangen. Für sie ist er Mensch geworden. Für sie hat er gelitten, ist er gekreuzigt worden und auferstanden. Also für uns alle. Also mag ein jeder von uns sein persönliches Kreuz auf sich nehmen, damit wir Gnade und Erbarmen finden zur rechten Zeit. Damit „Gott mit uns“ sei, der geborene Emmanuel, der Erlöser und Herr. Amen.

 

Phanar, Weihnachten 2013

 

† Bartholomaios von Konstantinopel, euer aller inständiger Fürbitter bei Gott.

Osterbotschaft 2013 des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.

Geliebte Mitbrüder und liebe gottliebende Kinder der Kirche,

Christus ist auferstanden!

Die Botschaft der Auferstehung, welche die salbentragenden Frauen, die Myrophoren, den Jüngern Christi verkündeten, wurde von diesen als reine Phantasie aufgefasst. Und doch erwies sich die für ein Märchen gehaltene Nachricht als Wahrheit. Mehrfach erschien der auferstandene Christus seinen Jüngern.

Auch in unserer Zeit halten die Rationalisten die Botschaft von der Auferstehung für ein Märchen. Im Gegensatz dazu beschränken wir Gläubigen uns nicht darauf, nur zu glauben, sondern wir erfahren die Auferstehung als ein unumstößliches Ereignis in unserem Leben.

 

Wenn es nötig ist, besiegeln wir unser Zeugnis durch die Preisgabe unseres Lebens. Denn im auferstandenen Christus überwinden wir den Tod und werden von der Furcht vor ihm befreit. Unser Mund füllt sich mit Freude, wenn wir sagen: Christus ist auferstanden! Unsere Heiligen, die für die Welt tot sind, leben unter uns und antworten auf unsere Bitten. Die Welt nach dem Tod ist realer als die Welt vor dem Tod. Christus ist auferstanden und lebt mitten unter uns. Er hat uns versprochen, bis zum Ende der Welt bei uns zu bleiben. Und tatsächlich: Er ist bei uns – als Freund, als Bruder, als Arzt und als Spender jeglichen Gutes.

Gepriesen sei unser Gott, der von den Toten auferstanden ist und allen das ewige Leben schenkt. Wo ist, Tod, Dein Sieg? Christus ist auferstanden und hat “den einst maßlos Prahlenden als lächerlich dem Spott preisgegeben” (s. 9. Ode des Kreuz-Auferstehungskanons im vierten Ton, Dichtung des hl. Johannes von Damaskus). Alles ist von Licht erfüllt und unsere Herzen von grenzenloser Freude.

Und nicht nur von Freude, sondern auch von Kraft. Wer an die Auferstehung glaubt, fürchtet den Tod nicht. Und die Seele dessen, der den Tod nicht fürchtet, ist unerschrocken und unzerbrechlich; denn was für die vielen und die Ungläubigen die schrecklichste Herausforderung bedeutet, ist für den gläubigen Christen ein Geschehen von geringer Bedeutung, denn es ist ja der Eingang zum Leben. Der gläubige Christ erlebt die Auferstehung auch schon vor seinem physischen Tod.

Die Folge des Erlebens der Auferstehung ist die Verwandlung der Welt. Die Auferstehung begeistert die Seele. Und die begeisterte Seele zieht die anderen Seelen mit sich, denselben Weg zu gehen, jene Seelen, die von den wahren Erfahrungen der Freude über die Unsterblichkeit berührt werden. Die Auferstehung ist Grundstein unseres Glaubens. Sie ist die Kraft, die die Welt besiegt hat, trotz der gegen sie gerichteten harten Verfolgungen. “Das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat, unser Glaube” (1 Jo 5,4) an die Auferstehung. Durch die Auferstehung wird der Mensch Gott der Gnade nach. Durch den Sieg des Lichtes der Auferstehung über die unreinen Leidenschaften wird unseren Seelen die göttliche Liebesglut verliehen, eine fremdartige Liebe, die das menschliche Maß übersteigt.

