Patrozinium der Kirche zum Heiligen Großmärtyrer Georg dem Trophäenträger
Metropolit Arsenios: Die Einheit der Kirche muss die Einheit des Glaubens widerspiegeln
Heilige Ostern in der Metropolis von Austria und das Exarchat von Ungarn 2025
Metropolit Arsenios: Orthodoxe Kirche trauert um Papst Franziskus
Osterbotschaft von Patriarch Bartholomaios I. 2025
Osterbotschaft Seiner Eminenz Metropolit Arsenios von Austria 2025
Palmsonntag und Erzbischöfliche Göttliche Liturgie in der Kirche zum Heiligen Großmärtyrer Georg in Wien

Stellungnahme Seiner Eminenz des Metropoliten Arsenios von Austria zum Anschlag in Nizza (Frankreich)

Mit Fassungslosigkeit und in tiefer Trauer stehen wir vor dem blutigen Anschlag von Nizza. Unsere innigen Gebete gelten den Opfern: Derr Herr des Lebens möge sie an den Ort des Friedens und des Lichtes führen, an dem es keine Gewalt, keinen Hass und keinen Terror gibt. Wir fühlen mit den Angehörigen, den Familien und Freunden und beten für sie in diesen schweren Stunden.
Dieser Anschlag reiht sich in eine erschreckende und traurige Serie von Bluttaten, die aus einer hasserfüllten Geisteshaltung rühren und das sichere Zeichen des Unglaubens sind. Denn der Schöpfer der Welt ist ein Gott des Lebens, nicht des Hasses und der Rache, der seine Geschöpfe liebt und da sein möchte für uns wie die Eltern, die den Säugling an ihre Wangen heben (Hos 11,4). Taten wie diese verdunkeln Gottes Liebe und offenbaren Abgründe tiefster Gottesferne, werden jedoch das ewige Licht der Wahrheit, Hoffnung und Nächstenliebe nicht verdrängen können. Als Menschen guten Willens sind wir in diesen schweren Momenten besonders dazu aufgerufen, ein Zeugnis der Menschfreundlichkeit Gottes abzulegen.

Zur Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus.

Die am letzten Donnerstag, den 18. Juni 2015, erlassene Enzyklika des Papstes Franziskus, gerichtet an alle Menschen guten Willens, stellt ein klares, weises, abwägendes und letztlich ein mit konstruktiven Hinweisen und Hoffnung erregenden Mitteilungen volles Lehrschreiben dar. Sie ist das greifbare Zeichen des Versuches eines inspirierten geistigen Vaters, konkrete Überlegungen und Vorschläge über akute Fragen, welche die Existenz des Menschen selbst betreffen, in einer vertiefenden Weise zum Ausdruck zu bringen. Zugleich ist sie ein schlagender Beweis dafür, dass es einen für alle christlichen Konfessionen gemeinsamen Boden gibt, im Geist von Einvernehmen, Eintracht und Einklang, und um trotz der immer noch bestehenden Unterschiede, dogmatischer und ritueller Art, eine gemeinsame Tätigkeit zur Überwindung konkreter Probleme existenzieller Art, wie dies der Umweltkatastrophe, nach außen aufzuweisen.

Das Rundschreiben des Papstes zeigt vor allem, dass ein breites Spektrum für die Zusammenarbeit zwischen den Christen vorhanden ist sowie dass die verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen über die Frage der ökologischen Krise gemeinsam und in voller Einigung zu deren Bekämpfung handeln können. Aus diesem Grund gewinnt die Enzyklika des Papstes Franziskus an ökumenischer Bedeutung und erhält eine ökumenische Tragweite, denn sie bringt, wie Metropolit von Pergamon Johannes Zizioulas zutreffend bemerkt[1], alle getrennten Christen vor eine gemeinsame Aufgabe, eine Herausforderung (würde ich hinzufügen), der sich alle Christen guten Willens stellen müssen. Die Laudato Si des Papstes ruft alle Christen zur Einigung auf, zur Einigung im Gebet für die Umwelt und deren Schutz, da sie unser gemeinsames Haus ist.

Meiner Ansicht nach ist die Enzyklika des Papstes nicht nur aus theologischer oder umweltbezogener Perspektive von großer Bedeutung, sondern auch politisch und gesellschaftlich, weil sie eine andere Haltung zu Reichtum aufzeigt und die Quelle unserer Existenz in der Natur erkennt. Sie bietet Ansätze für die Lösung des ökologischen Problems und hilft uns, auf theologischem Wege zu erkennen, dass die Schöpfung nicht unser Eigentum ist, sondern ein Geschenk Gottes als Liebesbeweis an uns Menschen und für die auf uns folgenden Generationen, das wir zu bewahren und weiterzugeben haben. Wir brauchen, betont Papst Franziskus zutreffend, eine universale Solidarität.[2] Die Kritik an den weltweit wirkenden wirtschaftlichen Systemen hat eine konkrete Zielsetzung. Sie richtet sich vor allem gegen jene Haltung, welche die monopolisierende Ausbeutung und Ausnutzung der Lebensressourcen durch die Mächtigen befürwortet. Dieser Versuch seitens konkreter ökonomischer und politischer Interessen, einen großen Teil der Bevölkerung von lebenswichtigen Ressourcen auszuschließen, führt zu einem unausgewogenen Verhältnis zwischen Armen und Reichen auf dieser Welt und verschärft die längst existierende Krise.[3] Der zentrale Gedankengang, um welchen sich der Geist des Papstes dreht, lautet wie folgt: Das Überleben unseres gemeinsamen Hauses erfordert ein gemeinsames Handeln, Kooperation und Synergismus. Dies schließt auch die Verbindung von Interessen mit ein. Der Mensch muss sich klug verhalten und sein Wohlbefinden mit dem Wohlbefinden des Anderen verbinden können. Die Rettung des Planeten betrifft uns alle. Deshalb müssen wir alle daran arbeiten.

