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„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Vortrag Seiner Eminenz Metropolit Arsenios von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa beim 11. Panorthodoxen Jugendtreffen

Wien, 5.10.2024

Einführung

Über Gott zu sprechen ist eine schwierige Sache. Wie können wir den Unaussprechliches beschreiben? Wie kann man von Dem sprechen, dessen Größe und Majestät jede Art von heiligen Gegenständen, Personen oder Dingen übersteigt? Mit der Größe Gottes offenbart sich auch das Unvermögen oder gar die Nichtigkeit des Geschöpfes, das aufgerufen ist, seinen Schöpfer und Schöpfergott zu beschreiben und von Ihm zu sprechen. Außerdem ist die Voraussetzung für die Annäherung an den unzugänglichen und unbegreiflichen Gott die Unkenntnis, das heißt das Wissen um unsere Unfähigkeit, uns Gott auf dem intellektuellen Weg zu nähern und ihn zu erkennen. Angesichts dieser Herausforderung rufen wir daher unseren Herrn an, der das wahre Licht ist, „das Licht, das alle Menschen, die in die Welt kommen, erleuchtet und heiligt“[1], um unsere eigene Dunkelheit zu erhellen und uns in diesem Bemühen beizustehen, damit alles, was heute Abend in unserer Versammlung angesprochen wird, der geistigen Erbauung und dem Fortschritt von uns allen dient.

Es ist eine Tatsache, dass der Herr sich in den drei Jahren seines öffentlichen Wirkens den verschiedenen Gruppen von Juden, sowohl denen, die ihm folgten, weil sie an ihn glaubten, als auch denen, die kamen, um ihn predigen zu hören, auf unterschiedliche Weise vorgestellt hat. Viele kamen wohl eher aus Neugierde als aus Interesse, aber auch in dem Versuch, ihn "im Wort"[2] eine Falle zu stellen. So stellt sich der Herr einmal als „die Auferstehung und das Leben“[3], ein anderes Mal als „der Weg und die Wahrheit“[4], oder auch als „Weinstock“[5]und als „Tür“[6] vor, während er im achten Kapitel des Johannesevangeliums als „Licht der Welt“ dargestellt wird. Wer diesem Licht nachfolgt, „wandelt nicht in der Finsternis“[7]. Darauf wird sich unser Gespräch heute konzentrieren.

Der Begriff des Lichts im Allgemeinen

„Licht“ ist die notwendige Ursache, damit wir etwas sehen können.[8] Der Begriff „Licht“ hat dabei sowohl eine wörtliche als auch eine übertragene Bedeutung. Im wörtlichen Sinn bezeichnet er die Zuführung von materiellem, natürlichem oder künstlichem Licht aus verschiedenen natürlichen oder künstlichen Lichtquellen, wie Sonne oder Mond und Kerzen bzw. Lampen. Metaphorisch und je nach dem Verb, das das Wort „Licht“ begleitet, kann es bedeuten, geboren zu werden (ans Licht zu kommen), etwas zu enthüllen (ans Licht zu bringen), eine Sache gutzuheißen oder zu genehmigen (grünes Licht zu geben), über eine Sache zu beraten (um Licht zu bitten). Neben den beiden Bedeutungen, der wörtlichen und der metaphorischen, findet sich in der Theologie auch die symbolische Bedeutung von Licht, die auf die Erleuchtung des menschlichen Verstandes hinweist, die durch das Wirken des geistigen Lichts der göttlichen Offenbarung bewirkt wird.

Das natürliche Licht ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Ohne Licht kann es weder für den Menschen noch für irgendein anderes Lebewesen Leben geben. Die Tatsache, wie wichtig das Licht für jedes Lebewesen ist, wird auch vom göttlichen Wirken verstanden, die das Licht am ersten Tag der Schöpfung schuf: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis.“[9] Wie aus dem Text der Genesis hervorgeht, kommt Gottes schöpferische Kraft durch Sein Wort zum Ausdruck, und deshalb erschafft Er durch dieses Wort alle Dinge. Nach dem heiligen Chrysostomus „sprach er [also Gott] und es geschah. Er befahl, und die Finsternis verschwand und das Licht entstand. Und Gott teilte das Licht und die Finsternis...“, das heißt, er gab jedem einen eigenen Ort und bestimmte eine bestimmte Zeit und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Dieses Licht, das vernünftige Licht, beseitigte die Finsternis; entsprechend beseitigte das vernünftige Licht, unser Herr, die Finsternis des Irrtums und führte die Irregeführten zur Wahrheit.[10]

Gott als Licht

Die biblischen Hinweise, die den lichtspendenden Gott mit dem Licht gleichsetzen, sind zahlreich. Gott ist „Licht und Heil“, so der Psalmist David, der den Menschen aus aller Gefahr erlöst und ihm Rettung bietet.[11] An einer anderen Stelle setzt er das Licht mit dem Gewand Gottes gleich: „Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet. Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel, du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt“[12]. Das Licht und alles, was damit verbunden ist, beschreibt die göttliche Gegenwart. Der Prophet Habakuk beschreibt Gottes Ausstrahlung „wie das Licht der Sonne, Strahlen gehen aus von Seiner Hand, in ihnen verbirgt sich seine Macht.“[13] Der himmlische Baldachin, auf dem sein Thron ruht, ist glitzernd wie Edelsteine.[14] Auch an anderer Stelle wird Gott von Feuer umgeben gezeigt: „Die Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn auf dem Gipfel des Berges zeigte sich vor den Augen der Israeliten wie verzehrendes Feuer.“[15] Schließlich schießt er den Blitz des Gewitters aus: „Da ließ der Herr den Donner im Himmel erdröhnen, der Höchste ließ Seine Stimme erschallen: Hagel und feurige Kohlen.“[16]

Dieses Licht, das mit der göttlichen Gegenwart verbunden ist, wurde von den Kirchenvätern nicht unbeachtet gelassen. Im Gegenteil: Einige von ihnen widmeten einen großen Teil ihrer Arbeit der Annäherung und Erklärung dieses göttlichen Lichts. Einer von ihnen, der heilige Simeon der Neue Theologe, hält fest, dass Gott nur als Licht verstanden und empfangen werden könne. Er ist das Licht, das Tag und Nacht in unseren Herzen und außerhalb unseres Versatndes leuchtet und alle, die von ihm erleuchtet werden, in Licht verwandelt. Er ist Licht, und als Licht wurde er von denen gesehen, die das Glück hatten, ihn zu sehen, und als Licht wurde er von denen empfangen, die das Glück hatten, ihn zu empfangen, denn das Licht seiner Herrlichkeit geht ihm voraus, und Er erscheint nie ohne Licht.[17] An anderer Stelle wiederum preist der heilige Simeon das Licht Gottes als unerschaffenes, anfangloses und unendliches: „Anfangloses Licht, ungeschaffenes Licht, unaussprechliches Licht in allem.“[18]

Der bedeutendste Vertreter der mystischen Theologie, der heilige Gregorios Palamas, unterscheidet insgesamt drei Arten von Licht. Zunächst spricht er vom sinnlichen Licht, dem Licht, das wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Als nächstes spricht er vom geistigen oder intellektuellen Licht, das „Wissen, das in den Bedeutungen eingeschrieben ist“, das durch den Verstand wahrgenommen wird. Das Sehvermögen und der Verstand nehmen also nicht dasselbe Licht wahr, sondern erst, wenn jedes von ihnen gemäß seiner eigenen Natur und innerhalb seiner eigenen natürlichen Bedingungen handelt. Das dritte Licht, das der heilige Gregorios unterscheidet, ist das göttliche Licht, das weder sinnlich noch intellektuell ist. Dieses Licht wird von den Gewürdigen genossen, die das Glück hatten, geistige und unaussprechliche Gnade und Kraft zu empfangen, und die durch Sinn und Verstand das sehen, was über allen Sinn und allen Verstand hinausgeht, auf eine Weise, die „nur Gott und diejenigen, die diese göttlichen Energien empfangen, kennen“[19]. Dieses Licht Gottes ist „ungeschaffen“ und er sieht es als die größte seiner ungeschaffenen Energien.

Dieses Licht wurde von vielen Vertretern der Bewegung des sogenannten Hesychasmus mit dem Licht identifiziert, das den Herr im Augenblick seiner Verklärung umgab. Dieses Lichts wurden die anwesenden Jünger des Herrn und die beiden Propheten Moses und Elijah gewürdigt, doch sie konnten seinen Anblick nicht ertragen und „sie stürzten auf die Erde“[20]. Die Heiligen unserer Kirche, die auf mystische ihre Vereinigung mit Gott durch das ungeschaffene Licht erfahren haben, wurden ebenfalls dieses Lichts gewürdigt. Der Mensch allein und von sich aus kann Gott nicht sehen. Nur wenn Gott es zulässt, sieht Ihn der Mensch, der aus Gnade Gott geworden ist.[21] Nur wenn der Mensch im ungeschaffenen Licht ist, sieht er das Licht. Und solange er sich im Licht befindet, sieht er das Licht, in dem er existiert. Zugleich sieht er die gesamte physische Umgebung um sich herum im Licht dieses Lichts, das alles durchdringt, erleuchtet und durchdringt. Das Reich Gottes ist die Herrlichkeit, das Licht Gottes und ist ungeschaffen und allgegenwärtig. Aber der Mensch hat keinen Anteil daran, obwohl er in ihm ist. Er hat nur während der Erfahrung der Erleuchtung oder Theosis daran teil, wenn ihm diese Herrlichkeit offenbart wird, wenn er die Bedingungen eines reinen Herzens erfüllt. Das Kommen des Reiches Gottes ist nichts anderes als diese Offenbarung der Herrlichkeit Gottes an die Menschen.[22]

Licht ist der dreieinige Gott, „Licht der Vater, Licht das Wort, Licht das Wort, Licht und der Heilige Geist“, sagt die Exaposteilarion des Pfingstfestes; Licht, das Heiligkeit und Wahrheit ausstrahlt und das dem sündigen Menschen, dem Menschen, der „im Land und Schatten des Todes“[23] war, vorenthalten wurde. Dieser Mangel an Heiligkeit und göttlichem Licht wurde durch den Sohn und das Wort Gottes behoben bzw. der Mensch wiederhergestellt, der, wie der heilige Athanasius sagt, „Mensch wurde, damit wir vergöttlicht werden“[24] Der Göttliche Logos, auch Er ist Licht, wurde Licht aus Licht, Auch das Wort Gottes, das in der Welt aufstrahlte, um das Heil zu schenken.

Christus, das Licht der Welt

Wie wir zu Beginn erwähnt haben, hat sich der Herr auf verschiedene Weise offenbart, eine davon ist das Licht. „Ich bin das Licht der Welt“, sagte er, um zu erklären, dass er das Licht ist, das zum Leben führt, zum wahren Leben, zum Himmelreich. Wenn wir nun mit unserem Verstand über die Bezeichnungen, mit denen sich der Herr den Menschen geoffenbart hat, ein wenig anders, genauer nachdenken, ergibt sich folgender Zusammenhang. Christus ist gleich „Licht“, ist gleich „Weg“, ist gleich „Tür“, ist gleich „Wahrheit“, ist gleich „Auferstehung“, ist gleich „Leben“. Aus der obigen Beziehung schließen wir, dass Christus all das oben Genannte ist und dementsprechend jedes Element der oben Genannten Christus ist. Wenn wir das weiter analysieren, werden wir außerdem sehen, dass jedes der oben genannten Konzepte zur Vollendung des Menschen in Christus, das heißt zu seiner Erlösung, beiträgt.

Das Selbstbewusstsein Jesu als „Licht“ ergibt sich aus Seinem göttlichen Wesen. Das Wort Gottes selbst ist das Leben und das Licht der Menschen. Beim Evangelisten Johannes lesen: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. […] In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“[25] Das heißt: „Am Anfang der geistigen und materiellen Schöpfung war der Sohn und das Wort Gottes. Und das Wort war immer untrennbar von Gott und ihm sehr nahe, und das Wort war Gott unendlich, wie der Vater und der Heilige Geist […] In ihm war Leben, und für die Menschen war und ist er Leben und Licht. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis konnte es niemals verdunkeln und auslöschen.“

In den obigen Versen verwendet der Evangelist Johannes den Kontrast von Licht und Finsternis. Der Herr selbst verwendet das gleiche Stilmittel in Johannes 8, 12. Zunächst verweist Johannes auf die Macht des Lichts, das aufgrund seiner Kraft und seines Glanzes von niemandem ausgelöscht oder verdunkelt werden kann. Dann sagt der Herr in 8,12: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“, das heißt, wer Ihm nachfolgt, wer Ihm glaubt, wer Seinen Willen tut, der wird nie in der Finsternis wandeln, der wird nie von der Finsternis bedroht sein, denn er wird immer das göttliche Licht bei sich haben. Mit anderen Worten: die Voraussetzung für die göttliche Erleuchtung ist die Einhaltung der Gebote Gottes und die Erfüllung seines Willens.