Christus ist also auferstanden! Unsere Herzen werden von dem Licht und der Freude der Auferstehung überströmt. Lasst uns mit Aufrichtigkeit und Einfalt vor den auferstandenen Christus treten. Denn Gott, der wie der Prophetenfürst David sagt vom Himmel her unsere Herzen erkennt, “wird ein zerschlagenes und demütiges Herz nicht verachten” (Psalm 50/51, 19).

Die Auferstehung ist unsere Kraft, unsere Hoffnung, unsere Freude, unser Frohlocken. Durch die Auferstehung überwinden wir den Schmerz und die Trauer über alle Übel des natürlichen irdischen Lebens. Die Auferstehung ist die Antwort Gottes auf die Verzweiflung des von den Schrecknissen der Welt verwundeten Menschen.

Angesichts der Schwierigkeiten und Leiden, welche die Welt heute quälen, lassen wir den Mut nicht sinken. Das Zusammenkommen der verängstigten Jünger des Herrn im Obergemach zu Jerusalem schenkt uns Kraft. Wir haben keine Angst, denn wir lieben alle Menschen eben so, wie uns der geliebt hat, der sein Leben für uns dahingegeben hat. Unser als Gott und als Mensch auferstandener Herr ist unsichtbar unter uns. Es genügt, dass wir Liebe haben; und wir haben sie. Und mit der Liebe erkennen wir die Kraft des Mysteriums. Was für ein Mysterium!

Selbst wenn andere nach Menschenart zögern und “mit den Garben ihrer Taten die Kornhügel aufhäufen” (vgl. das erste Sticheron der Vesper am Sonntag des Verlorenen Sohns) wir rühmen uns. Und selbst wenn wir “die Spreu der Taten der Ungerechtigkeit und unsere Leidenschaften” nicht “im Windhauch der Menschenliebe vom Korn trennen” und “die Garben unserer Taten nicht ausbreiten auf der Tenne der Reue”, so ist doch der auferstandene Christus die Liebe und vertreibt das Dunkel jeglicher Art und die Angst, die um uns herum herrscht, und kommt zu uns und in die Welt, auch wenn die Türen unserer Herzen oftmals verschlossen sind. Und er bleibt unverbrüchlich bei uns wegen des Kreuzes der Liebe. Er ruft uns auf zum Frieden. Er schenkt uns seinen Frieden. Die Mächtigen dieser Welt verkünden und versprechen einen Frieden, der niemals erfahrbare Wirklichkeit geworden ist. Die Kraft der Liebe, des Friedens und der Weisheit Gottes übersteigt aber jegliche menschliche Angst. Sie ist nicht innerhalb der vorhandenen Realität oder in einzelnen Meinungsäußerungen zu finden. Sie ist das Herz und die Mitte der Ereignisse. Sie ist das Herz der Menschheit. Sie ist der Mittelpunkt des Lebens. Sie herrscht über Lebende und Tote. Sie ist die Wahrheit.

Die unbestreitbare Überlegenheit dieser Kraft hält unsichtbar die Zügel und lenkt alles zu einer Zeit, in welcher der Geist vieler im weltlichen Sinn “Mächtiger” verfinstert ist.

In dieser Zeit eines allgemeinen weltumspannenden Auseinanderbrechens ist die Hoffnung aller Enden der Erde, die Weisheit Gottes, das Vorhandensein des Zusammenfügens und der Harmonie. Im Moment des Zerfalls und des bevorstehenden Todes existieren die Auferstehung und das Wachsen des Vertrauens auf den Herrn.

Der Friede Dessen, der durch seine Entäußerung den Tod im Tod zertreten hat und die Freude über die Liebe strömen hervor und heilen den stets bedrängten und gequälten Menschen unserer Zeit und die mit ihm mitgequälte und mitbedrängte Schöpfung, die “die Erlösung und die Annahme an Sohnes Statt erwarten” … “zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes” (vgl. Röm 8,20-23).