Zudem zeigt die Enzyklika, dass der ökumenische Dialog reiche und positive Früchte zu bringen vermag und dass es sehr wohl Bereiche gibt, wo die Bemühungen aller Christen dieselben sind, sodass sie uns den Mut gibt, den theologischen Dialog zu vertiefen und auszubauen.

Die ökumenische Bedeutung und Tragweite der Enzyklika lässt sich auch daran erkennen, dass sich der Papst mittels dieses Schreibens an den von dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel vorgezeichneten Bahnen zum Thema Umweltschutz in großer Nähe bewegt und Seine Predigten, Aussagen und Publikationen aufgrund ihrer großen Bedeutung und Wichtigkeit referiert[4], was ein Zeichen eines ernsthaften und herrlichen Bemühens und Ersuchens seitens der römisch-katholischen Kirche ist, einen Gemeinplatz in Sachen „Ökologische Krise“ mit ihrer Schwesterkirche, der Orthodoxen Kirche, zu finden.

Diese Bezugnahme auf den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios zeigt den echten Willen des geistigen Oberhauptes und Hirten der Kirche von Rom, mit der Orthodoxen Kirche zur Lösung wichtiger Probleme, welche die ganze Menschheit betreffen, zusammenzuarbeiten. Worauf stützt sich dieser Wille? Sicherlich nicht auf Politik und Machtinteresse, sondern auf die tiefe Überzeugung, dass die Schöpfung unser gemeinsames Erbe ist.

Die Orthodoxe Kirche war die erste, welche die Initiative ergriffen hat, alle Leute im Angesicht der Umweltkatastrophe zu sensibilisieren und das Bedürfnis nach sofortiger Mobilisierung der Kirchen und ihrer Gläubigen, um den schrecklichen Folgen zuvorkommen, die selbst das zukünftige Leben auf unserem Planeten bedrohen, in den Vordergrund zu stellen.

Hinsichtlich der von der Orthodoxen Kirche ergriffenen Initiative zum Thema „Ökologie“ möchte ich in diesem Punkt an Seine Allheiligkeit, den Ökumenischen Patriarchen Dimitrios von Konstantinopel erinnern, der 1989 eine patriarchale Botschaft erließ, in der er zur Danksagung und Bittgebeten für die ganze Schöpfung am ersten Tag des Monats September jeden Jahres, dem ersten Tag im Kirchenjahr in der Orthodoxen Kirche, aufrief. Er forderte die Verankerung dieses Tages, damit er ein Tag des besonderen Gebets zur Rettung und zum Schutz der Schöpfung Gottes werde. Seit jener Zeit widmet jede autokephale und autonome Orthodoxe Kirche den 1. September jeden Jahres als Tag für besondere Gebete und Fürbitten für die ganze Schöpfung, die das Werk Gottes und sogar ein sehr gutes ist (Gen. 1, 31).

Die Enzyklika des Papstes nimmt in diesem Zusammenhang auch auf das Engagement des heutigen Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios von Konstantinopel, der als Nachfolger des Patriarchen Dimitrios sehr aktiv und intensiver als sein Vorgänger auf die Frage der ökologischen Krise eingeht, direkten Bezug und beruft sich auf seine Aufforderung zur Welt, ihre Verantwortung zum Schutz der Natur ernsthaft wahrzunehmen und ihre Sünde gegen die ganze Schöpfung einzugestehen.[5] „Denn ein Verbrechen gegen die Natur zu begehen, ist eine Sünde gegen uns selbst und eine Sünde gegen Gott.“[6]

Mit Berufung auf die Orthodoxe Kirche übersieht der Heilige Vater nicht, dass auch außerhalb der katholischen Kirche andere Kirchen und christliche Gemeinschaften – wie auch andere Religionen – eine weitgehende Sorge und eine wertvolle Reflexion über diese Themen, die uns alle beunruhigen, entwickelt haben. Vereint in derselben Sorge heißt das Grundmotiv der Enzyklika. „Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.“[7]

In völligem Einklang mit der Position der Orthodoxen Kirche sieht Papst Franziskus, schon am Anfang, die Wurzel des „Bösen“ in dem unmäßigen Verhalten des Menschen der Natur gegenüber, in dem Missbrauch[8] des edelsten und wertvollsten Gutes, das Gott bei der Erschaffung des Menschen als Imago Dei in seine Natur hineingelegt hat, nämlich der Freiheit.[9] Das menschliche Dasein zeichnet sich von den anderen Lebewesen dadurch aus, dass nur es über sich selbst entscheiden kann. „Wir sind gewissermaßen unsere eigenen Väter, indem wir uns selbst zeugen nach unserem Willen und aus eigenem Entschluss uns bilden nach dem Bild unseres Wollens“, lehrt uns der heilige Gregor von Nyssa.[10] Mit dem schlechten Gebrauch seiner Freiheit erlebt der heutige Mensch eine doppelte Entfremdung. Einerseits entfremdet er sich von seinem Schöpfer, vor dem sich Adam und Eva nach der Sünde zu verbergen versuchten (1 Mose 3, 8). Andererseits verliert der Mensch die Fähigkeit, das richtige Verhältnis zur Natur und zum Leib der Schöpfung zu finden. An die Stelle von Harmonie und Obhut für die Schöpfung tritt Feindschaft zwischen der natürlichen Welt und dem Menschen. Das Ergebnis dieses verkehrten Verhältnisses, herbeigeführt durch den Missbrauch der menschlichen Freiheit, zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer ist die Beherrschung und nicht die vernünftige Verwaltung und Bewahrung (Gen. 2, 15) der Schöpfung, ihre Ausbeutung zu egoistischen Zwecken und nur mit einem Maßstab des Erwerbens des höchstmöglichen Gewinns. Aus der Enzyklika ergibt sich klar und deutlich, dass die heutige ökologische Krise eine rein spirituelle Wurzel hat und dass sie unmittelbar mit dem Ethos des Menschen verbunden ist. Der Mensch erweist sich im Laufe seiner Geschichte als unreif, von der Macht, die er in Besitz hat, einen vernünftigen Gebrauch zu machen.