Christus war, solange Er in der Welt war, das Licht für die Welt.[26] Christus ist das Licht der Welt, und diese Seine Eigenschaft als solches ergibt sich aus der Tatsache, dass Er selbst Gott ist. Das Wort Gottes ist das Leben und das Licht der Menschen, ein wahres Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt. So wie das natürliche Licht die Quelle des Lebens für alle Lebewesen ist, so ist Christus „das wahre Licht“, die Quelle, die Leben spendet und jedes vernünftige Wesen erleuchtet. Das ist es, was der heilige Hymnograph vermitteln will, wenn er singt: „Das wahre Licht erscheint, die Erleuchtung wird allen geschenkt“[27]. Christus kam auf die Erde, um das Licht der ganzen Welt zu werden, damit alle Menschen gerettet werden, nicht nur einige wenige auserwählte.

Der heilige Kyrill von Alexandrien stellt fest, dass Christus sich selbst als Licht bezeichnet, und zwar „nicht nur für sich selbst und nicht nur für die, die aus Israel stammen“. Im gleichen Zusammenhang fügt der heilige Johannes Chrysostomus hinzu: „nicht nur in Galiläa, nicht nur in Palästina, nicht nur in Judäa“, also in Gegenden, in denen der Herr in der Öffentlichkeit wirkte und bekannt war, sondern in der ganzen Welt. Es ist das Licht, das aus Seiner göttlichen Natur hervorgeht. Christus hat nicht gesagt: In mir gibt es Licht, sondern ich bin das Licht, wie der heilige Theophylakt anmerkt. Indem er sich selbst als Licht der Welt bezeichnet, erscheint Christus den Israeliten als Gott und Messias, denn sie waren davon überzeugt, dass, Gott ihr Licht sei. Er erscheint den Israeliten als der erwartete Messias, das Licht, das die Völker erleuchten wird, „ein Licht, das die Heiden erleuchtet“[28]. Nach Basilius dem Großen offenbart der Herr, dass die Herrlichkeit der Gottheit unzugänglich ist und dass er im Glanz der Erkenntnis diejenigen erleuchtet, welche die Augen ihrer Seele gereinigt haben.[29] Genau darauf, auf das göttliche Selbstbewusstsein und den göttlichen Ursprung, deutet die im Johannesevangelium wiederholt verwendete Formulierung „Ich bin“ hin.[30]

Wie bereits erwähnt, wird das Licht der Finsternis gegenübergestellt. Der Mensch steht dabei zwischen dem Licht und der Finsternis und muss sich entscheiden, welchen Weg er gehen will. Jesus ermahnt seine Zuhörer und jeden von uns: „Geht zum Licht, glaubt an das Licht, seid Kinder des Lichts“[31]. Leider entscheiden sich viele Menschen dafür, in der Finsternis zu bleiben, und bleiben sogar dabei. Diese traurigen Tatsache war auch Christus bewusst, als er sagte: „Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.“[32] Wer aber liebt die Finsternis und wie kann der Mensch ein Sohn des Lichts werden? „Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“[33] Mit anderen Worten: Wer Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht ans Licht, weil er fürchtet, dass seine Werke aufgedeckt und beurteilt werden. Wer aber der Wahrheit und dem Willen Gottes gemäß handelt, der kommt ans Licht, und es wird offenbar, dass seine Taten aus Gehorsam gegenüber Gott geschehen sind.

Der Christ als Licht in der Welt

Christus gibt seinen Jüngern das Gebot, selbst Lampen und Lichter zu sein und durch ihr Leben in der Welt sichtbar zu werden. Dieselbe Ermahnung gilt für uns als Kinder Gottes. Der Apostel Paulus ermahnt die Gläubigen in seinem Brief an die Philipper: „Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr rein und ohne Tadel seid, Kinder Gottes ohne Makel mitten in einer verkehrten und verwirrten Generation, unter der ihr als Lichter in der Welt leuchtet!“[34], das heißt unbefleckt und vollkommen zu sein, reine Kinder Gottes, die in der Welt wie Sterne leuchten. Niemand soll in der Finsternis bleiben, denn das Licht, Christus, ist in die Welt gekommen; „Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.“[35] Wie kann der Mensch dieser Wahrheit gegenüber gleichgültig sein? Das Licht ist gewissermaßen der Ausweis von Christus. Er ist die Sonne der Gerechtigkeit, die in die Welt gekommen ist, um die Dunkelheit der Unwissenheit zu vertreiben, die Finsternis des Hasses zu besiegen und die Finsternis der Schlechtigkeit auszulöschen. Die Vergebung der Sünden, die Rechtfertigung durch Christus, der Sieg über unsere verdorbene Natur, der Schutz und die Führung inmitten von Schwierigkeiten und geistlichen Gefahren, der Trost in Bedrängnissen, der Sieg über den Tod – sie alle sind das Erbe der Nachfolger Christi, der als Licht für uns aufgestrahlt ist.

„Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts!“[36], schreibt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer. Die Nacht und die Finsternis bezeichnen die Sünde, von der der Mensch befreit werden soll. Der Tag und das Licht bezeichnen die Tugend, die der in Christus geläuterte Mensch zu überwinden und das kommende Leben zu leben hat. Wie das natürliche Licht, wenn es leuchtet, für alle sichtbar wird, so wird der wahre Christ durch sein Leben zum Vorbild für alle. Nach dem heiligen Gregor dem Theologen werden die Christen zu „Kerzen an der Lampe, die allezeit leuchtet“[37], dann werden die Menschen ihre guten Werke sehen und Gott verherrlichen. Wenn der Mensch zu einem Licht für die Welt wird, erfüllt er das Gebot Christi an seine Jünger: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“[38]

Eine Voraussetzung, um der Dunkelheit und allem, was sie mit sich bringt, zu entkommen, ist die Nachfolge Christi. Was bedeutet es aber, Christus nachzufolgen? Christus nachzufolgen bedeutet, sich in vollem Vertrauen und voller Hoffnung an Ihn zu halten. Christus nachzufolgen bedeutet, Seinen Willen zu tun – mein Wille ist dabei dem Seinen untergeordnet. Christus nachzufolgen bedeutet, an Seinem Leiden teilzuhaben, mit Ihm zu leiden, mit Ihm zu kommunizieren.

Christus ist das wahre Licht, das zum Heil führt, und hat nichts mit all den Lichtern zu tun, die die moderne Welt von heute predigt. Das Licht Christi ist unzugänglich, es ist wie ein heller Scheinwerfer, der die Menschen erleuchtet und leitet und keine Wartung und technische Unterstützung benötigt. Das Licht Christi muss nicht auf der Grundlage moderner wissenschaftlicher Daten aktualisiert werden, wie dies bei allen Lichtern der Wissenschaft der Fall ist, die von Zeit zu Zeit auf der Grundlage neuer Forschungsergebnisse aktualisiert werden müssen – im Gegenteil: Licht Christi ist vor den Zeitaltern aufgegangen, ist und wird jetzt und in Zukunft unantastbar und unverfälscht bewahrt werden. Da wir glauben, dass Christus das Licht der Welt ist, ist die Kirche, die Sein Leib, Seine Fortsetzung und Sein Ausdruck in der Zeit ist, ebenso Licht. Sie ist der Raum, in dem die Erleuchtung Christi erfahren wird, und zwar nicht auf magische Weise, sondern bewusst und wesentlich durch die Teilnahme an den heiligen Mysterien, durch die wir wiedergeboren, geformt und auf geistige Weise mit dem Erlöser vereint werden. Sie wird erfahren durch die Teilnahme an der orthodoxen Spiritualität, am Leben des Gebets, der Liebe und der Barmherzigkeit, der Umkehr und der Heiligkeit, die nicht fern und außerhalb des Lichts Christi verstanden werden kann.

Wer diesem Licht, Christus, folgt, wird nicht in der Finsternis bleiben, wie der heilige Kyrill sagt, er wird nicht in Irrtum und Sünde bleiben, wie der heilige Chrysostomus und Euthymios Zigabenos sagen. Diejenigen, die Christus nachfolgen, werden niemals der Erleuchtung und der geistigen Führung auf dem Weg der Wahrheit beraubt, die sie vor den verderblichen Irrtümern dieser Welt, die zu Finsternis und Sünde führen, schützen, sondern werden das Licht des Lebens haben und auf ewig leben, als Betrachter und Teilhaber des abendlosen Lichts.

An anderer Stelle stellt der heilige Kyrill klar, dass „das Wort Gottes erleuchtet und pflanzt in jeden Menschen, der ins Dasein tritt, einen Samen der Weisheit, d.h. der Gotteserkenntnis, ein, und pflanzt ihm eine Wurzel Einsicht ein“. Und Erzbischof Anastasios von Albanien hält fest: „Wir wagen es daher zu sagen, dass im Bewusstsein eines jeden Menschen ein Strahl des Lichtes Christi vorhanden ist, auch wenn es durch Unwissenheit und Gleichgültigkeit verdunkelt worden ist. Alles, was im Denken, im Verhalten und im religiösen Leben der Menschen edel und wahr ist, ist ein Abglanz des Lichtes des Sohnes und des Wortes Gottes.“[39]

Schlussworte

Am Anfang haben wir den Begriff des „Lichtes“ erläutert, indem wir den Vers aus dem Evangelium betrachtet haben: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12). Die Gegenwart Christi als Licht in der Welt ist ein universelles Ereignis, das sich an jeden Menschen richtet. Aber die Annahme des Lichts hängt nicht nur von Gott ab, sondern auch von der persönlichen Entscheidung und Haltung eines jeden Menschen. Um noch einmal die Worte des Apostels Paulus zu gebrauchen: Gott „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“,[40] aber die Verwirklichung des Heils ist auf die subjektive Annahme des Heils in Christus angewiesen. Gott schenkt Seine Gnade großzügig an alle. Der Mensch aber muss seinerseits die Ursachen suchen, die ihn des Lichtes berauben, und aufgrund derer er in der Finsternis bleibt, in der Finsternis der Sünde, ohne Kenntnis der göttlichen Erfahrung und Gemeinschaft.[41]

Wenn man sich dafür entscheidet, das Licht, das Christus verbreitet, zu verleugnen, hat das schmerzhafte Folgen für das Leben in der Welt. Heute erlebt ein großer Teil der Menschheit die Tragödie der Armut und des Elends, des Krieges und der Ungewissheit. Die Welt befindet sich in einer noch nie dagewesenen Krise, deren Ursachen tiefer ergründet werden müssen. Der moderne Mensch verleugnet die Gegenwart Gottes in seinem Leben, und das führt zur Aushöhlung seines Wertes, zur Gleichgültigkeit gegenüber dem Nächsten, zur Ablehnung der Hoffnung und insbesondere der Hoffnung auf Christus. Der einzige Ausweg liegt in einer Änderung der Denkweise des modernen Menschen, in Umkehr, Reue und Demut. Nur wenn wir uns darauf einlassen, unser Leben neu zu erleuchten, nicht mit den falschen Lichtern der Welt, nicht mit den flüchtigen Erleuchtungen der weltlichen Eitelkeit, sondern mit dem Licht Christi, „der den Menschen, der in die Welt kommt, immer erleuchtet“, können wir aus dieser schmerzlichen Situation herauskommen, in die wir durch Egoismus und dämonische Einbildung geraten sind.

 

[1] Gebet zur ersten Stunde.

[2] Mt 22,15.

[3] Joh 11,25.

[4] Joh 15,6.

[5] Joh 16,1.

[6] Joh 10,9.

[7] Joh 8,12.

[8] Vgl. Georgios Babiniotis, Lexikon der Neugriechischen Sprache [griech.], Athen 22002, 1918, und D. Dimitratos, Neues Lexikon [griech.], 1290.

[9] Gen 1,3–4.

[10] Johannes Chrysostomos, In gen. hom. 3.

[11] Ps 26.1.

[12] Ps 103,1–2.

[13] Hab 3,4.

[14] Ex 24,10.

[15] Ex 24,16–16 und Ex 19,18.

[16] Ps 17,14–15.

[17] PG 120, 359.

[18] Simeon der Neue Theologe, 8. Rede über die Theologie.

[19] Gregorios Palamas, Hagioreitikos Tomos, Philokalie, Bd. 4, Thessaloniki 1986.

[20] Doxastikon der Vesper der Verklärung Christi.

[21] Vgl. Ps 35,10.

[22] Vgl. Ioannis Romanides, Über die Vergöttlichung.

[23] Mt 4,16.

[24] PG 25,96.

[25] Joh 1,1. 4–5.

[26] Joh 9,5.

[27] Sticheron der Ainoi von Theophanie.

[28] Lk 2,32.

[29] Vgl. dazu insgesamt Panagiotis Trembelas, Auslegung des Johannesevangeliums [griech.], Kommentar zu Joh 8,12.

[30] Vgl. E. Schweizer, Ego eimi, Göttingen 51965, 108. 138. 167.

[31] Joh 12,36.

[32] Joh 3,19.

[33] Joh 3,21.

[34] Phil 2,14–15.

[35] Mt 4,16.