Väter, Brüder und Kinder, der Herr ist wahrhaftig auferstanden!

Ostern 2013

+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel

Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

Botschaft des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios zum Beginn der Fastenzeit 2013

+  Bartholomaios
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch dem ganzen Volk der Kirche
Gnade und Friede von Christus, unserem Erlöser,
von uns aber Fürsprache, Segen und Vergebung

Geliebte Brüder und Kinder im Herrn,

die heiligen Väter, die alles gut angeordnet haben, haben auch bestimmt, dass dem großen Fest der Auferstehung des Herrn eine Zeit der Enthaltsamkeit und der geistlichen Reinigung vorausgehen soll, die vierzig Tage dauert. Die Enthaltsamkeit wird zwar auch durch die Einschränkung von Nahrungsmitteln, also durch Fasten, aber hauptsächlich dadurch geübt, dass wir uns jeglicher Schlechtigkeit/Bosheit enthalten. Bezeichnenderweise betont der Dichter der Hymnen, dass das wahre und Gott gefällige Fasten darin besteht, sich dem Bösen/Schlechten zu entfremden: in der Beherrschung der Zunge, im Verzicht auf Zorn, in der Trennung von schlechten Begierden, von Denunziation, von Lüge und Meineid, in der Wiedergutmachung für zugefügtes Unrecht, in der Vertreibung leidenschaftlicher Versuchungen, durch aufrichtige Beichte, Reinigung des Gewissens, “das stärker ist als alles in der Welt”, durch Selbstbeherrschung gegenüber “schädlichen Leidenschaften, Mord und Hass, jeglicher Schlechtigkeit”, durch Vermeidung der “Abschweifung des Geistes”, durch das Bekenntnis der fehlerhaften Taten. Denn “der Richter steht vor der Tür”; der, der Herzen und Nieren prüft, “der Allgegenwärtige und alles Erfüllende” (Großer Kanon des hl. Andreas von Kreta).

Die leibliche Enthaltsamkeit zielt auf die Reinigung des Geistes und seine Bindung an die Liebe zu unserem Herrn und Gott Jesus Christus sowie zugleich auf die Liebe zu unseren Mitmenschen, die auch den Beweis dafür liefert, dass wir die Jünger dessen sind, der sie liebt. Unsere Liebe muss sich im Tun bewähren, und das heißt, dass wir für unsere Mitmenschen Opfer bringen müssen. Denn Liebe, die darauf verzichtet, dem Geliebten die erforderlichen materiellen und geistigen Güter darzubieten, ist nur ein leeres Wort. Besonders in der gegenwärtigen großen moralischen und wirtschaftlichen Krise müssen wir, sofern wir die Möglichkeit dazu haben, dem Mitmenschen heiter, liebevoll und respektvoll helfen. Unsere Freude über die Auferstehung des Herrn wird nur dann umfassend sein, wenn auch unsere Hilfe für Seine Brüder, für die Geringsten Seiner Brüder, für unsere Mitmenschen, umfassend ist. “Wer seinen Nächsten liebt wie sich selbst, der besitzt nicht mehr als der Nächste ... Du bist in demselben Maße ärmer an Liebe, wie du reicher bist als er”, lehrt der untrügliche Mund der Väter (Hl. Basilius d. Gr., An die Reichen, P.G. 31,281B).

