Ansprache S. Em Metropolit Arsenios von Austria zur Vesper des Sonntags der Orthodoxie am 17.03.2019

Liebe Väter, liebe Brüder und Schwestern,

Wieder einmal haben wir uns versammelt, um gemeinsam die Vesper zum Sonntag der Orthodoxie zu feiern. Am heutigen Tag feiern wir den Sieg des wahren, des richtigen Glaubens über die Häresien. Das Fest wurde zum Andenken an den Sieg über den Ikonoklasmus und die Anerkennung der Rechtmäßigkeit der Ikonenverehrung eingeführt, aber es beschränkt sich nicht auf dieses eine historische Ereignis, sondern betrifft die Gesamtheit des rechten orthodoxen Glaubens. Für uns Orthodoxe Christen, die wir in der Diaspora leben, in einer Situation, in welcher sich Diözesen und Kirchenstrukturen überlappen, ist der Sonntag der Orthodoxie deshalb schon seit vielen Jahren ein Anlass, uns unsere Einheit als Teile der einen und ungeteilten Kirche, des einen und ungeteilten Leibes Christis in Erinnerung zu rufen, sie zu erleben und auszudrücken. Die Vielfalt der Orthodoxie mit ihren verschiedenen Traditionen, Sprachen und kulturellen Prägungen ist ein Schatz, eine Bereicherung der Kirche, aber nur sofern Sie eine Vielfalt innerhalb der Einheit ist und wir stets in Christus vereint sind und bleiben.

Die Wichtigkeit der Einheit wird seit Anbeginn der Christenheit betont, schon Christus selbst betete zu seinem Vater für seine Jünger, das heißt für die Gläubigen, für die Mitglieder der Kirche: „Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. (…) Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.“[1] Die Heiligen Väter des zweiten ökumenischen Konzils definierten im Glaubensbekenntnis, welches wir jeden Tag beten, die Kirche als die „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“. Durch die Taufe werden wir Teil dieser einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, der Kirche Christi, und nicht; leider, oder Gott sei Dank; Teil der griechischen, rumänischen, russischen, serbischen oder einer anderen Kirche.

Was aber bedeutet Einheit?

Die Einheit der Kirche gründet sich auf das Bekennen eines gemeinsamen Glaubens, nämlich des Glaubens an Jesus Christus, der das Haupt der Kirche ist und die sein Leib ist. Diese Vorstellung durchdringt das Denken der Kirchenväter der alten Kirche, so sagt etwa der Hl. Cyprian: „Wie die vielen Brotkörner, nachdem sie in eines zusammengekommen und eins geworden sind, ein Brot darstellen, so wissen wir auch in Christus, der das himmlische Brot ist, dass wir alle einen Leib bilden· Mit Diesem (Jesus) ist unser Ganzes zusammengefügt und verbunden“[2].

Die Einheit der Christen wird auf vielerlei Weise ausgedrückt, in besonderer Weise aber durch die Eucharistie, durch das gemeinsame Feiern der Göttlichen Liturgie und durch die gemeinsame Teilhabe am Leib und Blut Christi. Diese außerordentlich intensive Nähe des Menschen zu Gott und der Menschen untereinander, durch die wir alle wahrhaft zu Gliedern des Leibes Christi werden, wurde uns von Christus selbst geschenkt und dieses kostbare Geschenk darf niemals leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

Die letzten Worte und der letzte Auftrag Christi an seine Jünger, bevor er in den Himmel hinaufstieg, waren: „Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“[3] Unsere Aufgabe als Christen ist es also, die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, durch Worte, vielmehr aber noch durch unser gelebtes Beispiel.

Wir Orthodoxen Christen sind in Österreich eine Minderheit, zwar eine stets wachsenden Minderheit, aber doch noch immer eine kleine Minderheit. Das muss uns jedoch nicht Sorge bereiten, denn wie eine kleine Menge Sauerteig den ganzen Teig durchsäuern kann[4], so können auch wenige fromme Christen eine Gesellschaft durchdringen, verändern und erleuchten. Dies ist in der Geschichte der Christenheit oft geschehen. Um das erreichen zu können, um den Menschen die frohe Botschaft Christi überzeugend übermitteln zu können, müssen wir aber eins sein, eins mit Gott und eins miteinander in Gott. Unsere Einheit untereinander, unser Umgang miteinander, unsere gegenseitige Liebe, Geduld und oftmals auch unsere Bereitschaft einander zu verzeihen, werden die Früchte bilden, anhand derer die Menschen erkennen[5], ob wir wirklich das Evangelium Christi verkünden oder nur wohlklingende Worte sprechen. An unserem Verhalten wird es liegen, ob wir der Sauerteig sind, der die Welt durchdringt oder die Asche, die schal schmeckt und ausgespien wird, ob wir ein Beispiel der Einheit in der göttlichen Liebe geben oder ein Bild, in welchem der Durst nach Macht oder Prestige uns kalt und gleichgültig werden lässt gegenüber unserem Mitmenschen.

An diesem Tag des Triumphes der Orthodoxie, des Sieges über die Häresien, danken wir Gott für seinen Schutz und Beistand, mit welchem Er die Kirche durch die Jahrhunderte hindurch durch viele schwierige Situation, durch Konflikte und Verfolgungen geführt hat. Und wir beten, dass er seine eine, heilige, katholische und apostolische Kirche auch weiterhin schütze möge, und dass er uns allen beistehe, das Salz der Erde, das Licht der Welt, der Sauerteig zu sein. Amen.

[1] Joh, 17,9+11

[2] „quemadmodum granula multa in unum collecta et commolita … panem unum faciunt, sic in Christo qui est panis coelestis unum sciamus esse corpus, cui conjunctus sit noster numerus et adunatus“. Epistula 63, 13.

[3] Mt 28, 19f

[4] Vgl. Mt 13,33

[5] Vgl. Mt 7,20

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