Besonders bemerkenswert ist in der Enzyklika die Bestimmung der Umwelt als ein kollektives Gut, ein Erbe der gesamten Menschheit.[11] Alle Menschen in dieser Welt teilen gemeinsam dies Gut, das vom Schöpfer geschenkt wurde, und der uns beauftragt hat, es mit Vernunft zu bewahren und zu behüten. Es handelt sich eigentlich dabei um unser gemeinsames Haus. Dies bringt uns notwendigerweise dazu, aufeinander angewiesen zu sein. Wir können unserem gemeinsamen Schicksal nicht entfliehen. Wir müssen uns stärker bewusst machen, dass wir eine einzige Menschheitsfamilie sind. Es gibt keine politischen oder sozialen Grenzen und Barrieren, die uns erlauben, uns zu isolieren, und aus ebendiesem Grund auch keinen Raum für die Globalisierung der Gleichgültigkeit, wie der Heilige Vater sagt.

Warum sind wir aber aufeinander angewiesen, aufeinander bezogen? Die Antwort lautet: Wir alle Menschen sind Teile dieser Welt, wir entstammen dieser Welt und wir werden am Ende unseres Lebens zu dieser Welt wieder zurückkommen: „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind (vgl. Gen2,7). Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet. „Seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.“[12]

Das tiefe Bewusstsein, auf das die Laudato Si uns aufruft, nämlich dass wir alle dieser Welt angehören, da unsere Existenz aus Elementen der Schöpfung besteht, erinnert an die in der Tradition der Väter tief verwurzelte Ansicht, dass der Mensch als Mikrokosmos (Welt im Kleinen) geschaffen ist. Der Heilige Gregor der Theologe (Homilien 45, 8), beteuert mit Nachdruck, wir seien durch unsere physische Existenz vollständig mit der materiellen Schöpfung verbunden, und die materiell geschaffene Realität sei tiefst mit uns verknüpft[13]. Wenn wir uns auf die Vergöttlichung zu bewegen versuchen, nimmt unsere menschliche Natur auf dem Weg zu Gott die geschaffene materielle Welt gewissermaßen in sich auf. Wenn wir uns jedoch in die entgegensetzte Richtung begeben, wird die geschaffene materielle Welt ebenso mit uns leiden (Röm 8, 19-22). Das bedeutet, dass wir dazu berufen sind, vernünftige Haushalter (oikonomoi) der materiellen Welt Gottes zu sein, sorgsam mit ihr umzugehen, sie unversehrt zu bewahren und zu vervollkommnen, indem wir sie durch unsere eigene Vergöttlichung zu Gott hin öffnen. Die materielle Welt kann von der göttlichen Gnade erfüllt und nach oben nur im menschlichen Dasein emporgeführt werden (die Vergöttlichung an sich bleibt nur dem Menschen vorbehalten). Nur im Menschen vereinen sich innerhalb der ganzen Schöpfung materielle und geistige Elemente. Damit unterscheidet sich die menschliche Existenz qualitativ von der anderen Schöpfung. So steht die Menschheit, wie die Kirchenväter formuliert haben, als Bindeglied an der Grenze zwischen der materiellen und der geistlichen Welt (methorion). Sie ist sowohl mit dem irdischen Sein der geschaffenen Existenz als auch mit der immateriellen Existenz des Schöpfers verbunden. Dies beeinflusst einerseits unmittelbar unser Denken über die Ganzheit der Schöpfung und gibt andererseits der menschlichen Natur eine dynamische geistliche Dimension.

Da die heutige ökologische Krise, wie schon erwähnt, vor allem geistige Wurzeln hat, müssen wir notwendigerweise als Christen eine andere Spiritualität in den Vordergrund stellen: „Wir können nicht eine Spiritualität vertreten, die Gott als den Allmächtigen und den Schöpfer vergisst. … Der große Reichtum der christlichen Spiritualität, der im Laufe von zwanzig Jahrhunderten aus persönlichen und gemeinschaftlichen Erfahrungen hervorgegangen ist, bietet einen schönen Beitrag zu dem Versuch, die Menschheit zu erneuern.“[14]

So ruft uns die Enzyklika mit großer Besorgnis für die zunehmende Belastung der natürlichen Umwelt, die auf den Missbrauch des von Gott entfremdeten heutigen Menschen, den die Kirche Sünde nennt, zurückzuführen ist, zur Buße, zu einem radikalen Sinneswandel hinsichtlich des Verhältnisses zur Natur und Umwelt auf. Und gerade hier, was den ganzen Kosmos und die ganze Schöpfung betrifft, benötigen wir dringender denn je Umkehr und echte Reue (metanoia) für eine neue Haltung und eine neue Handlungsweise der Welt gegenüber und überhaupt der ganzen Schöpfung gegenüber, die wir ins Verderben mit hineingezogen haben, die darunter noch seufzt und die auf ihre Erlösung wartet. Auch hier benötigen wir eine gemeinsame Haltung und eine ökumenische Verantwortung, damit alle Kirchen und alle Christen gemeinsam ihre Stimme gegen die voranschreitende Zerstörung der Welkt effektiv und unzweideutig erheben.