Die Welt glaubt unglücklicherweise, die Freude sei untrennbar damit verbunden, Reichtum, Ehre, Würdigungen und andere Freuden zu erlangen und festzuhalten. “Nichts ist unnützer als ein Mann, der nicht zu lieben versteht.” Und “wenn du jemanden siehst, der körperlicher oder seelischer Hilfe bedarf, sage nicht zu ihm: "Warum hat ihn dieser oder jener nicht geheilt?" Vielmehr befreie ihn von der Krankheit und gib nicht anderen die Verantwortung für die Sorglosigkeit ... Denn wenn du ihm die Belehrung durch das Wort wie Öl verabreichst, wenn du ihn mit Freundlichkeit verbindest, ihn heilst mit Geduld, so wird er dich reicher machen als jeder Schatz” (Hl. Johannes Chrysostomus, Homiliae in Epistulam secundam ad Cor., 27 und Contra Iudaeos 8, P.G. 61,586-587 und 48,932-933). Die Wahrheit ist, dass die Freude und die Genugtuung, die sich daraus ergeben, dass man dem Mitmenschen Liebe und materielle Güter zuwendet, unvergleichlich größer sind. Die verbreitete gesellschaftliche Haltung, die auch der Jugend als der für sie vorteilhafteste Weg vermittelt wird, ist die des Geizes und der Unersättlichkeit. Aber wenn solche Ideen zur Herrschaft gelangen, verursachen sie gesellschaftliche Unruhen, und zuletzt schaden sie auch denen, die im Übermaß Güter auf Kosten der übrigen anhäufen. Die unvermeidliche gesellschaftliche Kluft kann nur dadurch überbrückt werden, dass die Besitzenden freiwillig mit denen teilen, die nichts besitzen wie unser Herr es uns lehrt, wenn er charakteristischerweise sagt: “Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat” (Lk 3,11) (Anmerkung d. Übers.: Zitat des hl. Johannes d. Täufers). Allein durch die Wahrnehmung unserer Einheit mit all unseren Mitmenschen, insbesondere mit den Schwachen, können wir die heilige große Fastenzeit gottgefällig und mit dem Segen Christi durchlaufen.

Im diesem Jahr, das wir zum Jahr der Solidarität aller Menschen ausgerufen haben, müssen wir alle angesichts der schwerwiegenden globalen Wirtschaftskrise ein größeres Interesse an der Unterstützung derjenigen unserer Brüder zeigen, die die elementaren Güter entbehren.

Auf diese Weise werden wir “die vor uns liegende Rennbahn der Tugenden” gottgefällig und mit geistlichem Gewinn durchlaufen, “uns des Denars erfreuen”, “den gerechten Lohn empfangen” und in der Fülle der Freude die heilige Auferstehung des Herrn feiern, durch die wahrhaft “das Leben herrscht”. Seine Gnade und Sein reiches Erbarmen seien mit Euch allen.

Heilige Große Fastenzeit 2013

Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

Christus wird geboren, verherrlicht Ihn. Christus auf Erden, laßt euch erhöhen.

+ B A R T H O L O M A I O S

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer Patriarch, allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen von Christus, unserem in Bethlehem geborenen Erlöser

 

“Christus wird geboren, verherrlicht Ihn.

Christus auf Erden, laßt euch erhöhen.”

Lasst uns voller Freude die unsagbare Herabkunft Gottes feiern. Bei dieser Feier gehen uns die Engel voran mit dem Lobpreis: “Ehre sei Gott in den Höhen und Friede auf Erden, bei den Menschen Wohlgefallen.”

Zwar sehen und erleben wir auf der Erde Kriege und Kriegsdrohungen. Doch darum wird die freudige Botschaft nicht etwa aufgehoben. Durch die in Jesus Christus geschehene Versöhnung Gottes mit den Menschen ist in der Tat der Friede auf die Erde gekommen. Jedoch haben wir Menschen uns trotz seines heiligen Willens, unglücklicherweise, nicht miteinander versöhnen lassen. Wir bleiben einander feindlich gesonnen. Hinsichtlich unserer religiösen und politischen Überzeugungen zeichnen wir uns aus durch Fanatismus, hinsichtlich des Erwerbs von Gütern durch Geiz, hinsichtlich der Ausübung politischer Gewalt durch Expansionismus. Und so geraten wir in Konflikte mit unseren Mitmenschen.