[36] Röm 13,12

[37] PG 36,412.

[38] Mt 5,16.

[39] Anastasios, Christus, das Licht der Welt, in: Kathimerini, 25-12-2009.

[40] 1 Tim 2,4.

[41] Vgl. Konstantinos Papadopoulos, Die Welt als „Kosmos“ im 4. Evangelium [griech.], Bd. 20 (2001), 16–17.

Das Kreuz als Gelegenheit für die Auferstehung

Einleitung

Die Kreuzigung des Herrn ist ein einzigartiges und unwiederholbares Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Das Kreuz – in der Antike als Mittel zu einem schändlichen Tod bekannt – wird zum „Kreuz Christi“, zum Symbol der überwältigenden Macht der Liebe. Der Herr, der aus freiem Willen für das Heil der Menschen leidet, lehrt von Seinem Kreuz aus die äußerste Nächstenliebe, die opferbereite Kenosis. Christus ist der Weg, der zur Wahrheit führt und Sein Geschöpf wieder mit dem Leben verbindet, indem Er den Tod durch den Tod zertritt. Das Kreuz wird dadurch zur Quelle des Lebens und des Heils. 

Die Kirche verehrt und verherrlicht das heilige und lebensspendende Kreuz des Herrn und bittet den darauf erhobenen Herrn, das Leben und den geistlichen Kampf der Gläubigen zu stärken. Der hl. Niketas Paphlagon betont die wesentliche Beziehung zwischen dem Kreuz und dem Gekreuzigten: „Indem ich das Kreuz verehre, ehre und bete ich den Herrn Jesus Christus an, der daran gekreuzigt ist. Indem ich den Gekreuzigten und Erhabenen verehre, bete ich das Kreuz an, das Werkzeug des Opfers des Herrn am Kreuz, das Mittel zur Erlösung des Menschengeschlechts.“[1]

Das Kreuz hat die ganze Welt mit Freue über die Erlösung erfüllt, wie der hl. Kyrill von Jerusalem schreibt.[2] In unserer Kirche werden die Ereignisse im Zusammenhang mit dem heiligen Kreuz, seiner Entdeckung, seiner Erhöhung und seiner Verehrung mit besonderen Festen begangen. Doch das Gedenken der Passion des Herrn in der Hohen und Heiligen Woche und Seiner Auferstehung ist vielleicht die beste Zeit, um die Tiefe und Weite des Geheimnisses des Kreuzes zu ergründen. Die Gottesdienste, Hymnen und Lesungen helfen dem Christen, das Kreuz mit den Augen seiner Seele zu sehen, im Licht der Auferstehung, als „Zeichen“, das den Beginn einer neuen Anstrengung im unaufhörlichen Kampf um die Rückkehr zum liebenden Vater und die Teilnahme an seinem unaussprechlichen Reich markiert.

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Die Griechische Nationalschule Wiens. Zwei Jahrhunderte ununterbrochenen Beitrags zur Bildung des Volkes

Metropolit Arsenios von Austria

Exarch von Ungarn und Mitteleuropa

Wien,[i] die Hauptstadt der Bundesrepublik Österreich und deren bevölkerungsreichste Stadt, war im Laufe der Jahrhunderte ein wichtiges kulturelles und politisches Zentrum Europas sowie ein wichtiges kirchliches, pädagogisches und kulturelles Zentrum des Hellenismus.

Die Anfänge der griechischen Präsenz in Österreich im Allgemeinen und in Wien im Besonderen sind bereits in der Spätantike bezeugt. Seit der byzantinischen Zeit jedoch, mit dem Abschluss von Ehen zwischen österreichischen Herrschern und byzantinischen Prinzessinnen, wurde die griechisch-orthodoxe Präsenz in der Region Österreich und in Mitteleuropa im Allgemeinen im 12. und 13. Jh. etabliert.[ii]

Einige Jahrhunderte später, nach der zweiten Belagerung Wiens durch die Osmanen (1683) und den darauffolgenden Friedensverträgen von Karlowitz (1699), Passzarewitsch (1718) und Belgrad (1739), begann Wien aus handelspolitischen und wirtschaftlichen Gründen ein Anziehungspunkt für Griechen aus dem Osmanischen Reich zu werden, denn die genannten Bedingungen sorgten für die Öffnung der Handelswege zwischen den beiden Reichen, d. h. zwischen der damaligen Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich.

[3]

Wien, die Hauptstadt des damaligen Habsburgerreiches, war ein bedeutendes geistiges und wirtschaftliches Zentrum und ein wichtiger Anziehungspunkt für die griechisch-orthodoxen christlichen Kaufleute des Osmanischen Reiches, vor allem ab dem 17. Jahrhundert durch den Abschluss der bereits erwähnten diplomatischen Verträge zwischen den Großmächten jener Zeit.[4]

Für die orthodoxen Griechen, die sich im Habsburgerreich niederließen und beruflich im Handel tätig waren, wurde Wien zu einem wichtigen Wirtschafts- und Handelszentrum.[5] Zu den wichtigsten griechischen Familien, die in der habsburgischen Hauptstadt lebten und tätig waren, gehörten die Duba,[6] Sina[7] und viele andere Familien, die aus verschiedenen Regionen des Epirus, Thessaliens, Mazedoniens und anderen geografischen Gebieten Südosteuropas stammten.

Gleichzeitig war Wien ab der Mitte des 18. Jahrhunderts nicht nur ein wichtiges Wirtschafts- und Handelszentrum der in der Hauptstadt des Habsburgerreiches tätigen Griechen, sondern auch eine wichtige Wiege der geistigen Blüte des Hellenismus in Zentraleuropa.

Das intellektuelle Aufblühen des Hellenismus und sein Kontakt mit den Ideen der europäischen Aufklärung,[8]insbesondere in den griechischen Gemeinden außerhalb des geografischen Gebiets des Osmanischen Reiches, bildeten die geeigneten Bedingungen für die Entstehung einer intellektuellen Bewegung, die als neogräzistische Aufklärung[9] bezeichnet wird, die sich von der Mitte des 18. bis zum ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in einem anderen politischen und religiösen Kontext als in Europa entwickelte und den Geist der europäischen Aufklärung auf den griechischen Geistesraum übertrug. Infolge der Verbreitung der Ideen der europäischen Aufklärung im griechischen Raum verlagerte sich das Interesse auf Fragen der Bildung, der Förderung lebendiger Sprachen, der religiösen Toleranz, der Würde des Menschen, der Vernunft, des freien Denkens, der Wissenschaft usw.[10]

In dieser Ära des intellektuellen, politischen und sozialen Aufbruchs war Wien eine der wichtigsten Gemeinden des Hellenismus, die außerhalb der Gebiete des Osmanischen Reiches lebten. Nachdem es den Wiener Griechen gelungen war, die notwendigen kaiserlichen Privilegien zu erlangen,[11] organisierten sie sich in zwei griechisch-orthodoxen Kirchengemeinden, der Kirchengemeinde des Heiligen Georgs,[12] der griechisch-osmanischen Untertanen, deren Zentrum die Kirche zum Heiligen Georg war, und der Kirchengemeinde der Heiligen Dreifaltigkeit[13] der griechischen und walachischen kaiserlichen österreichischen Untertanen, deren Zentrum die Dreifaltigkeitskirche war. Diese beiden Gemeinschaften entwickelten sich innerhalb kürzester Zeit zu wichtigen Zentren der neogräzistischen Aufklärung und der geistigen Renaissance des Hellenismus im weiteren Sinne, und zwar bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Gleichzeitig mit der Gründung der beiden griechischen Gemeinden entwickelte sich eine intensive geistige Aktivität[14] mit dem Ziel, die versklavten Griechen aufzuklären, damit sie ihre Befreiung von der osmanischen Herrschaft einfordern konnten. Dies geschah hauptsächlich durch den Druck, die Veröffentlichung und Verbreitung verschiedener Bücher[15] und Zeitungen.[16]

Eine besondere Rolle spielte Ende des 18. Jahrhunderts die Gründung von Druckereien durch George Ventotis,[17] auch Ventodotis genannt, und durch die Brüder Markides Pouliou,[18] die enge Vertraute von Rhegas Velestinlis[19] waren.

In diesem Rahmen der intellektuellen Prozesse zur Entwicklung und Stärkung der griechischen Bildung durch die Ideen der neogräzistischen Aufklärung, kümmerten sich die griechischen Kaufleute Wiens um die Allgemeinbildung ihrer Kinder und stellten griechisch gebildete Lehrer ein, die ihren Kindern Unterricht in griechischer Sprache, Religion, Schrift, Lesen, Mathematik und anderen Fächern erteilten.[20] Zu diesen Gelehrten, die Ende des 18. Jahrhunderts in Wien privat unterrichteten, gehörten Gregor Konstantas,[21] Polyzois Kontos[22] und viele andere.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt im Jahr 1801, beschlossen die Wiener Griechen, eine griechische Schule für die Ausbildung ihrer Kinder zu gründen, die bis dahin in die griechische Schrift heim unterrichtet worden waren. Bei der Generalversammlung der Gemeinde der Heiligen Dreifaltigkeit, die am 10. März 1801 stattfand, wurde beschlossen, eine griechische Schule zu gründen, die durch verschiedene Patenschaften und Vermächtnisse wohlhabender Griechen in Wien finanziell unterstützt werden sollte.[23]

Auf einer zweiten Versammlung der Gemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit wurde am 13. März 1801 beschlossen, dass die griechischen Sponsoren, die zur Gründung und Unterstützung der griechischen Schule beigetragen hatten, als Aufsichts- oder Verwaltungsvorsteher fungieren sollten,[24] und dass die Schule im zweiten Stock des Gebäudes der Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit untergebracht werden sollte.[25]

Kurz darauf, am 19. Mai 1804, erließ Kaiser Franz I. von Österreich (1768-1835) ein offizielles kaiserliches Dekret über die Griechische Nationalschule, das kaiserliche Privilegien[26] für die Gründung, Organisation und den Betrieb der Griechischen Nationalschule in Wien gewährte.

Als Kaiser Franz I. der griechischen Gemeinde der Heiligen Dreifaltigkeit österreichischer Untertanen das Recht einräumte, eine griechische Schule zu errichten, wurde beschlossen, dass diese Schule unter der Aufsicht der österreichischen Staatsbehörden stehen sollte. Genauer gesagt, wurde gemäß dem kaiserlichen Dekret über die Gründung und den Betrieb der griechischen Nationalschule die Aufsicht und Verwaltung der Schule der Gemeinde der Heiligen Dreifaltigkeit anvertraut, die aus ihren teilnehmenden Mitgliedern drei Personen wählen konnte, die als Treuhänder der Schule fungieren sollten, immer unter Mitwirkung der österreichischen staatlichen Behörden.[27] Außerdem heißt es in dem Erlass, dass die Schule im zweiten Stock des Gebäudes der Dreifaltigkeitskirche untergebracht wird, über helle und geräumige Klassenzimmer verfügt und in der Lage ist, bis zu vier Klassenräume für die Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen zu betreiben.[28]

Die Schüler der Schule sollten in Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen, Griechisch und anderen Fächern unterrichtet werden, während die Lehrer der Schule sich durch ihre moralischen Grundsätze und Werte auszeichnen und vor ihrer Einstellung von der zuständigen Behörde auf angemessene pädagogische Fähigkeiten geprüft werden mussten.[29] Gleichzeitig mussten die Lehrer Griechisch und Deutsch können, während das Gemeindekomitee der Heiligen Dreifaltigkeit, das für die Organisation und den Betrieb der Schule verantwortlich war, das Recht hatte, Lehrer vorzuschlagen, anzunehmen und zu entlassen, wobei die endgültige Entscheidung jedoch bei den zuständigen österreichischen Staatsbehörden lag.[30] Die Schulbücher mussten zweisprachig sein, d. h. auf der einen Seite den deutschen Text und auf der anderen Seite den griechischen Text enthalten, um das Erlernen der griechischen und der deutschen Sprache bei den Schülern der Schule zu fördern.[31]

Einige Jahre später, nach der offiziellen Eröffnung der Schule, wurde eine eigene griechische Abteilung innerhalb der Schule eingerichtet, um die Schule für griechische Kinder aus den Donaufürstentümern und allgemein aus dem geografischen Gebiet Südosteuropas attraktiv zu machen.[32]

Es ist eine Tatsache, dass die oben erwähnte Gewährung kaiserlicher Privilegien in Verbindung mit offizieller staatlicher Anerkennung und Unterstützung die ordnungsgemäße Organisation und den Betrieb der Schule durch die Besetzung der Schule mit geeigneten Lehrern förderte, die von den Ideen der europäischen Aufklärung beeinflusst waren und sich als Figuren der neogräzistischen Aufklärung ausgezeichnet haben.