Papst Franziskus sucht diesen Sinneswandel nicht in einer Erneuerung der allgemeinen menschlichen Ethik, sondern konkret und gezielt in der geistigen-asketischen Tradition der Kirche. Mit einem bemerkenswerten Wagnis seines Denkens sieht er die Lösung des heutigen ökologischen Problems vor allem im liturgischen, eucharistischen Ethos, das vor allem innerhalb der orthodoxen Spiritualität strahlt! So heißt es: „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens verwandelt. Wir entfliehen nicht der Welt, noch verleugnen wir die Natur, wenn wir Gott begegnen möchten. Das kann man besonders in der östlichen christlichen Spiritualität erkennen: Die Schönheit, die im Orient eine der beliebtesten Bezeichnungen für die göttliche Harmonie und Vorbild der verklärten Menschheit ist, tritt überall zutage: in Gestalt und Ausstattung der Kirchen, in den Klängen, in den Farben, in der Beleuchtung, in den Düften. Für die christliche Erfahrung finden alle Geschöpfe des materiellen Universums ihren wahren Sinn im menschgewordenen Wort, denn der Sohn Gottes hat in seine Person einen Teil des materiellen Universums aufgenommen, in den er einen Keim der endgültigen Verwandlung hineingelegt hat.“[15]

In der Eucharistie findet in der Tat die Schöpfung ihre größte Erhöhung: „… bringen wir dir das Deine vom Deinigen dar überall und für alles; Dich besingen, Dich preisen wir, Dir danken wir, o Herr, Dich bitten wir, unser Gott.“ Wie im eucharistischen Ereignis die ganze Menschheit ihrerseits die Schöpfung Gott darbietet, genauso wird auch die Schöpfung der Menschheit von Gott als Geschenk für die nachkommenden Generationen dargebracht. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios führt in diesem Zusammenhang aus: „So wird alles zu einem gesegneten Austausch, eine Frucht von Überfluss, Fülle von Liebe. Alles wird dann mit dem Blick und dem Ziel des ersten Menschen eingekleidet und kommt genau, wie es im Moment der Schöpfung im Willen Gottes entstand, zum Vorschein.[16] Unmittelbar mit dem eucharistischen Geist ist auch das asketische Ethos als eine der heutigen Glückseligkeitsvorstellungen entgegengetretene Lebenshaltung, die der Beziehung des Menschen zur Natur einen anderen Sinn geben könnte, verbunden. Wenn die Gier und das Streben nach Glückseligkeit des heutigen Menschen die ökologische Krise nährt, kann das asketische Ethos einen Erdwall gegen sie sein, da das orthodoxe Mönchtum so eine Art von Leben vertritt, nach der die Umwelt als etwas Heiliges betrachtet wird. Daraus erklärt sich die große Empfindlichkeit jedes Mönchs der Natur gegenüber.[17]

In der Enzyklika wird letzten Endes die kosmische Dimension des Heils anhand der Umweltfrage angedeutet. Es handelt sich nicht isoliert um die Erlösung des Menschen allein, sondern um die Erlösung der ganzen Welt. Der Mensch und die Welt (sein eigenes Haus) sind eng miteinander verbunden, denn sie haben einen gemeinsamen Ursprung und müssen einen gemeinsamen Weg gehen, den des Wiederaufrichtens nach Gott. Der Mensch muss seine Orientierung erneut finden, seine Beziehung zu Gott und daher die Schöpfung zu seinem Werk auf neue Grundlagen setzen[18]. Das ist meines Erachtens die Botschaft der Enzyklika.

Sie stellt ein wichtiges Dokument dar, das die ökumenischen Gesprächen leichter, fruchtbarer und bereichernd machen wird, ein Dokument, das für das ökumenische Anliegen unerlässlich ist, und einen wichtigen Beitrag dazu darstellt. Nicht minder hoffe ich auf eine effektive Rezeption und Umsetzung in der Lehre der Kirche und im Leben des Menschen.


[1] Vgl. Pope Francis „Laudato Si“. A Comment by Metropolitan John Zizioulas of Pergamon, www.amen.gr.

[2] Laudato Si, Paragraph 14.

[3] Laudato Si, Paragraph 48.

[4] Laudato Si, Paragraph 7,8 und 9.

[5] Vgl. Laudato Si, Paragraph 8 und 9.

[6] Ansprache an das Umwelt-Symposium, Santa Barbara, Kalifornien (8. November 1997); Vgl. Auch J. Chryssavgis, On Earth as in Heaven: Ecological Vision and Initiatives of Ecumenical Patriarch Batholomew, Bronx, New York 2012.

[7] Laudato Si, Paragraph 13.

[8] Laudato Si, Paragraph 2.

[9] Vgl. Gregorius Nyssenus, Oratio Catechetica Magna, 5, 9, PG 44, 24C.

[10] Vgl. Gregorius Nyssenus, De Vita Moysis, II, PG 44 328C.

[11] Laudato Si, Paragraph 95.

[12] Laudato Si, Paragraph 2.

[13] Vgl. Gregorius Theologi, Oratio 45,8. PG 36 632C.

[14] Laudato Si, Paragraph 75.

[15] Laudato Si, Paragraph 235.

[16] Vgl. The Ecumenical Patriarchate of Constantinople: Encountering the Mystery, Understanding Orthodox Christianity Today, 2008 (Trans. in Greek) Athens 2011, 133.