Der erleuchtete heilige römische Kaiser Konstantin d. Gr. hat durch sein im Jahr 313 erlassenes Edikt von Mailand verfügt, dass die Christen – ebenso wie die Gläubigen aller anderen Religionen – ihre Religion frei ausüben dürfen. Leider gibt es auch nach den seitdem vergangenen 1700 Jahren weiterhin örtlich begrenzte religiös motivierte Verfolgungen von Christen oder anderen Minderheiten.

Gleichzeitig erfasst der wirtschaftliche Konkurrenzkampf die ganze Welt und das Streben nach kurzfristigem Gewinn wird zum Hauptzweck. Die traurigen Folgen der Konzentration des Reichtums in den Händen weniger und der wirtschaftlichen Verelendung weiter Teile der Weltbevölkerung werden nicht berücksichtigt. Dieses Ungleichgewicht, weltweit als ökonomische Krise bezeichnet, ist in Wahrheit die Konsequenz einer moralischen Krise. Dieser moralischen Krise schenkt die Menschheit leider nicht die gebührende Aufmerksamkeit. Zur Rechtfertigung dieser Haltung beruft sie sich auf die Freiheit des Handels. Doch diese Freiheit rechtfertigt nicht das Verbrechen. Und Verbrechen ist nicht nur das, was als solches im Strafgesetzbuch bezeichnet wird. Es ist auch jede wenn auch strafrechtlich nicht relevante Handlung, die mittels entsprechender Machenschaften andere unbemerkt ihres Reichtums beraubt. Da hier kein Gesetz zur Anwendung kommt, agieren die Betreffenden oft unkontrolliert und erschüttern so den gesellschaftlichen Frieden.

Wir beobachten von unserem Ökumenischen Patriarchat aus “die Zeichen der Zeit”, dass allenthalben “Kriege und Unruhen” vernommen und erlitten werden, dass sich Volk gegen Volk und Reich gegen Reich erhebt, dass es gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte gibt, schreckliche Dinge geschehen und man am Himmel gewaltige Zeichen sieht (vgl. Lk 21,10ff.). Wir erfahren real, was der hl. Basilius von den zwei Formen der Liebe schreibt: “Einerseits empfindet sie Trauer und Betroffenheit, weil sie sieht, dass der Geliebte Schaden erleidet; andererseits freut sie sich und setzt sich ein zu seinem Nutzen … Wer nicht so gesonnen ist, der liebt offensichtlich seinen Bruder nicht.” (Basilius d. Gr., Kurzgefasste Vorschriften, MPG 31,1200A) Deshalb proklamieren wir von diesem heiligen Sitz und Zentrum der Orthodoxie aus das bevorstehende neue Jahr als Jahr der Solidarität aller Menschen.

Wir hoffen, auf diese Weise hinreichend viele Herzen für dieses Problem der großen und weit verbreiteten Armut zu erreichen, damit sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen, die Not der Hungernden und Benachteiligten zu lindern.

In unserer Eigenschaft als geistlicher Vater und kirchlicher Führer rufen wir alle Menschen guten Willens und alle Regierungen dazu auf, zusammenzuarbeiten, um den Frieden des Herrn auf Erden zu verwirklichen. Wir meinen den Frieden, den die Engel verkündet haben und den das Kind Jesus uns gebracht hat. Die Sehnsucht nach diesem wahren Frieden, der alles Begreifen übersteigt, verpflichtet uns, ihn durch Taten zu erstreben, indem wir uns der geistlichen und der materiellen Ohnmacht des Mitmenschen, für den Christus in diese Welt herabgekommen ist, annehmen.

Liebe und Frieden sind Kennzeichen der Jünger und Apostel des Herrn und jedes Christen. Darum rufen wir uns selbst und einander dazu auf, uns -persönlich und als Völker – in diesem Jahr der Solidarität aller Menschen bewusst alles zu tun, die unmenschlichen Folgen des großen Ungleichgewichts zu lindern und uns dafür einzusetzen, dass das Recht der Schwächeren auf die ungehinderte Inanspruchnahme der für das menschliche Leben unumgänglich notwendigen Güter von allen anerkannt werde.