Zu diesen Gelehrten, die in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts an der Griechischen Nationalschule in Wien lehrten, gehörten die großen Lehrer und Gelehrten der neugriechischen Aufklärung, Dimitrios Nikolaou Darvaris,[33] Anthimos Gazis,[34] Neophytos Dukas,[35] Theoklitos Farmakidis,[36] Misael Apostolidis[37] Vasilios Papaeeuthymiou,[38] Konstantinos Koumas,[39] Athanasios Stageiritis[40] und viele andere, die durch ihre reiche schriftstellerische und publizistische Tätigkeit die Ideen der europäischen Aufklärung in die griechische Geisteswelt sowie in die hellenistischen Gemeinschaften Mitteleuropas und der Donaumonarchie einbrachten.

Das ganze 19. Jahrhundert hindurch funktionierte die Griechische Nationalschule ohne besondere Probleme mit der Betreuung und dem Schutz der griechischen Einwohner Wiens, die von einer kunstfreundlichen und liberalpädagogischen Erziehungstätigkeit besessen waren.[41]

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde das Schulsystem durch einige Bestimmungen neu organisiert. Die durch die politischen und militärischen Ereignisse des Ersten Weltkriegs (1914-1918) verursachten Umwälzungen hatten jedoch erhebliche Auswirkungen auf die Organisation und den Betrieb der Schule. Am 20. Juli 1920 teilte der Gemeindeausschuss der Gemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit dem damaligen Direktor der griechischen Schule, Dr. Eugene Zomaridis, mit, dass in einer Sitzung am 7. Juli 1920 beschlossen worden war, dass die Schule aufgrund der erheblichen Schwierigkeiten und des Mangels an Schülern griechischer Nationalität für das Schuljahr 1920-1921 vorübergehend geschlossen werden müsse.[42]

Einige Monate später, am 29. September 1920, meldete die Gemeinde Agia Triada der vorgesetzten Schulbehörde, dass die Schule nicht in vollem Umfang als Volksschule funktionieren würde.[43] So wurde die Schule als zusätzliche Nachmittagsschule weitergeführt, und der Schulbetrieb beschränkte sich auf den Religions- und Griechischunterricht, während die SchülerInnen die allgemeinen österreichischen Volksschulen besuchten.

Das Jahr 1936 war ein Meilenstein, denn damals wurde die griechische Schule als Sprachschule in den Verband der privaten Lehr- und Bildungseinrichtungen des österreichischen Staates aufgenommen.[44] In der Zwischenzeit übernahm der damalige Archimandrit Chrysostomos Tsiter,[45] leiblicher Neffe des heiligen Nationalmärtyrers Chrysostomos Kalafatis, Metropolit von Smyrna, die Seelsorge an der Dreifaltigkeitskirche, der sich in der Zwischenkriegszeit (1918-1939) und in den schwierigen Jahren des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) mit unvermindertem Interesse und besonderem missionarischen Eifer für die ordnungsgemäße Organisation und den Betrieb der griechischen Schule einsetzte.[46]

Später, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs[47] und der Gründung der Heiligen Metropolis von Austria im Jahr 1963,[48] stand die Griechische Nationalschule weiterhin unter der Aufsicht des ersten gewählten Metropoliten Chrysostomos Tsiter.[49] Nach dem freiwilligen Rücktritt von Metropolit Chrysostomos Tsiter aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 1991 folgte ihm der damalige Bischof von Christopolis Michael Staikos,[50]Weihbischof der Heiligen Metropolis von Austria, der die christliche Bevölkerung der Provinz bis zu seinem Tod im Jahr 2011 göttgefällig leitete.

Der verstorbene Metropolit und unser Vorgänger Michael setzte sich mit unvermindertem Interesse und Eifer für die Bildung der jungen Auswanderer sowie für die reibungslose Organisation und den Betrieb der griechischen Nationalschule ein. Sein persönliches Interesse an der Stärkung des griechisch-orthodoxen Bildungswesens durch die ununterbrochene Weiterführung des Betriebs der Griechischen Nationalschule im Sitz der Metropolis war eine unbestreitbare Tatsache.[51] Er selbst war ein würdiger Nachfolger des Werkes des Chrysostomos.

Insbesondere unsere gesegneten Vorgänger Chrysostomos und Michael haben mit Unterstützung des österreichischen Staates und des griechischen Staates den reibungslosen Betrieb und die Verwaltung der Schule sichergestellt. Ihre unermüdliche Sorge um den reibungslosen Betrieb und die Weiterführung der Arbeit der ältesten griechischen Schule in der Diaspora mit dem Ziel der Einheit des Hellenismus, immer mit der Metropolis und den beiden griechischen Gemeinden in Wien im Mittelpunkt, ist die Krönung der Sorgfalt und der harten Arbeit unserer Vorgänger. Dazu gehören der Unterricht in den griechischen Allgemeinbildung, die Stärkung des griechisch-orthodoxen Bewusstseins und der griechisch-orthodoxen Identität der Schülerinnen und Schüler, die personelle Ausstattung der Schule mit geeigneten Lehrkräften, die Gestaltung und praktische Umsetzung entsprechender Lehrpläne, die Organisation und Durchführung von Unterricht, die Organisation von Schulveranstaltungen und anderen Aktivitäten waren die Hauptpfeiler für die Stärkung des griechisch-orthodoxen Bewusstseins und der Identität sowie für die Entwicklung der griechisch-orthodoxen Erziehung der Schülerinnen und Schüler.

 

[i] Zur Geschichte Wiens aus der prähistorischen Zeit bis zu den Anfängen des 21. Jahrhunderts, siehe unter anderem das drei bändige Werk: Csendes Peter - Opll Ferdinand, Wien - Geschichte einer Stadt: Band 1: Von den Anfängen bis zur Ersten Türkenbelagerung, Böhlau Verlag, Wien 2001. Csendes Peter - Opll Ferdinand, Wien - Geschichte einer Stadt: Band 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), Böhlau Verlag Wien 2003. Csendes Peter - Opll Ferdinand, Wien - Geschichte einer Stadt: Band 3: Von 1790 bis zur Gegenwart, Böhlau Verlag Wien 2006.

[ii] Ch. Chotzakoglou, Die griechisch-orientalischen Wiener Kirchen und die griechische Diaspora in Wien: Griechisch – Deutsch, Wien – Athen, 1998, 11, 47.

[3] Chotzakoglou, Die griechisch-orientalischen Wiener Kirchen, 11, 47.

[4] Dordanas Stratos, „Ἡ Ἐθνική των Ἑλλήνων Σχολή τῆς Βιέννης“, im Festband: Οἱ Μακεδόνες τῆς διασπορᾶς: 17ος, 18ος καί 19ος αἰῶνας, Ioannis S. Koliopoulos-Iakobos D. Michaelidis (hrsg.), Thessaloniki 2011, 155-156.

[5] Zur Migration und Ansiedlung griechischer Kaufleute in Wien vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, siehe Seirinidou Vasso, Ἕλληνες στή Βιέννη (18ος-μέσα 19ου αἰῶνα), Athen, 2011.

[6] Über die Familie Dumba, siehe Konecny Elvira, Die Familie Dumba und ihre Bedeutung für Wien und Österreich, Wien 1986.

[7] Über die Familie Sina, siehe Laios Georgios, Σίμων Σίνας, Athen 1972.

[8] Die Aufklärung war eine intellektuelle, philosophische und ideologische Bewegung, die im 17. und 18. Jahrhundert in Europa aufkam. Konstantinos Dimaras, ein anerkannter Wissenschaftler und Forscher der neogräzistischen Aufklärung, sagt über die europäische Aufklärung: „Die europäische Aufklärung entwickelte sich als Folge der Renaissance unter besonderen politischen und religiösen Bedingungen. Sie war kein einzelnes philosophisches System, sondern eine Denkweise, die sich als ‚Glaube an die Macht der Vernunft‘, an die ‚Fähigkeit des Menschen, sich zu entwickeln, voranzukommen, Bedingungen für Wohlstand, Wohlergehen und Glück zu schaffen‘ manifestierte. Die europäische Aufklärung legte besonderen Wert auf Bildung, auf die Förderung lebendiger Sprachen, predigte Toleranz und die Würde des Menschen. Die Vernunft wurde als stärker angesehen als jede Autorität. Der Inhalt der Aufklärung war ein ‚vom Aberglauben befreites Denken‘ und die ‚Naturwissenschaften‘.“ Siehe Dimaras D. Th., Νεοελληνικός Διαφωτισμός, Athen 1980 (2. Auflage), 5.

[9] Die neuzeitliche griechische Aufklärung wird in drei Perioden unterteilt. Die erste Periode wird als Vorläuferperiode bezeichnet. In dieser ersten Periode, d. h. ab Mitte des 18. Jahrhunderts, werden die neueren philosophischen Strömungen durch die Übersetzungen und Veröffentlichungen moderner Werke, vorwiegend von Voltaire, aber auch von westlichen Intellektuellen im Allgemeinen, in die griechische Geisteswelt übertragen. Die zweite Periode der neuogräzistischen Aufklärung, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts andauerte, war durch den Einfluss der französischen Enzyklopädie auf die griechische Welt gekennzeichnet und wird als Periode der Erneuerung bezeichnet. Die dritte und letzte Periode der neogräzistischen Aufklärung ist die Zeit vor dem Beginn der griechischen Revolution. Ein besonderes Merkmal dieser Periode ist, dass die in den Donaufürstentümern und in Mitteleuropa lebenden und arbeitenden Kaufleute und Gelehrten von den Prinzipien der Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit der Französischen Revolution beeinflusst wurden und die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" übersetzten, die 1789 von der verfassungsgebenden Versammlung der Vertreter des französischen Volkes verabschiedet worden war. Siehe Dimaras, Νεοελληνικός Διαφωτισμός, 10-14. Über die Ideen der neogräzistischen Aufklärung, siehe auch Kitromilidis Pashalis, Νεοελληνικός διαφωτισμός: οἱ πολιτικές καί κοινωνικές ἰδέες, Athen 2009 (3. Druck).

[10] Kyriatzi Antonia, Πνεύµατική κίνηση καί ἰδεολογικά ρεύµατα τοῦ γένους καί τοῦ ἑλληνισµού στούς χρόνους τῆς ὀθωµανικής κυριαρχίας µέσα ἀπό τίς ἐκδόσεις τῶν φυλλαδίων, Thessaloniki 2009, 47-48.

[11] Über das politische Leben und die kaiserlichen Privilegien der Wiener Griechen, siehe Loukatos Spyridon, „Ὁ πολιτικός βίος τῶνἙλλήνων τῆς Βιέννης κατά τήν Τουρκοκρατία καί τά αὐτοκρατορικά πρός αὐτούς προνόμια“, Δελτίον τῆς Ἱστορικῆς καί Ἐθνολογικῆς Ἑταιρείας τῆς Ἑλλάδος 15 (1961), 287-356.

[12] Die griechisch-orthodoxe Gemeinde St. Georg ist die älteste der beiden griechisch-orthodoxen Gemeinden Wiens und wurde bereits im Jahr 1723 gegründet. Für die griechisch-orthodoxe Gemeinde zum Heiligen Georg in Wien, siehe auch Eustratiadis Sofronios (Metropolit von Leontopolis), Ὁ ἐν Βιέννῃ ναός τοῦ Ἁγίου Γεωργίου καί ἡ κοινότης τῶν Ἑλλήνων Ὀθωμανῶν ὑπηκόων, Alexandrien 1912. Koimzoglu Michel, Geschichte der griechisch-orientalischen Kirchengemeinde „zum heil. Georg“ in Wien, Wien 1912. Loukatos, Ὁ πολιτικός βίος τῶν Ἑλλήνων τῆς Βιέννης, 309-324. Papadellis Ignatios, „Ἀνέκδοτα κατάστιχα καί τινα ἕτερα ἔγγραφα καίἄρθρα ἀφορῶντα τόν Ἱερόν Ναόν Ἁγίου Γεωργίου Βιέννης (Ἐκ τοῦ Ἀρχείου τῆς Ἱερᾶς Μητροπόλεως Αὐστρίας)“, Στάχυς, 12-13 (1968), 96-118. Chotzakoglou, Οἱ ἑλληνορθόδοξοι ναοί καί ὁ ἑλληνισμός τῆς Βιέννης, 19-23. 53-56. Tsigaras Georgios, Ὁ ναός τοῦ Ἁγίου Γεωργίου Βιέννης: ἱστορία καί τέχνη, Thessaloniki 2005. Ransmayr Anna, Untertanen des Sultans oder des Kaisers: Struktur und Organisationsformen der beiden Wiener griechischen Gemeinden von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis 1918, Göttingen 2018, 37-66, 112-115, 152-153, 156-161, 228-244.