[17] Vgl. J. Zizioulas, Die Orthodoxie und das Problem des Umweltschutzes, in: Orthodoxie 2000. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft (Akten des internationalen Symposiums in Athen 4-8 Mai 2000). Athen 2002, 409.

[18] Der Heilige Theophilus von Antiochien schreibt in seiner Apologie an Autolycus dass, wenn der Mensch zu seiner ersten Natur zurückkehrt und nicht mehr sündigt, so werden auch die wilden Tiere zu ihrem friedlichen Zustand zurückkehren. Vgl. Theophilus von Antiochien, An Autolycus, SC 20, 17.

Stellungnahme Seiner Eminenz Metropolit Arsenios von Austria anlässlich der Wahl des neuen Bundespräsidenten

Weiterlesen ...

Seine Eminenz Metropolit Arsenios von Austria gratuliert im Namen aller Orthodoxen Christen in Österreich dem neuen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen zu seiner Wahl und entbietet ihm alle guten Wünsche für eine Amtsausübung, die dem Land Österreich und seinen Menschen zum Wohl gereichen möge.

Österreich steht heute im Zeichen großer Herausforderungen. Das Erlahmen politischer Kräfte, die das Land jahrzehntelang geführt haben, hat aktuell Ausdruck in gesellschaftlicher Polarisierung gefunden, die aus christlicher Sicht besorgniserregend ist, weil sie das Trennende vor das Einende stellt und Gefahr läuft, zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme allzu einfachen Lösungen aufzusitzen. Gleichzeitig stehen Reformen von großer Bedeutung in den Bereichen Arbeit, Bildung, Soziales und Integration an, die Kontinuität in der politischen Gestaltung, eine solide Werthaltung und den klaren Blick auf das gemeinsame Wohl aller erfordern. 

In dieser heiklen Situation ist es von großer Bedeutung, dass der neue Bundespräsident als starke Integrationsfigur nach innen und als sensibler Repräsentant nach außen ein Profil unter Beweis stellt, das aktiv dazu beiträgt, die soziale und kulturelle Erfolgsrolle Österreichs fortzusetzen und zu verstärken. Unter dem gemeinsamen Dach eines vereinten Europa kann es der große Beitrag unseres kleinen Landes im 21. Jahrhundert sein, innerhalb seiner eigenen Grenzen und Zuständigkeiten einen Raum des Friedens, der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts zu verwirklichen und auf diese Weise dem ganzen Kontinent und der Welt ein Vorbild zu sein.

Gleichzeitig erinnern wir daran, dass selbst die besten politischen Ideen zu Ideologien verkommen können, wenn sie die transzendente Würde des Menschen vergessen. In diesem Zusammenhang appelliere ich an den neuen Bundespräsidenten, dass er auch das Gespräch mit den Kirchen aktiv suchen möge. Zu tief reichen die Wurzeln Europas und seiner zentralen Werte in das humanistische, jüdisch-christliche Erbe hinein, als dass bloß protokollarisch freundliche, aber unverbindliche Toleranz ihm Genüge tun könnte. Die scheinbar säkularsten Pfeiler unserer modernen Gesellschaft, sei es die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit, die Grund- und Menschenrechte, seien es soziale oder ökologische Akzentuierungen, sind undenkbar ohne die kulturelle DNA der Überzeugung vom unendlichen Wert der menschlichen Seele vor Gott.

Die orthodoxen Christen in Österreich verknüpfen damit den Wunsch und die Hoffnung, dass es Alexander Van der Bellen als Bundespräsident gelingen möge, innerhalb seiner Möglichkeiten wirksam für Respekt und Toleranz auch gegenüber dem Christentum einzutreten. Als heute weltweit am stärksten verfolgte Religion ist das Christentum vielfältigsten Angriffen ausgesetzt, alle fünf Minuten wird ein Christ wegen seines Glaubens getötet. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit ereignet sich die zahlen- wie flächenmäßig umfangreichste Christenverfolgung der Geschichte. Umso unverständlicher ist das Schweigen dazu in fast allen westlichen Ländern, auch in Österreich. Darauf hinzuweisen, dass auch die Christen, die nach Österreich geflüchtet sind, in unserem Land und besonders in Asylunterkünften keine Ausgrenzung und Bedrängung aufgrund ihres Glaubens erfahren dürfen, wäre eine der vielen wünschenswerten Aufgaben des neuen Bundespräsidenten.

 

Stellungnahme der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich zur Flüchtlingssituation in Europa

Anlässlich der Frühjahrsitzung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich am 21. März 2016 wurde als eines der Themen die seit einiger Zeit tragische Flüchtlingssituation in Europa erörtert. Alle anwesenden Bischöfe unter dem Vorsitz von Metropolit Arsenios von Austria brachten ihre große Sorge zum Ausdruck und waren sich darin einig, dass der öffentliche Diskurs über die Nächstenliebe, Menschlichkeit und Solidarität verstärkt werden sollte. Als Christen verfolgen die orthodoxen Bischöfe, deren Klerus und deren Gläubige die Situation in Syrien sowie in den angrenzenden Ländern und die damit verbundene Verfolgung und Entwurzelung des jahrtausendealten Christentums in der gesamten Region mit großer Trauer und Aufmerksamkeit. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang das mit dem Flüchtlingselend zusammenhängende unmenschliche Schlepperunwesen. In besonderer Weise gedachte die Orthodoxe Bischofskonferenz der beiden im April 2013 entführten syrischen Metropoliten Boulos Yazigi und Mar Youhanna Ibrahim, von denen bis heute jede Spur fehlt. Hier sind insbesondere die politischen und diplomatischen Kräfte der internationalen Staatengemeinschaft bei der Suche und im Erwirken der Freilassung beider Oberhirten besonders herausgefordert.