Auf diese Weise werden wir sehen, wie der Friede auch auf Erden im Rahmen des dem Menschen Erreichbaren Wirklichkeit wird.

Indem wir mit der ganzen materiellen und geistigen Schöpfung den Hervorgang des Sohnes und Wortes Gottes aus der Jungfrau verehren und vor dem Kind Jesus, unserem Licht und Heil, dem Beschützer unseres Lebens, die Knie beugen, fragen wir uns zugleich mit dem Sänger der Psalmen: Vor wem sollten wir uns fürchten? oder: Vor wem sollte es uns ängsten? (vgl. Psalm 26,1 LXX); denn als Christen wissen wir, dass uns “heute der Heiland geboren wurde” (Lk 2,11), “der Herr der Mächte und König der Herrlichkeit” (Psalm 23,10 LXX).

Wir bitten und beten inständig und aus ganzem Herzen, das bevorstehende Jahr sei für alle ein Jahr der Solidarität aller Menschen, der Freiheit, der Versöhnung, des Wohlgefallens, des Friedens und der Freude. Das in der Höhle geborene vorewige Wort des Vaters, das Engel und Menschen miteinander vereint und den Frieden auf die Erde gebracht hat, schenke allen Geduld, Hoffnung und Kraft und segne die Welt durch die göttlichen Gaben seiner Liebe. Amen.

Phanar, Weihnachten 2012

+ Bartholomaios von Konstantinopel,

euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

Hirtenbrief des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zum Tag der Bewahrung der Schöpfung

+ Bartholomaios, durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer Patriarch, dem ganzen Volk der Kirche Gnade und Friede vom Schöpfer der ganzen Schöpfung, unserem Herrn, Gott und Erlöser Jesus Christus

 

Im Herrn geliebte Kinder,

Gott, der das All erschaffen und die Erde zu einer vollkommenen Wohnstatt des Menschen gestaltet hat, hat diesem das Gebot und die Fähigkeit gegeben, zu wachsen und sich zu vermehren, die Erde zu bevölkern und über sie und alle Tiere und Pflanzen auf ihr zu herrschen.

Die uns umgebende Welt wurde uns also vom Schöpfer geschenkt als ein Ort sozialen Handelns, aber auch der Heiligung, damit wir das Erbe einer Schöpfung erlangen, die im kommenden Äon erneuert werden wird. Das ist die theologische Position des Ökumenischen Patriarchats, der Großen Kirche Christi. Darum ist es auch, wie bekannt, die Aufgabe unserer geringen Person, das ökologische Eintreten unseres heiligen Ökumenischen Throns für den Schutz unseres wissentlich und unwissentlich in Mitleidenschaft gezogenen Planeten zu leiten.

 

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Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios

+  Bartholomaios,
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen
von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser

 

 

Im Herrn geliebte Kinder,

 

wenn die Auferstehung Christi nur ihn selbst betroffen hätte, so wäre ihre Bedeutung für uns minimal. Aber Christus ist nicht allein auferstanden. Er hat mit sich auch alle Menschen auferweckt. Dazu verkündet unser Vorgänger, der hl. Johannes Chrysostomus: “Christus ist auferstanden und kein Toter ist mehr im Grab. Denn durch seine Auferstehung von den Toten wurde Christus der Erstling der Entschlafenen.” Er ist also der Erstling aller, die schon entschlafen sind, und aller, die je entschlafen werden; der Erstling ihres Übergangs vom Tod zum Leben. Diese Botschaft schenkt allen Freude, denn die Auferstehung Christi hat die Macht des Todes vernichtet. Die, die an ihn glauben, erwarten die Auferstehung der Toten und lassen sich darum auf seinen Tod taufen, werden mit ihm auferweckt und leben das ewige Leben.

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