[13] Über die griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit in Wien, siehe, Dudos Michael, Die griechisch-orientalische Kirchengemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit in Wien. Nach dem Gemeinde - Archiv, (nicht veröffentlicht), Wien 1920. Loukatos, . Λουκάτος, Ὁ πολιτικός βίος τῶν Ἑλλήνων τῆς Βιέννης, 314-324. Eggert Klaus, „Ὁ ἐν Βιέννῃ καθεδρικός ἑλληνικός ναός τῆςἉγίας Τριάδος ἐπί της Fleischmarkt)“, Στάχυς 4-5 (1966), 35-60. Papadellis Ignatios, „Καταστατικόν της Ἑλληνικῆς Κοινότητος τῆς ἉγίαςΤριάδος Βιέννης“, Στάχυς 14-15 (1968), 63-79. Peyfuss Max Demeter, „Balkanorthodoxe Kaufleute in Wien. Soziale und nationale Differenzierungen im Spiegel der Privilegien fur die griechischorthodoxe Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit“, Österreichische Osthefte 17 (1975), 258-268. Chotzakoglou, Οἱ ἑλληνορθόδοξοι ναοί καί ὁ ἑλληνισμός τῆς Βιέννης, 12-18, 48-52. Stasinopoulou Maria, „Ἀρχειακέςπηγές γιά τήν ἱστορία τῆς κοινότητας τῆς Ἁγίας Τριάδας τῆς Βιέννης. Νέες προoπτικές“, Ἐώα καί ἑσπέρια 7 (2007), 401-408. Kardamitsi-Adami Maro, „Ὁ Ἱερός Ναός τῆς Ἁγίας Τριάδας Βιέννης“, im Festband: Σκεῦος εἰς τιμήν: ἀφιερωματικός τόμος ἐπί τῇ συμπληρώσει 25ετίας ἀπό τῆς εἰς Ἐπίσκοπον χειροτονίας καί 20ετίας ἀπό τῆς ἐνθρονίσεως τοῦ Μητροπολίτου Αὐστρίας καί Ἐξάρχου Οὑγγαρίας καί Μεσεωρώπης κ. Μιχαήλ, Athen 2011, 381-396. Tsigaras Georgios, „Τό τέμπλο του ναοῦ τῆς ἉγίαςΤριάδας στή Βιέννη“, im Festband Τέμπλον. Ἅγιες μορφές, ἀόρατες πύλες πίστης, 20ός καί 21ος αἰῶνας, Athen 2017, 229-234. Ransmayr, Untertanen des Sultans oder des Kaisers, 85-112, 115-152, 153-156, 176-185, 194-220.

[14] Zur geistigen Bewegung der Wiener Griechen, siehe. indikativ, Enepekidis Polychronis, Συμβολαί εἰς τήν μυστικήν πνευματικήν καί πολιτικήν κίνησιν τῶν Ἑλλήνων τῆς Βιέννης πρό τῆς ἐπαναστάσεως, Berlin 1960.

[15] Für die in der vorrevolutionären Zeit in Wien gedruckten Bücher, Staikos Konstantinos, Τά τυπωμένα στή Βιέννη ἑλληνικά βιβλία: 1749-1800, Ἀθήνα 1995.

[16] Für die griechische Presse in Wien, siehe für anschauliche Beispiele, Laios Georgios, Ὁ ἑλληνικός τύπος τῆς Βιέννης: ἀπό τοῦ 1784 μέχρι τοῦ 1821, Ἀθῆναι 1961.

[17] Für Georgios Ventotis oder anders Ventodotis, siehe: Laios Georgios, „Ὁ Γεώργιος Βεντότης, ὁ Ζακύνθιος καί ἡ πρώτη ἑλληνικήἐφημερίδα (1784)“, Ἐπιθεώρηση Τέχνης, Jahrgang Α', Bd. Β΄, 8 (August 1955), 149-154.

[18] Zu den griechischen Brüdern Marcides Pouliou und ihren Mitarbeitern, siehe Veis Nikolaos, „Συμβολαί εἰς τήν ἱστορίαν τοῦκαταστήματος τῶν Μαρκιδῶν Πούλιου ἐν Βιέννῃ“, Νέοι Δρόμοι Jahrgang Ε' (1942), 51, 52-53, 54-55. Laios Georgios, Οἱ ἀδελφοί Μαρκίδες Πούλιου, ὁ Γεώργιος Θεοχάρης καί οἱ ἄλλοι σύντροφοι τοῦ Ρήγα: ἀνέκδοτα ἔγγραφα ἀπό τά ἀρχεῖα τῆς Βιέννης, Athen 1958. Chatzigeorgiou Eugenia, Ὁ ἑλληνικός προεπαναστατικός Τύπος. Ἡ „Ἐφημερίς“ τῶν Μαρκίδων Πούλιου, (Masterarbeit an der Aristoteles Universität von Thessaloniki), Thessaloniki 2012.

[19] Rhegas Velastinlis war ein bedeutender Gelehrter der neogräzistischen Aufklärung, der in den Donaufürstentümern und insbesondere in Wien tätig war. Er wurde 1757 in Velestino, Magnesia, geboren. Der junge Rhegas erhielt seine Grundbildung in Velestino und später in Zagora. Danach begab er sich nach Abelakia, um seine Bildung weiter voranzutreiben. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Lehrer in der Gemeinde von Kissou Pelion ernannt. Später reiste er und ließ sich im Kloster Vatopedi auf dem Berg Athos, in Konstantinopel und in den Donaufürstentümern nieder. Nach dem Russisch-Türkischen Krieg von 1787 bis 1792 ließ er sich in Wien nieder, wo er seine berühmte schriftstellerische und publizistische Tätigkeit begann. Beeinflusst von den Ideen der europäischen Aufklärung verfasste Rhegas in Wien das „Thourion“, die Charta und andere wichtige Bücher. In Wien verkehrte er auch mit gebildeten Griechen, die er zu Partnern in seiner reichen intellektuellen und publizistischen Tätigkeit machte. Wegen seiner starken revolutionären Ideen wurde Rhegas von der österreichischen Polizei in Triest verhaftet und anschließend an die osmanischen Türken ausgeliefert, die ihn in Belgrad hingerichtet haben. Weitere Informationen über das Leben und das intellektuelle Werk dieses großen und bedeutenden Griechen sind verfügbar. Siehe Perraibis Christophoros, Σύντομος βιογραφία τοῦ ἀοιδίμου Ρήγα Φεραίου του Θετταλοῦ, Athen 1860. Legrand Emile – Lambros Spyridon (Übersetzer), Ἀνέκδοτα ἔγγραφα περί Ρήγα Βελεστινλή καί τῶν σύν αὐτῶ μαρτυρησάντων, Athen 1891. Theophilou Georgios, Βιογραφία Ρήγα τοῦ Φεραίου, Athen 1896. Amantos Konstantinos, Ἀνέκδοτα ἔγγραφα περί Ρήγα Βελεστινλή, Athen 1930. Karathanasis Athanasios, „Μία ἑλληνική μαρτυρία ἀπό τή Βιέννη γιά τίς πρῶτεςσυλλήψεις τῶν συνεργατῶν τοῦ Ρήγα Βελεστινλή“, Μακεδονικά 18 (1978), 92-102. Woodhouse C. M., Ρήγας Βελεστινλής. Ὁ πρωτομάρτυρας τῆς Ἑλληνικῆς Ἐπανάστασης, Athen 1997. Seirinidou Vasso, „Κοσμοπολιτισμός, μοναρχία καί πολυεθνικήπραγματικότητα, Ἡ Βιέννη τῶν Ἑλλήνων καί τοῦ Ρήγα“, Μνήμων 21 (1999), 189-200.

[20] Der anerkannte Erforscher des Hellenismus in Wien, Spyridon Loukatos, stellt fest, dass es in Wien eine griechische Schule gab, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Betrieb war, ohne öffentlich und richtig organisiert zu sein. Diesbezüglich siehe, Loukatos, Ὁπολιτικός βίος τῶν Ἑλλήνων τῆς Βιέννης, 324.

[21] Gregorios Konstantas (1758-1844) war einer der großen Lehrer des griechischen Volkes und ein wichtiger Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einer reichen literarischen und publizistischen Tätigkeit. Er wurde 1758 in Milies auf dem Berg Pelion geboren. In seiner Heimatstadt erhielt er die Grundbildung und wurde später in Skopelos zum Priester geweiht. Später besuchte er den Berg Athos, Chios, Konstantinopel, Bukarest, Stephanopel und schließlich Wien. In Wien studierte er europäische Sprachen und wurde zum Privatlehrer ernannt, der den Kindern wohlhabender Wiener Kaufleute Unterricht erteilte. Anschließend studierte er an der Universität Halle in Preußen und widmete sich dem Schreiben, der Herausgabe und Veröffentlichung verschiedener Bücher. Er war als Lehrer in Ampelakia, Konstantinopel und Milies auf dem Pelion tätig. Er war ein enger Mitarbeiter des ersten Gouverneurs des neu gegründeten griechischen Staates, Ioannis Kapodistrias, und fungierte als Kurator für Bildung (1824-1828) sowie als Mitglied des Verwaltungsausschusses des Waisenhauses von Ägina (1828-1834). Nach der Ermordung von Ioannis Kapodistrias und seinem Konflikt mit dem König Otto kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er dauerhaft an der dortigen Schule unterrichtete. Der große Gelehrte Gregor Konstantas verstarb 1844 und leistete einen unschätzbaren und einzigartigen Beitrag zur Bildung des Volkes. Über Gregorios Konstantas, siehe Kamilaris Rhegas, Γρηγορίου Κωνσταντά, Βιογραφίαι - Λόγοι - Ἐπιστολαί, Athen 1897. Mourtzanos Themistoklis, Γρηγόριος Κωνσταντάς: βίος, ἔργο, (Doktorarbeit an der Aristoteles Universität von Thessaloniki), Thessaloniki 2009.

[22] Polyzois Kontos (Mitte des 18. - Anfang des 19. Jahrhunderts) war einer der großen Lehrer des griechischen Volkes und ein bedeutender Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einer reichen literarischen und publizistischen Tätigkeit. Er stammte aus Ioannina und war ein gelehrter Geistlicher der neogräzistischen Aufklärung mit bedeutenden Aktivitäten in Venedig, Paris, Pest und den Donaufürstentümrern. Zu den verfügbaren Informationen über sein Leben und Werk siehe βλ. σχετικά, Bettis Stefanos, „Συμβολή στήμελέτη τοῦ Ἠπειρωτικοῦ Διαφωτισμοῦ. IV. Πολυζώης Κοντός, ὁ φοιβόληπτος Γιαννιώτης παπαδάσκαλος“, Ἠπειρωτική Ἑστία 203-204 (1969), 128-133. Bettis Stefanos, „Συμβολή στή μελέτη τοῦ Ἠπειρωτικοῦ Διαφωτισμοῦ. IV. Πολυζώης Κοντός, ὁ φοιβόληπτος Γιαννιώτηςπαπαδάσκαλος“, Ἠπειρωτική Ἑστία 205-206 (1969), 204-214.

[23] Ransmayr, Untertanen des Sultans oder des Kaisers, 127.

[24] Ransmayr, ibid 127.

[25] Ransmayr, ibid 127.

[26] Zu den kaiserlichen Privilegien bezüglich der Organisation und des Betriebs der Schule siehe Loukatos, Ὁ πολιτικός βίος τῶνἙλλήνων τῆς Βιέννης, 324-332, 347-350; Malli Katharina, Die griechische Nationalschule in Wien im 20. Jahrhundert, (Masterarbeit an der Universität Wien), Wien 2007, 26-29. Dordanas, Die griechische Nationalschule in Wien, 163-166.

[27] Malli, Die griechische Nationalschule, 26-27.

[28] Malli, ibid 27.

[29] Ibid 28.

[30] Ibid 28.

[31] Ibid 28.

[32] Ibid 29-30.

[33] Dimitrios Nikolaou Darvaris (1757-1823) war einer der großen Lehrer der Nation und wichtiger Vertreter der neugräzistischen Aufklärung mit einer reichen literarischen und publizistischen Tätigkeit. Er war der erste Lehrer an der griechischen Nationalschule in Wien. Er unterrichtete unentgeltlich vom 1. Oktober 1801 bis zum 14. April 1802, d.h. noch vor der offiziellen Genehmigung der Schule durch die Behörden, mit Vasilios Papaythymiou als zweitem Lehrer. Weitere Informationen über das Leben und die Arbeit dieses griechischen Gelehrten finden Sie in. Gioblakis Athanasios, „Δημήτριος Νίκ. Δάρβαρης (1757-1823). Ὁ ἐκ Κλεισούρας τῆς Μακεδονίαςδιδάσκαλος τοῦ Γένους,“ Γρηγόριος  Παλαμᾶς 54 (1971), 313-323, 403-409.