Obwohl die derzeitige Situation bereits über fünf Jahre anhält, ist es dem vereinten Europa bisher noch nicht gelungen, eine gemeinschaftliche und einhellige Position zu erarbeiten, was das Projekt des vereinten, friedlichen Europa nicht nur in Frage stellt, sondern massiv gefährdet. Grenzen entstehen neu in den Herzen der Menschen und in deren jeweiligen Heimatländern. Sowohl die Europäische Union, deren Bürgerinnen und Bürger, als auch alle Glaubensgemeinschaften sind aktiv dazu aufgerufen, konstruktiv mitzuwirken, den sozialen Frieden und Zusammenhalt unter den Menschen zu stärken und nicht Abgrenzungs- und Ausgrenzungsstrategien zu bevorzugen.

Österreich hat sich gegenüber den Flüchtlingen bisher barmherzig und hilfsbereit gezeigt, was die orthodoxen Bischöfe auch in Zukunft erhoffen. Gleichzeitig stehen sie hinter den Christinnen und Christen, die sich momentan in den Aufnahmezentren in Österreich befinden, unterstützen und bestärken sie, weil manche von ihnen ebendort Opfer von Mobbing werden.

Die Orthodoxe Bischofskonferenz in Österreich erwartet von den europäischen und österreichischen Politikern, dass sie zu einer baldigen Befriedung des Konfliktes in Syrien beitragen und gleichzeitig eine gemeinsame paneuropäische Lösung der Flüchtlingssituation suchen, damit Griechenland und Italien, die derzeit die Hauptlast der Herausforderungen tragen, nicht alleine gelassen werden und eine Spaltung Europas verhindert wird.

Stellungnahme über die Flüchtlingskrise

Metropolit Arsenios mahnt Europas Politiker zu mehr Solidarität in der Bewältigung der Flüchtlingsbewegungen und wirbt um Verständnis für die Lage in Griechenland. "Es geht darum, Menschen zu retten. Es geht aber längst auch darum, Europa zu retten“ so der Metropolit in einer aktuellen Stellungnahme. Er habe großes Verständnis für die Suche nach Lösungen, um die Flüchtlingszahlen pro Land zu verringern. Griechenland mit den hohen Flüchtlingszahlen alleine zu lassen, sei jedoch ein "unfairer Akt und keine Lösung", so Metropolit Arsenios, der zugleich vor einer schweren humanitäre Krise in Griechenland warnt.

Die Europäische Union und die Nationalstaaten stünden in diesen Tagen vor einer "Schicksalsentscheidung": "Werden Humanität, Solidarität und Wille zur Gemeinschaft die Oberhand behalten - oder lässt man es zu, dass sich die Kräfte des Egoismus und Nationalismus durchsetzen?", fragt Metropolit Arsenios. Die viel beschworenen "europäischen Werte" und "christlichen Wurzeln" des Kontinents müssten sich nun bewähren. Die Länder müssten sich gemeinsam um Lösungen bemühen.

In Griechenland wie in Österreich und anderen europäischen Ländern leisteten viele Menschen bis an den Rand ihres Leistungsvermögens einen "selbstlosen Einsatz" für Hilfe suchende Flüchtlinge, der ihm großen Respekt abverlange, betont der Metropolit. Es gebe in der Flüchtlingsfrage auch eine Überforderung von Staaten. "Aber das gilt eben auch für Griechenland - ein Land, das derzeit eine ökonomische Krise von gewaltigem Ausmaß durchzustehen hat und mit enormer Arbeitslosigkeit und der Verarmung großer Teile der Bevölkerung konfrontiert ist", erinnerte Metropolit Arsenios.

Dauerhafte Lösungen könnten nur gemeinsam und im Dialog miteinander gefunden werden, appellierte der Metropolit an die Politik. Kein Verständnis hat er für Forderungen, wonach Griechenland seine Grenze besser sichern müsse: "Es muss doch einleuchten, dass ein Küstenstaat mit vielen Inseln seine Grenzen nicht so sichern kann wie ein Binnenstaat." Und noch einmal: „Es geht um Menschen, die auf der Flucht sind. Die Freude über jedes einzelne gerettete Menschenleben sollte über allem anderen stehen."

Die europäischen Regierungen dürften sich nicht auseinanderdividieren lassen, sondern sollten umso entschiedener das Gespräch suchen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Ausdrücklich nimmt Metropolit Arsenios dabei auch jene Länder in die Pflicht, "die in der Krise bisher abseits standen". Letztere müssten kurzfristige Interessen zurückzustellen und sich solidarisch zeigen. Österreichs Politiker wiederum bittet der Metropolit, Griechenland mit Verständnis zu begegnen, mit den Griechen zu sprechen und gemeinsam eine Lösung zu suchen, "wie es sich für Partner gehört".

Stellungnahme S. E. des Metropoliten Arsenios von Austria aus Anlass der Terroranschläge in Paris

Mit tiefer Betroffenheit haben wir die fürchterlichen und traurigen Neuigkeiten aus Paris der vergangenen Nacht erhalten. Die Orthodoxe Kirche in Österreich verurteilt mit Nachdruck alle Taten des Terrors und Hasses gegen das menschliche Leben. Die menschliche Existenz ist eine liebevolle Gabe Gottes, die es um jeden Preis zu bewahren und zu beschützen gilt. Jeder, der Menschenleben nimmt, verstößt auf das Schlimmste gegen den Willen Gottes.

Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Getöteten, den Verwundeten und deren Familien. Wir appellieren an die politisch wie religiös Verantwortlichen, alles zu unternehmen, um dem Terror europa- und weltweit Einhalt zu gebieten. Das Töten im Namen Gottes hat nichts mit Religion zu tun. Es ist in erster Linie eine Herausforderung für den Islam und für die muslimischen Länder, sich von solchen Verbrechen gegen die Menschlichkeit entschieden zu distanzieren. Der Islam hat die Möglichkeit, sich als friedliche Religion auf dieser Welt zu zeigen und jedweden Extremismus zu isolieren. Nur in der friedlichen und respektvollen Koexistenz aller Menschen hat unsere Welt eine Zukunft.

Aus diesem Anlass wird morgen nach der Göttlichen Liturgie in Gebeten aller Opfer und deren Familien gedacht werden.

Stellungnahme zum Sterben von bis zu 70 Menschen in einem Schlepperfahrzeug, das auf der burgenländischen A4 aufgefunden wurde

Jeden Tag sterben Menschen im größten Flüchtlingsdrama seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie sterben mittlerweile direkt vor unseren Augen. Mit einem in Österreich aufgefundenen Schleppercontainer, in denen Menschen auf der Flucht dutzendweise erstickt sein dürften, sind wir an einem Punkt angelangt, wo keiner von uns mehr wegschauen darf.

Der große österreichische Mahner Viktor Frankl hat den Begriff der „Kollektivverantwortung“ geprägt. Wir alle stehen als Österreicher und als Europäer in dieser gemeinsamen Verantwortung für eine Welt menschlicher Werte und menschlicher Würde. Mit jedem toten Flüchtling stirbt Tag für Tag ein Stück Würde dieses Europas, dessen Vereinigung als Absage an Krieg und Terror entstanden ist und das noch vor Jahren Anlass zu großer Hoffnung in einer sich globalisierenden Welt gab. 

Moralische Narkose Europas und seiner Entscheidungsträger 

Auf beschämende Weise offenbart die aktuelle Flüchtlingstragödie, dass die in den europäischen Gründungsverträgen beschworenen Werte in der gegenwärtigen Realverfassung unseres Kontinents nicht mehr zum Tragen kommen. Zum Vorschein kommt stattdessen mehr und mehr ein Europa im Zustand moralischer Narkose, dessen Bemühungen den Anliegen entfesselter Finanzmärkte mehr zu dienen scheinen als den Geboten der Nächstenliebe und humanistischer Vernunft. 

Es ist dasselbe Europa, das zu lange weggeschaut hat von den Entwicklungen, die sich nur wenige hunderte Kilometer von seinen Außengrenzen entfernt langsam aber unübersehbar aufgebaut haben, und das nun im Angesicht der humanitären Katstrophe ohne Plan ist und seine EU-Mitgliedstaaten mit ihren verschieden großen Flüchtlingsproblemen allein lässt. Es ist dasselbe Europa, das Waffenlieferungen aus europäischen Ländern nach Syrien ebenso wenig verhindert hat wie es imstande ist, die hunderttausenden Opfer der dadurch gestärkten Terrorstrukturen in ein durchdachtes solidarisches und einzelne Länder nicht überforderndes Aufnahmeprogramm auf EU-Boden zu überführen. Es ist dasselbe Europa, dessen gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik bislang nicht imstande war, in Krisenregionen zu investieren, um Menschen die Flucht aus ihrer Heimat überhaupt zu ersparen und den IS-Terror von Geld- und Waffenflüssen, vom Zugang zum Erdöl-Markt sowie von politischer Unterstützung abzuschneiden. 

Und: Es ist dasselbe Europa, das selbst in seinen scheinbar profansten Definitionen von Nicht-Diskriminierung und Toleranz aus christlich-humanistischen Quellen schöpft, das aber gleichzeitig keine nennenswerten Bemühungen für sich verbuchen darf, auf internationaler Ebene etwas zum Schutz verfolgter Christen in Nahost und Afrika getan zu haben. Wer glaubt, die Werte seiner Gesellschaft bloß zitieren zu können ohne sie beständig zu leben, zu schützen und zu verteidigen, gibt auf Dauer seine Fundamente preis. 

Das Fundament Europas 

Europa scheint zu vergessen, dass es selbst ein historisch vielfach erkämpftes Gesellschaftssystem ist, das auf dem Fundament ganz bestimmter Werte ruht. Geht das Wissen um diese unsere Werte und deren Bedeutung verloren, verlieren wir gleichzeitig das Fundament unserer freien, modernen, demokratischen europäischen Gesellschaft. Menschenrechte und Grundfreiheiten in ihrem Vollsinn sind im letzten nicht denkbar ohne die Wurzel christlicher Überzeugung vom unendlichen Wert der menschlichen Seele vor Gott. Dieses jahrhundertealte Fundament gibt einem Land wie Österreich heute das kulturelle Rüstzeug und die moralische Kraft, so viele Flüchtlinge bei uns aufzunehmen und ihnen in bitterster Not beizustehen. Dieses Fundament muss geschützt werden, auch, indem die europäischen Länder nicht durch eine verantwortlungslose, derzeit nicht existente EU-Flüchtlingspolitik aus ihren natürlichen kulturellen Gleichgewichten gebracht werden.