[34] Anthimos Gazis (1764-1828) war einer der großen Lehrer der Nation und ein bedeutender Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einer reichen literarischen und publizistischen Tätigkeit. Er wurde 1764 in Milies auf dem Pelion geboren. Nachdem er in seiner Heimatstadt die Allgemeinbildung abgeschlossen hat, ging er nach Zagora und Konstantinopel, wo er zum Diakon und Presbyter geweiht wurde. Im Jahr 1796 ging er nach Wien, wo er zum Pfarrer der St. Georgskirche ernannt wurde. In Wien entwickelte er eine bemerkenswerte schriftstellerische und publizistische Tätigkeit. Im Jahr 1811 leistete er Pionierarbeit bei der Veröffentlichung und Verbreitung der Zeitschrift „Logios Hermes“ (Gelehrte Merkur). Außerdem gründete er 1814 in Zusammenarbeit mit bedeutenden griechischen Intellektuellen die Philomusengesellschaft in Wien.  Er kümmerte sich besonders um die Gründung, Organisation und den Betrieb einer Schule in Milies auf Pelion. Er selbst, als Eingeweihter der „Filiki Hetereia“, half bei der Organisation des nationalen Befreiungskampfes von 1821 durch seine schriftstellerische und publizistische Tätigkeit. Während des bewaffneten Kampfes wurde er zum Mitglied des Obersten Gerichtshofs ernannt und nahm an der Ersten Nationalversammlung von Epidaurus, der Zweiten Nationalversammlung von Astros und der Dritten Nationalversammlung von Troizina teil. Später wurde er zum Schulmeister in Tinos und Syros ernannt. Er starb im Jahr 1828. Weitere Informationen über das Leben und Werk dieses griechischen Gelehrten finden Sie in Sofronios Evstratiadis, Ὁ ἐν Βιέννῃ ναός τοῦ Ἁγίου Γεωργίου, 136-138, 143-149. Gritsopoulos Tasos, „Ἡ Διαθήκη τοῦ Ἄνθιμου Γαζή“, Δελτίον τῆς Ἱστορικῆς καί Ἐθνολογικῆς Ἑταιρείας τῆς Ἑλλάδος 15 (1961), 351-355. Hadjifotis Ioannis, Ἄνθιμος Γαζής (1758-1828): νέαθεώρηση τῆς ζωῆς καί τοῦ ἔργου του μέ πιλογή κειμένων του καί δεκάξι πίνακες, [Athen], 1969. Karaberopoulos Dimitrios, Γνώσειςἀνατομίας καί φυσιολογίας τοῦ Θεσσαλοῦ Διδασκάλου τοῦ Γένους Ἀνθίμου Γαζή, Athen 1993. Zioutos Georgios, Ἄνθιμος Γαζήςὁἀναγεννητής ἐθναπόστολος κοινωνικός μεταρρυθμιστής ἀγωνιστής δημοσιογράφος, Athen 2000 (2. Auflage). Nikolitsis Ioannis, Der Archimandrit Anthimos Gazis als Pfarrer der Kirche zum heiligen Georg in Wien, (Masterarbeit an der Universität Wien), Wien 2022.

[35] Neophytos Doukas (1760-1845) war einer der großen Lehrer der Nation und ein bedeutender Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einer reichen literarischen und publizistischen Tätigkeit. Er wurde in Ano Soudena in der Region von Zagori in Epirus geboren. In jungen Jahren ließ er sich im Kloster der Verkündigung Mariens nieder. Er wurde zum Diakon geweiht und im Alter von 18 Jahren zum Presbyter geweiht. Er studierte an den Schulen von Ioannina und Metsovo und später an der Authentischen Schule von Bukarest. Im Jahr 1803 wurde er zum Pfarrer der griechisch-orthodoxen Gemeinde St. Georg in Wien ernannt, wo er insgesamt 12 Jahre lang blieb. In Wien entfaltete er eine reiche kirchliche, pädagogische, schriftstellerische und verlegerische Tätigkeit. Im Jahr 1815 kehrte er nach Bukarest zurück und übernahm die Leitung der Schule. Im Jahr 1820 wurde er in die „Filiki Hetereia“ aufgenommen und als die Revolution ausgerufen wurde, reiste er als Ethnopostel durch Siebenbürgen. Einige Jahre später, im Jahr 1831, beschloss er mit der Ankunft des ersten Gouverneurs des neu gegründeten griechischen Staates, Ioannis Kapodistrias, mit dem er während seines Aufenthalts in Wien und insbesondere während der Gründung und Tätigkeit des Wiener Philologenvereins in Verbindung gestanden hatte, nach Ägina zu kommen, wo er die Leitung des Waisenhauses von Ägina übernahm. Er wurde zum ersten Direktor der Rizarios-Schule ernannt, konnte sein Amt aber aus Altersgründen nicht mehr antreten. Er starb im Jahr 1845. Weitere Informationen über Leben und Werk dieses griechischen Gelehrten finden Sie unter. Evstratiadis, Ὁ ἐν Βιέννῃ ναός τοῦ Ἁγίου Γεωργίου, 138-141. Charilaou Neophytos, Ὁ ΝεόφυτοςΔούκας καί  συμβολή του στό νεοελληνικό Διαφωτισμό, Ἀθήνα 2003. Zambakidis Aristofanis, Νεόφυτος Δούκας πειρώτης λόγιοςἱερομόναχος καί τό ἐκπαιδευτικό του ἔργοΣυμβολή στήν Ἱστορία τῆς Νεοελληνικῆς Ἐκπαιδεύσεως, Θεσσαλονίκη 2005.

[36] Theokletos Farmakidis (1784-1860) war einer der großen Lehrer der Nation und ein bedeutender Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einer reichen literarischen und publizistischen Tätigkeit. Er wurde 1784 in Nikaia bei Larissa geboren. Nachdem er seine Allgemeinbildung in seiner Heimatstadt und in der Region Larissa erhalten hatte, wurde er 1802 zum Diakon geweiht und nahm den Namen Theokletos an. Anschließend ging er nach Konstantinopel und studierte an der Großen Schule der Nation. Später besuchte er die Schule der Kydonier und die Akademie des Iasi. Anschließend wurde er zum Presbyter geweiht und blieb für kurze Zeit in Bukarest. Nach dem Weggang von Anthimos Gazis aus Wien übernahm Theokletos die Rolle des Chefredakteurs der Zeitschrift „Logios Hermes“. In dieser Zeitschrift verteidigte er die linguistischen Ansichten von Adamantius Korais. Dann beschloss er, Wien zu verlassen und sich an der Universität Göttingen in Deutschland niederzulassen. Im Mai 1821 beschloss er, ins revolutionäre Griechenland zu reisen, wo er an allen Nationalversammlungen teilnahm. Er war der Herausgeber der ersten griechischen Zeitung mit dem Titel: „Helliniki Salpix“ (Griechisches Bügelhorn), und 1827 wurde er zum Chefredakteur der „Geniki Ephimeris“ Griechenlands ernannt. Er geriet mit dem ersten Gouverneur Ioannis Kapodistrias aneinander, und als der unmündiger König Otto kam, war er ein enger Mitarbeiter des Vizekönigs Maurer. Von dieser Position aus schlug Theokletos Farmakidis Maurer vor, die Unabhängigkeit der griechischen Kirche vom Ökumenischen Patriarchat anzustreben. In dieser ernsten Angelegenheit geriet er mit dem gelehrten Kleriker Konstantin Oikonomos von Oikonomos aneinander. Im Jahr 1833 übernahm er die Führung bei der nicht-kanonischen Proklamation der Autokephalie der Kirche von Griechenland und wurde anschließend zum Sekretär der Heiligen Synode der Kirche des Königreichs Griechenland ernannt. Theokletos Farmakidis war ein starker Befürworter der Autokephalie der Kirche von Griechenland von dem Ökumenischen Patriarchat. Er starb 1860 als Bettler in Athen. Weitere Informationen über das Leben und die Arbeit dieses griechischen Gelehrten finden Sie unter. Evstratiadis, Ὁ ἐν Βιέννῃ ναός τοῦἉγίου Γεωργίου, 149-152. Papakonstantinou Konstatninos, Θεόκλητος Φαρμακίδης: 1784-1860, Larissa 1969. Dourouka Panagiota-Dimitra, Ἡ συμβολή τοῦ Θεόκλητου Φαρμακίδη στήν ἔκδοση πατερικῶν ἑρμηνευτικῶν πομνημάτων τῆς Καινῆς Διαθήκης στήν ποχῇ του(Masterarbeit an der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen), Athen  2017.

[37] Misael Apostolidis (1789-1862) war einer der großen Lehrer der Nation und ein bedeutender Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einer reichen literarischen und publizistischen Tätigkeit. Misael Apostolidis wurde 1789 geboren und stammte aus Melisourgio, Kissamos, Kreta. Er wurde Mönch im Kloster Gonia und ging dann zum Studium nach Smyrna. Später beschloss er, sich in Wien niederzulassen, wo er als Lehrer an der griechischen Nationalschule tätig war. Danach ließ er sich in Triest und schließlich in München nieder, wo er wichtige kirchliche und pädagogische Arbeit leistete. Auf Einladung von König Ludwig von Bayern unterrichtete er 1832 den gewählten König Ottovon Griechenland in der griechischen Sprache und begleitete ihn 1833 nach Griechenland. Mit der Gründung der Athener Universität 1837 wurde er zu einem der ersten Professoren der Theologischen Fakultät und gleichzeitig zum ersten Dekan der Schule ernannt. Er war Rektor der Universität von Athen und Direktor der Rizarios-Schule. Zur Frage der Autokephalie der Kirche von Griechenland folgte er Theokletos Farmakidis, dessen er Nachfolger als Sekretär des Heiligen Synods wurde. Von 1852 bis 1861 wurde er Erzbischof von Patras und Ilia. Im Jahr 1861 wurde er zum Metropoliten von Athen gewählt. Er starb im Jahr 1862. Weitere Informationen über das Leben und Werk dieses griechischen Gelehrten finden Sie unter. Weitere Informationen über das Leben und Werk des griechischen Philosophen finden Sie unter, Fytrakis Andreas, „Μισαήλ Ἀποστολίδης ἐπί τῇ ἑκατονταετηρίδι ἀπό τοῦ θανάτου του(1862-1962),“ Ἐπιστημονική πετηρίς Θεολογικῆς Σχολῆς Πανεπιστημίου Ἀθηνῶν 15 (1964), 767-805. Petrakos Damaskinos-Nikolaos, ἹεράΜητρόπολις Ἠλεῖαςἱστορική ἐξέλιξη - σημερινή κατάσταση, (Doktorarbeit an der Aristoteles Universität Thessaloniki), Thessaloniki 2014, 196-197.

[38] Vassilios Papaefthymiou (Mitte des 18. - Anfang des 19. Jahrhunderts) war einer der großen Lehrer der Nation und ein wichtiger Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einem bedeutenden und bemerkenswerten Lehr-, Schreib-, Übersetzungs- und Publikationswerk. Weitere Informationen über das Leben und Werk dieses griechischen Gelehrten finden Sie unter. VarsamidisAthanasios, Ὁ λόγιος Βασίλειος Παπαευθυμίουμέσα 18ου - ἀρχές 19ου αἰκαί  συμβολή του στό νεοελληνικό διαφωτισμό, Thessaloniki2014.

[39] Konstantinos Koumas (1777 - 1836) war einer der großen Lehrer der Nation und ein bedeutender Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einem wichtigen und bemerkenswerten Lehr-, Schreib-, Übersetzungs- und Verlagswerk. Weitere Informationen über das Leben und Wirken dieses griechischen Gelehrten finden Sie unter Stassinopoulou Maria, Weltgeschichte im Denken eines griechischen Aufklärers. Konstantinos Michail Koumas als Historiograph, Frankfurt am Main - Berlin - Bern - New York - Paris - Wien 1992. Tsirikoglou-Lagouda Foteini, Ὁ Θεσσαλός λόγιος - παιδαγωγός τοῦ Νεοελληνικοῦ Διαφωτισμοῦ Κωνσταντῖνος ΜΚούμας ζωή - τό ἔργο του - οἱ ἰδέες του, Thessaloniki 1997.

[40] Athanasios Stagiritis (1780-1840) war einer der großen Lehrer der Nation und wichtiger Vertreter der neogräzistischen Aufklärung mit einem bedeutenden und bemerkenswerten Lehr-, Schreib-, Übersetzungs- und Publikationswerk. Weitere Informationen über die Person und das Werk dieses griechischen Gelehrten finden Sie unter http://dlab.phs.uoa.gr/index.php/hellinomnhmon/details/6/62 (Zugriff am 15/07/2023).

[41] Dordanas, Ἡ Ἐθνική των Ἑλλήνων Σχολή τῆς Βιέννης, 167.

[42] Malli, Die griechische Nationalschule, 38. Dordanas, Ἡ Ἐθνική των Ἑλλήνων Σχολή τῆς Βιέννης, 176.

[43] Malli, Ibid, 38.

[44] Malli, Ibid, 39.

[45] Chrysostomos (Taufname Iraklis) Tsitter wurde 1903 in Triglia, Bithynien, geboren. Seine Mutter, Erifili Tsitter, war eine leibliche Schwester des Märtyrers Chrysostomos Kalafatis, Metropolit von Smyrna, der als Nationalheld galt. Er studierte an der Theologischen Schule von Chalki und an der Theologischen Schule der Universität von Athen, wo er seinen Abschluss machte. Nach seiner Weihe und seinem Dienst als Diakon wurde er 1936 zum Presbyter geweiht und anschließend zum Pfarrer der griechisch-orthodoxen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Wien ernannt. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit studierte er Philosophie an der Universität Wien, wo er 1939 promoviert wurde. Chrysostomos arbeitete auch als Dozent für Neugriechisch an der Universität Wien. 1955 wurde er in der Dreifaltigkeitskirche in Wien zum Titularbischof von Thermai, Weihbischof der Erzdiözese Thyatira und Großbritannien, mit Sitz in Wien, geweiht. Im Jahr 1963 wurde er zum ersten Metropoliten der neu geschaffenen Metropolis von Austria und des Exarchats der Schweiz, Italiens und Ungarns des Ökumenischen Patriarchats gewählt. Durch sein persönliches Wirken wurde die Heilige Metropolis von Austria durch ein Bundesgesetz der damaligen österreichischen Regierung als juristische Person des öffentlichen Rechts anerkannt. Darüber hinaus diente er als Patriarchalischer Stellvertreter in der Metropolis von Deutschland während der Zeit der Thronvakanz der Metropolis von Deutschland im Zeitraum 1968-1969. Im Jahr 1991 trat er aus gesundheitlichen Gründen zugunsten seines geistlichen Nachwuchses, des inzwischen verstorbenen Metropoliten Michael, zurück. Er verstarb 1995 in Wien. Unser verstorbener Vorgänger Chrysostomos war ein gelehrter Hierarch und eine große Persönlichkeit unseres Ökumenischen Patriarchats. Für den  Metropoliten Chrysostomos Tsiter, siehe. Siehe bezeichnenderweise Michael Staikos, Metropolit von Austria, «Ἐπικήδειος Λόγος εἰς τόν Μητροπολίτηνπρ. Αὐστρίας Χρυσόστομον», Ἐκκλησία 72 (1995), 372-376.

[46] Weitere Informationen über den Betrieb der griechischen Nationalschule während der Zwischenkriegszeit (1918-1939) und des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) finden Sie in. Malli, Die griechische Nationalschule, 39-44.

[47] Es ist bemerkenswert, dass die Schule nach dem Zweiten Weltkrieg der staatlichen Bildungspolitik Griechenlands folgte und auf verschiedene Weise vom griechischen Staat unterstützt wurde.

[48] Die Heilige Metropolis von Austria wurde 1963, während des Patriarchats des Ökumenischen Patriarchen Athenagoras, durch einen Patriarchen- und Synodaltom des Ökumenischen Patriarchats gegründet. Einige Jahrzehnte vor der Gründung der Metropolis von Austria wurde jedoch die Metropolis von Ungarn und das Exarchat von Mitteleuropa gegründet, das später in Metropolis von Mitteleuropa umbenannt wurde, mit dem Metropoliten von Amaseia Germanos Karavangelis als erstem und einzigem Seelsorger. Mit ihrer Gründung im Jahr 1963 umfasste die Metropolis von Austria unter ihrer geistlichen Jurisdiktion die Länder Österreich, Ungarn, die Schweiz und Italien im geographischen Gebiet von Mittel- und Südeuropa. Im Laufe der Jahre und mit der Errichtung neuer Kirchenjurisdinktionen des Ökumenischen Throns im geographischen Gebiet Mittel- und Südeuropas unterstehen der geistlichen Jurisdiktion der Metropolis von Austria Österreich und Ungarn. Aus diesem Grund lautet ihr vollständiger Titel: „Heilige Metropolis von Austria und Exarchat von Ungarn und Mitteleuropa“. Für eine Darstellung der Entwicklung der kirchlichen Institutionen und des geschichtlichen Verlaufs der Diözese, siehe dazu, Plöchl Willibald, Die Wiener orthodoxen Griechen. Eine Studie zur Rechts- und Kulturgeschichte der Kirchengemeinden zum Hl. Georg und zur Hl. Dreifaltigkeit und zur Errichtung der Metropolis von Austria, Wien 1983. Staikos Michael (Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa), Γερμανός ΚαραβαγγέληςΜητροπολίτης Ἀμάσειας καί Ἔξαρχος Κεντρώας Εὐρώπης (1924-1935), Thessaloniki 1998.

[49] Weitere Informationen über den Betrieb der griechischen Nationalschule zu dieser Zeit und die Betreuung durch den ehrwürdigen Metropoliten Chrysostomos Tsiter finden Sie in. Malli, Die griechische Nationalschule, 40-50.

[50] Michael Staikos wurde 1946 in Athen geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums ließ er sich 1964 dauerhaft in Wien nieder, wo er als Sekretär in der Metropolis von Austria tätig war. Im Jahr 1977 wurde er zum Diakon und Presbyter geweiht. Danach übernahm er das Amt des Generalvikars und des Kirchenvorstehers in Wien sowie die Leitung der griechischen Nationalschule in Wien. 1985 wurde er zum Bischof von Christopolis, dem Weihbischof der Metropolis von Austria, geweiht. Im November 1991 wurde er einstimmig zum Metropoliten von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa gewählt. Er studierte Theologie an der Aristoteles-Universität Thessaloniki und wurde dort mit einer Doktorarbeit zum Doktor der Theologie promoviert: „Metropolit Germanos Karavangelis von Amaseia als Exarch von Mitteleuropa (1924-1935)“. Er war Universitätsdozent für Neugriechische Sprache und Orthodoxe Theologie an der Universität Wien. Für sein vielseitiges Wirken wurde er mit verschiedenen staatlichen und kirchlichen Auszeichnungen geehrt, darunter die höchsten Auszeichnungen Griechenlands und Österreichs. Er verstarb am 18. Oktober 2011. Unser  Vorgänger Michael war ein gelehrter Hierarch und eine große Persönlichkeit unseres Ökumenischen Patriarchats. Für den gesegneten Metropoliten Michael Staiko, siehe indikativ Tsigaras Georgios, «Ὁ Μητροπολίτης Αὐστρίας καί Ἔξαρχος Οὑγγαρίας καί Μεσευρώπης κ. Μιχαήλ», im Band: Σκεῦος εἰςτιμήνἀφιερωματικός τόμος πί τῇ συμπληρώσει 25ετίας πό τῆς εἰς πίσκοπον χειροτονίας καί 20ετίας πό τῆς ἐνθρονίσεως τοῦΜητροπολίτου Αὐστρίας καί Ἐξάρχου Οὑγγαρίας καί Μεσεωρώπης κΜιχαήλ, Athen 2011, XLV-L. 

[51] Weitere Informationen über den Betrieb der griechischen Nationalschule zu dieser Zeit und die Betreuung durch den ehrwürdigen Metropoliten Michael Staikos finden Sie in. Malli, Die griechische Nationalschule, 59-113.

 

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Vortrag S. Em. Metropolit Arsenios von Austria

am 30.09.2023 am 10. Panorthodoxen Jugendtreffen in Wien

Mitt großer Freude nehme ich am 10. Panorthodoxen Jugendtreffen teil: Ihr seid die Blüte, die Hoffnung und der von Gott auserwählte Teil der orthodoxen Diaspora, die über die ganze Welt verstreut ist.

Das zehnjährige Jubiläum unseres Jugendtreffens ist sehr wichtig: Es zeigt die Dynamik dieser Treffen. Εs ist ein konkretes Zeichen dafür, dass die Jugendtreffen von Euch angenommen werden; wie wichtig sie für Euch alle sind, die ihr Euch mit so viel Herzblut dafür einsetzt und an den Jugendtreffen teilnehmt, diskutiert, nachdenkt und reflektiert. Auf den panorthodoxen Jugendtreffen sucht ihr nach Wahrheiten und Erfahrungen des Lebens, des christlichen Lebens, die Eurem Weg durch die Welt eine Perspektive und einen Sinn geben.

Wenn ich vor Euch stehe und Euch von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe – denn das ist es, was das Christentum ist: eine Begegnung, eine Beziehung und eine Einheit von Personen – wenn ich also in eure Augen schaue, dann bin ich bewegt von der Jugendlichkeit, und der Frische, die ihr ausstrahlt, und ich bin beeindruckt von der Dynamik und der Entschlossenheit, die ich in Euren Augen bemerke.

Ich weiß genau, dass diese Dynamik und diese Entschlossenheit Euch antreiben, das Schönste und Beste in Eurem Leben anzustreben und sogar die ganze Welt zu verändern.

Heute will ich Euch nur eines mitgeben: Bewahrt Euch diese Dynamik und Entschlossenheit für Euer ganzes Leben, doch nicht für sich allein. Taucht sie ein, vermischt sie mit geeignetem Material und mit einer besonderen Zutat, die die ganze Mischung verändern wird und die Euer Leben sowie das Leben Eurer Mitmenschen wirklich schön, lebenswert und köstlich machen.

Was ist dieses Material und diese besondere Zutat? Sie ist nichts anderes als die Liebe, natürlich die gottgemäße Liebe. Gut und schön, werdet ihr jetzt sagen – viele Arten von Liebe gibt es denn? Gibt es nicht nur eine Liebe? Gibt es eine gottgemäße und eine andere Liebe?

Tatsächlich gibt es nur eine Liebe, die wahre, echte und authentische Liebe. Es handelt sich dabei nicht um eine unpersönliche oder theoretische Liebe, um ein Gefühl, ein Symbol oder einen Vertrag. Es ist eine persönliche Liebe, eine Liebe, die sich an Personen richtet, nämlich an die Person Gottes und die Personen unserer Mitmenschen, an unsere Schwestern und Brüder. Zugleich ist es auch eine Liebe, die eine Person hat, die Person Gottes, denn „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,7).

Es ist die Liebe, wie sie uns Jesus gelehrt hat, der zu uns herabgestiegen ist, „geboren aus einer Frau“ (Gal 4,4), der die „Gestalt eines Sklaven“ angenommen hat (Phil 2,7). Diese Liebe hat eine doppelte Richtung: sie ist die Liebe zu Gott und zu den Menschen. Ihr kennt das Gebot Gottes aus dem Alten Testament: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22,37–39) An diesem Gebot Gottes, das auch Christus selbst wiederholt hat, wird deutlich, dass die Liebe nicht nur ein bloßes Gefühl ist, sondern mit allen Kräften der Seele ausgedrückt wird, d. h. im Denken, im Fühlen und im Wollen. Die Seele des Menschen, so der heilige Athanasius, „liebt mit ihrem denkenden Teil Gott, mit ihrem fühlenden Teil wütet sie gegen das Böse und mit ihrem wollenden Teil begehrt sie die ewigen Güter“ (PG 28, S. 533 ff.). Die Liebe besteht nicht nur aus leeren Worten, sondern aus dem ganzen Leben, sie ist die Hingabe von uns selbst an Gott und an unsere Schwestern und Brüder, an unseren Nächsten.

Jesus Christus hat uns diese Liebe aber nicht nur mit Worten gelehrt, sondern als echter Lehrer, der Er gewesen ist, hat Er sie vor allem mit Seinem eigenen Beispiel vorgelebt, in Seinem irdischen Leben. Er hat sie uns gelehrt, indem er aus Seinem freien und heiligen Willen für uns alle das Kreuz auf Sich genommen hat, um uns den Weg für ein Leben im Paradies zu öffnen. Dieses Leben beginnt bereits hier auf Erden mit einem „kleinen Paradies“ – mit der gleichen Liebe, wie Er sie uns selbst vorlebte.

Auf dem Kreuz hat Er uns die grenzenlose Liebe gezeigt, nicht eine übermäßig gefühlsbetonte Liebe. Auf dem Kreuz wurde die Liebe als Person sichtbar und diese Liebe heißt der Gekreuzigte, sie heißt Jesus Christus. Auf dem Kreuz zeigt sich also die vollkommene Liebe, die vollkommene Entäußerung, die vollkommene Demut – auf dem Kreuz offenbart sich, wer der wahre Gott ist, der niemanden zu etwas zwingt. Auf dem Kreuz lädt Er uns dazu ein, Ihm zu nachzufolgen, doch nur, wenn wir das aus freien Stücken möchten.

Die wahre Liebe ist Frucht der Freiheit von Leidenschaften. Wenn wir uns von Leidenschaften beherrschen lassen, beherrschen diese auch die Liebe. Zum Beispiel weisen Ehrgeiz, Sinneslust und Geiz zwar einige Elemente der Liebe auf, doch sind diese letztlich auch verbunden mit leerem Ruhm, mit Lust und Geld. In diesen Fällen kann man Gott und den Mitmenschen nicht vollkommen lieben, denn sie sind mit Leidenschaften verbunden, denn letztlich liebt man sich selbst, was man als Egoismus bezeichnet.

Damit wahre Liebe existieren kann, muss der Mensch zuvor geheilt werden. Im Wesentlichen ist diese Heilung eine Umwandlung der eigennützigen Liebe in eine uneigennützige Liebe. Dort, wo die Liebe eigennützig ist, dort herrscht Krankheit. Doch wo die Liebe uneigennützig ist, dort gibt es geistige Gesundheit.