Zeit, aufzuwachen

Es ist an der Zeit, die politischen Verantwortungsträger unseres Landes und mit ihnen die politischen Verantwortungsträger der Europäischen Union in die allerstrengste moralische Pflicht zu nehmen. Es ist Zeit, aufzuwachen! Wegsehen und Gleichgültigkeit, wo das menschliche Gewissen einen Aufschrei befiehlt, waren immer Zeichen des heraufdämmernden Niedergangs von Kulturen und Zivilisationen und des langsamen Verlustes von Freiheit und Frieden in einer Gesellschaft. Europa und – mit ihm – wir alle stehen auf dem Prüfstand dieser herausfordernden Zeit. Wir: Das sind die EU-Mitgliedstaaten, die Regionen und Gemeinden, die Zivilgesellschaft, die Kirchen, jeder Einzelne von uns. Ich bete, dass der christlich-humanistische Funke noch nicht erloschen ist. Und dass er stark genug ist, um wieder entfacht zu werden zu einem Leuchtfeuer der Humanität. 

Den Opfern der Schlepper im Gebet verbunden,

Metropolit Arsenios von Austria“

Stellungnahme anlässlich des Volksbegehrens “Gegen Kirchenprivilegien”

Als mit Abstand größter Leistungsträger Österreichs sind die in Österreich ansässigen Kirchen und Religionsgemeinschaften von dem kommenden Volksbegehren betroffen, welches sich, dem Terminus der Akteure folgend, gegen so genannte “Kirchenprivilegien” richtet. Dieser Status,

der allen Kirchen und Religionsgemeinschaften eingeräumt wird, folgt einem verzerrten Bild und hauptsächlich, wie zahlreiche Experten mittlerweile festgestellt haben, falschen oder missinterpretierten Fakten. Das heutige Europa wird von zahlreichen Krisen mit verschiedensten Gesichtern heimgesucht, die sich in erster Linie nicht gegen eine wirtschaftliche Institution, sondern gegen die Botschaft Christi und seiner Menschenliebe richten.

In diesem Sinne ist dieses Volksbegehren keine Initiative mit dem Anliegen einer Gleichberechtigung verschiedener Institutionen, sondern eine Bewegung, die sich gegen das menschennahe Wirken stellt, das tatkräftig vom Geiste Christi getragen ist. Dass Jesus Christus für alle Menschen in diese Welt kam, ist eine Realität, die tatsächlich ihren Ausdruck im karitativen Werk der verschiedensten christlichen Kirchen allerorts findet. Es ist eine Botschaft, wie Christus seinen Aposteln die Füße wusch, und darüber hinaus, der innere, dem Menschen angeborene Wunsch, die Not des Nächsten gelindert zu sehen. Das Praktizieren der Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, das seitens dieser Initiative angegriffen und beschnitten wird. Das Christentum ist eine Religion des Friedens und der Liebe, es kämpft seit jeher für eine Welt der Gerechtigkeit und dient allen Menschen, unabhängig ihrer Religion, Herkunft oder Abstammung. Christus hat uns Seine Liebe gezeigt und gegeben, die wir erhalten müssen im Dienst an unserem Nächsten, der ein Bild, eine Ikone, des Herren ist.

Wie oben bereits erwähnt, haben zahlreiche auch kirchenunabhängige Experten bereits festgestellt, dass der häufig verwendete Terminus der “Privilegien” falsch ist, geht es doch darum, durch steuerliche und gesellschaftliche Erleichterung für Kirchen und anerkannte Religionsgemeinschaften diesen ihre sozialen und karitativen Tätigkeiten zu erleichtern. Zugleich soll damit auch der Bedeutung des immensen Kulturträgers des eigenen Landes Rechnung getragen werden. Der Staat und die Gesellschaft können nur verlieren, wenn es dieser Initiative gelingen sollte, ihre Forderungen durchzusetzen. Es müssten alle Bürger und Bürgerinnen dieses Landes die Folgen tragen.

International betrachtet ist die Tätigkeit der verschiedenen Kirchen eine willkommene Hilfe für zahlreiche Menschen, die sich am Rande ihrer Existenz befinden, in einem von einer Krise schweren Ausmaßes betroffenen Land. Die verschiedenen Staaten alleine könnten nie diese notwendigen Kapazitäten aufbringen. Die Initiative ignoriert dieses Faktum schlichtweg. An zahlreichen Stellen wurde bereits festgestellt und dargestellt, in welchem Ausmaß sich ehrenamtlich tätige Menschen aus Gründen des Glaubens engagieren und wie viele Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen für notleidende Menschen seitens der Kirchen betrieben und erhalten werden.

Die Orthodoxe Kirche versucht, in ihrer Armut, im Geiste des Evangeliums, dem kleinsten Bruder beizustehen. Das ist der Auftrag der Kirche, in den orthodox geprägten Ländern, wie auch in der Diaspora, der entsprechend den Mitteln der Kirche umgesetzt wird. Sie versucht nach Möglichkeit, allen Menschen, denen es an Perspektiven und Aussichten mangelt, zu helfen und ihre Not zu lindern.

Heiligenkalender


Für heute sind keine Gottesdienste oder Feiertage eingetragen!
Mai 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So

Gottesdienste


Soziale Medien


Facebook

- YouTube

Ihre Spende


Die Metropolis von Austria organisiert eine Vielzahl an karitativen, seelsorgerlichen und kulturellen Aktivitäten in Österreich und Ungarn. Da unsere Diözese, wie auch unsere Gemeinden, sich ausschließlich von Spenden finanzieren, sind wir für jede Hilfe und Unterstützung herzlich dankbar!

Ihre Spende

Vergelt´s Gott

Legetøj og BørnetøjTurtle
Cookies user preferences
We use cookies to ensure you to get the best experience on our website. If you decline the use of cookies, this website may not function as expected.
Accept all
Decline all
Read more
Analytics
Tools used to analyze the data to measure the effectiveness of a website and to understand how it works.
Google Analytics
Accept
Decline
Save