Der Apostel Paulus weiß allerdings, dass auch der geistig erkrankte Mensch lieben kann und spricht daher davon, dass die Liebe ungeheuchelt sein muss. Denn die heuchlerische Liebe und die nicht geheuchelte Liebe sind zwei verschiedene Dinge. Die heuchlerische Liebe ist voller Lügen und Theatralik, sie ist äußerlich und überheblich, sie hat ein falsches Lächeln, sie ist geprägt von äußerlichen Ausdrücken und verbreitet üblicherweise Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die ungeheuchelte Liebe dagegen ist wahr, sie ist vollkommen und strahlt Freude, Friede und Hoffnung aus.

Die Erfahrung zeigt, dass es in unserer Gesellschaft viel zu viel falsche, heuchlerische Liebe gibt. Keine andere Tugend ist so sehr missbraucht worden wie die Liebe. Schauspieler können die Haltungen und Charaktere anderer Menschen eindrucksvoll nachahmen. Doch was in diesem Fall im Theater oder Kino eine Gabe ist, ist ein großes Unglück, wenn es sich um die geheuchelte Liebe handelt. Wie schrecklich ist es, Menschen zu begegnen, die einfühlsame Liebe oder heuchlerische Liebe an den Tag legen! Und wie wunderbar ist es, Freunde zu haben, die sich durch ihre Aufrichtigkeit und ungeheuchelte Liebe auszeichnen!

Der heilige Isaak von Syrien schreibt, dass Abba Agathon einen Aussätzigen finden und dessen kranken Körper mit seinem eigenen gesunden Körper austauschen wollte. Und er sagt, dass dies die vollkommene Liebe ist. Er selbst schreibt, dass die wahre Liebe nach Gott süßer ist als das Leben.

Das also ist die eine und authentische Liebe. Es ist die gekreuzigte Liebe, wie sie uns unser Herr auf dem Kreuz geoffenbart hat; sie ist eine opferbereite Liebe, wie sie uns Christus mit seinem Opfer aufgezeigt hat; sie ist eine gebende und keine nehmende Liebe, die sich hingibt, ohne dafür Lohn oder Gegenleistungen zu erwarten; sie ist eine persönliche Liebe, denn im Christentum hat alles mit Personen zu tun, mit Beziehungen zwischen Personen, zwischen vernunftbegabten und selbstständigen Menschen.

Die Liebe ist auch unparteiisch, denn „es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3,28). Diese Liebe kennt keine nationalen, ethnischen, kulturellen, sozialen oder andere Unterscheidungen und Stereotypen; sie ist eine Liebe der Taten und nicht der Worte, sie besteht nicht aus trockenen Worten und ist keine „Wissenschaft der Liebe“. Der Apostel Jakobus hält in seinem Brief fest: Wenn ihr arme und bedürftige Menschen seht, denen das Lebensnotwendigste fehlt, dann sagt nicht zu ihnen „Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!“ (Jak 2,16), sondern gebt ihnen das, was sie brauchen: Gebt ihnen zu essen, damit sie ihren Hunger stillen, und gebt ihnen eine Matratze, um ihre kalten Körper zu wärmen. Das ist Liebe.

Die Liebe ist nicht einfach gleichzusetzen mit den Freuden, den schönen Momente, den Festessen, Banketten oder Feierlichkeiten, mit den manchmal falschen Umarmungen und der vorgetäuschten oder oberflächlichen Sorge um den Nächsten. Im Gegenteil ist die Liebe die Sorge des Herzens, sie ist der Schmerz um des Schmerzes des anderen willen, die Tränen um seiner Tränen willen, um den Schweiß, die Mühe, und die Mühsal zu lindern, um die Lasten des Bruders zu erleichtern, ihm die Hand zu reichen und ihn aufrecht zu halten auf den schwierigen Pfaden seines irdischen Weges.

Die eine und echte Liebe ist außerdem eine langmütige Liebe, sie hat ihren Ursprung im Übermaß des Herzens, eines großzügigen und hochherzigen Herzens, das jeden aufnehmen kann, auch diejenigen, die uns nicht mögen oder lieben, so wie unser Erlöser mit seiner langmütigen Liebe Judas in den Kreis seiner zwölf Jünger aufnahm und ihn nicht fortschickte, sondern ihm sogar die Verwaltung der gemeinsamen Kasse der Gruppe anvertraute, obwohl Judas des Öfteren Beträge daraus abzweigte. Aber der Herr hat bis zum Schluss nicht aufgehört, ihm Gelegenheit zur Umkehr zu geben, obwohl er als allwissender Gott seinen Verrat und dessen tragischen Ausgang bereits voraussah.

Das ist also die einzige und wahre Liebe, die gottgemäße Liebe. Aber leider lieben in unseren Tagen viele Menschen, vielleicht die meisten Menschen, nicht mit dieser Art von Liebe, mit der Liebe unseres Christus. Sie reden von der Liebe, aber sie leben sie nicht, sie hören von der Liebe, aber sie kosten nicht von ihr. Sie glauben, ihren Nächsten zu lieben, aber am Ende lieben sie doch nur ihr eigenes Ich.

Sie gleichen nicht dem barmherzigen Samariter aus dem Evangelium, sondern sie ähnlich im Wesentlichen eher dem Priester und dem Leviten, die ihren halbtoten Bruder und Nächsten ignorieren und am Wegrand liegen lassen. Liebe ist für sie ohne wirkliche Taten, keine Hinwendung zu den Nächsten in einer persönlichen Begegnung der Unterstützung und einer Beziehung des Zusammenlebens mit ihm, sondern nur etwas Statisches, Unpersönliches und Abstraktes, letztlich etwas Lebloses und Abgestorbenes. Letztlich sind sich solche Menschen nur selbst die Nächsten.

Doch der Nächste ist in Wirklichkeit jeder, oder zumindest kann es jeder werden. Die Nächsten sind nicht nur die örtlich oder seelisch Nächsten oder die Verwandten; die Nächsten sind nicht nur die Eltern, die Geschwister, unsere Partner, Freunde, Mitbürger und Landsleute. Unser Nächster ist auch der, der es uns vielleicht schwer macht, der uns vielleicht nicht versteht, der anders ist als wir. Als Menschen sind wir uns alle die Nächsten, da wir alle als Söhne und Töchter Gottes des Vaters Geschwister sind und da wir als orthodoxe Christen durch die gemeinsame Taufe die gleiche Mutter haben, die Kirche.

Und da die Liebe nicht statisch in sich geschlossen, sondern Bewegung ist, ein Heraustreten und Überschreiten der Grenzen unseres eigenen Ichs, deshalb ist werden wir selbst zum Nächsten. Das ist aber natürlich nicht möglich, wenn wir in uns selbst verschlossen bleiben und darauf warten, dass die anderen zu uns kommen, sondern wir selbst müssen den anderen suchen und begegnen, wir selbst müssen unsere Schwester und unseren Bruder finden, besonders dann, wenn sie in Not sind und unsere Hilfe brauchen. Wer den nächsten liebt, gibt seine eigene Ruhe auf und macht sich auf den Weg, um zum Weggefährten, Partner, Bruder oder Schwester, Tröster oder Beschützer des anderen wird, besonders der Bedürftigen, der ungerecht Behandelten und der Armen.

Wie Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter gezeigt hat, lautet die richtige Frage nicht „Wer ist mein Nächster?“, sondern „Wem bin ich der Nächste?“. Das heißt, dass wir uns selbst prüfen müssen, ob wir das Gebot der Liebe zu den Menschen um uns herum auch wirklich erfüllen, anstatt uns auf äußere Kriterien zu konzentrieren, um zu entscheiden, ob wir ihnen helfen sollten.

Und letztendlich ist der Nächste kein Ort, der Nächste ist vielmehr ein Ziel, es ist die Art und Weise, wie man lebt und wie man die Liebe in seinem Leben und in seinem Alltag Gestalt annehmen lässt. Und wer den Nächsten so sehr liebt, der sieht ihn ihm seinen Bruder und spürt die Gegenwart seines Bruders auch in seiner Abwesenheit.

Wer seinen Nächsten liebt, der lässt kein Hindernis gelten, der kennt keine Grenzen, um seinem Mitmenschen zu begegnen, um seinen Schmerz anzuhören, seine Tränen zu trocknen, um ihm als Begleiter und Mitleidender in den Schwierigkeiten und Problemen, die ihn belasten und bedrängen, zur Seite zu stehen.

Und der erste und größte unter allen, die den Nächsten lieben, ist unser Heiland Jesus Christus selbst, „der aus der Jungfrau Maria geboren wurde“ und der uns so sehr geliebt hat, dass Er Mensch geworden ist und „wie ein Sklave und den Menschen gleich wurde“ (Phil 2,7). Christus hat zusätzlich zu unserer Sünde und unserem Versagen auch unsere verletzte menschliche Natur auf sich genommen und schenkte uns durch sein freiwilliges Opfer am Kreuz die Heilung und die Möglichkeit, das ewige Leben zu erlangen.

Ich wünsche mir von Herzen, dass ihr alle selbst in eurem Leben die echte, wahre und unverfälschte Liebe Gottes spürt und diese dann wiederum selbst großzügig weitergebt. Ich wünsche und dass wir alle darin voranschreiten und einander schließlich an unserem Ziel, in der Ewigkeit und im ewigen Reich Gottes, begegnen werden.

Möge Gott Euch alle behüten!

Die Synodalität der Orthodoxen Kirche und ihr theologisches Fundament

Die Synodalität der Orthodoxen Kirche und ihr theologisches Fundament

Metropolit Arsenios von Austria, Exarch von Ungarn und Mitteleuropa

Einführung

Eminenz, Exzellenzen, hochgeschätzte und verehrte Brüder in Christus,

Ich möchte Ihnen danken für die freundliche Einladung, mit Ihnen in diesem kurzen Referat über das theologische Fundament der Synodalität der Kirche aus orthodoxer Sicht (aber nicht nur) nachzudenken. Es wird also weniger um die konkrete und gelebte Synodalität in der Orthodoxen Kirche gehen, die gerade heute großen Prüfungen ausgesetzt ist, und auch nicht um die im ökumenischen Dialog heikle Frage von Synodalität, Kollegialität und Primat,[1] sondern um einige meiner Ansicht nach wesentliche Eckpunkte, aus denen sich das synodale System der Alten Kirche entfaltet hat.

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Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt

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Metropolit Arsenios von Austria und Exarch von Ungarn

„Ich komme, tanzen will ich! Ich tanze, doch schlage nicht die Kithara oder den Bacchus-Stab, ich spiele nicht die Flöte oder Schalmeien, anstatt von Musikinstrumenten trage ich die Windeln Christi. Denn diese sind für mich Hoffnung, sind für mich Leben, sind für mich Erlösung, sind für mich Flöte und Kithara. Deshalb komme ich und trage sie, damit ich durch ihre Macht Kraft bekomme, mit den Engeln zu sprechen: Ehre sei Gott in der Höhe! Mit den Hirten und auf Erden Friede, bei den Menschen Sein Wohlgefallen!“[1]

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Die Heilige Eucharistie  als Erfahrung des Reiches Gottes auf Erden in der Orthodoxen Kirche

Vortrag Seiner Eminenz, Metropolit Arsenios von Austria und Exarch von Ungarn auf dem Theologischen Symposium (Esztergom, 3.–4. September 2021) in Vorbereitung auf den Eucharistischen Kongress in Budapest (5.–12. September 2021)

Einführung

„Gepriesen sei das Reich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Eminenzen, Exzellenzen, liebe Brüder und Schwestern, 

Mit diesen Worten beginnt jede Göttliche Liturgie, also jede Eucharistiefeier in der Orthodoxen Kirche. Von Anfang an wird mit großem Nachdruck deutlich gemacht, dass die Eucharistie nicht nur eine bloße Gedächtnisfeier oder eine Erinnerung an ein längst vergangenes Ereignis ist. Im Gegenteil, es wird vor allem eines in den Mittelpunkt gestellt: dass die Mitfeiernden an einer göttlichen Erfahrung im Hier und Jetzt teilnehmen. Das Reich Gottes ist der Inhalt des christlichen Glaubens, es bedeutet die Einheit mit Gott und das Leben in Ihm.[1] Wenn wir zu Beginn der Eucharistiefeier das himmlische Reich Gottes (βασιλεία τοῦ Θεοῦ) preisen, bekennen wir dieses als den höchsten Wert, als die Erfüllung unseres Verlangens, unserer Liebe und unserer Hoffnung. Wenn gleichzeitig zu diesem Ruf die Schöne Pforte in der Mitte der Ikonostase geöffnet wird, symbolisiert dies genau das: das Himmelreich steht offen, Gott lädt uns ein! Es bedeutet, dass uns schon jetzt, auf Erden, die Möglichkeit geschenkt wird, am himmlischen Reich Gottes teilzunehmen und in seine Wahrheit und Freude einzutreten. Es ist ein Hineingehen in eine neue Realität, in der das Himmlische zusammen mit dem Irdischen, die Vergangenheit zusammen mit Zukunft und Gegenwart im ewigen Jetzt Gottes verklärt werden. Es ist das Hineintreten in das trinitarische Reich, welches vor allem auch ein Reich der Liebe und Beziehung (κοινωνία, communio) ist. 

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