Hirtenbrief von Seiner Allheiligkeit Patriarch Bartholomaios zum Tag der Bewahrung der Schöpfung 2017

Protokoll-Nr. 702 

+ Bartholomaios
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch dem ganzen Volk der Kirche
Gnade und Friede von dem Schöpfer der ganzen Schöpfung,
unserem Herrn, Gott und Erlöser Jesus Christus

Im Herrn geliebte Geschwister und Kinder,

Durch Gottes Gnade treten wir heute in ein neues Kirchenjahr ein und fahren fort, «durch den, der uns geliebt hat»[1] gemeinsam Zeugnis und Rechenschaft abzulegen von der «Hoffnung, die in uns ist»[2], da wir in der Kirche leben, in Christus und gemäß Christus, der uns verheissen hat, «alle Tage bis an der Welten Ende»[3] bei uns zu sein.

Es sind 28 Jahre Jahre vergangen seitdem das Ökumenische Patriarchat den Synodalbeschluss gefasst hat, dass der Tag des kirchlichen Neujahrs als «Tag der Schöpfung» gefeiert werden soll, an dem wir in diesem Zentrum der Orthodoxie Gebete und Fürbitten «für die gesamte Schöpfung» verrichten. Die entsprechende Patriarchal-Enzyklika rief damals die orthodoxe und die übrige chtistliche Welt dazu auf, dass an diesem Tage Dankgebete «für das große Geschenk der Schöpfung»[4], und Bittgebete für ihren Schutz an den Schöpfer aller Dinge gerichtet werden sollen.

Wir bringen die Freude und die Genugtuung unserer geringen Person für das Echo und den reichen Ertrag dieser Initiative der Kirche von Konstantinopel zum Ausdruck. Wir haben die spirituellen Wurzeln der ökologischen Krise und die Notwendigkeit der Umkehr und der Neuordnung der Werte des heutigen Menschen aufgezeigt. Es hat sich erwiesen, dass die Ausbeutung und die Zerstörung der Schöpfung eine Verfälschung und Veränderung zum Bösen des christlichen Ethos darstellt und keineswegs eine notwendige Folge des biblischen Auftrags «Wachset und mehret euch»[5], dass das umweltfeindliche Verhalten eine Beleidigung des Schöpfers und eine Missachtung seiner Gebote bedeutet und der wahren Bestimmung des Menschen widerspricht. Es kann keine nachhaltige Entwicklung zulasten der geistigen Werte und der Umwelt geben.

Die Große Kirche Christi, das Ökumenische Patriarchat, hat das umweltfreundliche Potential unseres orthodoxen Glaubens stets hervorgehoben und tut dies weiterhin. Sie empfiehlt den eucharistischen Gebrauch der Schöpfung, das Handeln des Gläubigen als eines «Priesters» der Schöpfung, der sie ohne Unterlass dem Schöpfer aller Dinge darbringt, und sie betont den unübertroffenen Wert des asketischen Geistes als Gegenmittel zum derzeit vorherrschenden Konsumstreben. Denn in der Tat gehört der respektvolle Umgang mit der Schöpfung zum Kern der orthodoxen Tradition.

Besonders beunruhigend ist die Tatsache dass, obwohl offensichtlich ist, dass die ökologische Krise ständig wächst, die Menschheit sich zugunsten des ökonomischen Wachstums und des technischen Fortschritts taub stellt, wenn es um den Ruf nach einer radikalen Veränderung unseres Handelns gegenüber der Schöpfung geht. Es ist offensichtlich, dass die fortschreitende Veränderung der Umwelt die Folge eines konkreten ökonomischen Fortschrittsdenkens ist, das keinerlei Rücksicht auf seine umweltfeindlichen Auswirkungen zeigt. Der kurzfristige Nutzen, der durch den Anstieg des Lebensstandards in bestimmten Gegenden der Welt erzielt wird, kaschiert die unvernünftige Ausbeutung und Schändung der Schöpfung. Eine ökonomische Aktivität, die das Haus des Lebens nicht respektiert, ist keine «Haushalterschaft», sondern eine «Hausspalterschaft». Die zügellose Ökonomisierung im Zuge der Globalisierung geht einher mit dem rapiden Fortschritt der Wissenschaft und der Technologie, die trotz vieler positiver Ergebnisse von einem Hochmut gegenüber der Natur geprägt ist und zu vielfältiger Ausbeutung derselben führt. Der heutige Mensch weiß, aber er handelt, als ob er nicht wisse. Er weiß, dass die Natur sich nicht ständig regeneriert, aber ist gleichzeitig indifferent gegenüber den negativen Folgen des «Technopols» für die Umwelt. Diese wirklich explosive Mischung aus zügelloser Ökonomisierung und grenzenlosem Vertrauen in die Fähigkeiten der Wissenschaften und der Technologie vergrößert die Gefahren für die Bewahrung der Schöpfung und den Menschen.

Das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche hat eindeutig und klug die Gefahren der «Verselbständigung der Ökonomie» benannt, ihrer Loslösung also von den essentiellen Bedürfnissen der Menschen, die nur in einer lebensfähigen Umwelt befriedigt werden können und hat eine Ökonomie vorgeschlagen, «die auf den Prinzipien des Evangeliums gegründet ist»[6], sowie den Umgang mit der derzeitigen Umweltkrise «auf der Grundlage der Prinzipien der christlichen Tradition»[7]. Die Tradition der Kirche fordert angesichts der derzeitigen Bedrohungen einen «radikalen Wandel des Denkens und des Handelns» gegenüber der Schöpfung, eine asketische Einstellung der «Genügsamkeit und der Enthaltsamkeit»[8], angesichts der «Unersättlichkeit»[9], der «Vergöttlichung der Bedürfnisse und des Besitzergreifens»[10]. Das Heilige und Große Konzil hat sich auch dezidiert zu den «sozialen Dimensionen und den tragischen Konsequenzen der Zerstörung der natürlichen Umwelt»[11] geäußert.

Wir folgen den Beschlüssen dieses Konzils und unterstreichen im vorliegenden Hirtenbrief den engen Zusammenhang zwischen den Umwelt- und den sozialen Problemen und ihren gemeinsamen Ursprung im «törichten Herzen» des Menschen, der fern von Gott ist, im Sündenfall und in der Sünde, im Missbrauch der gottgegebenen Freiheit des Menschen. Der Zerstörung der Natur und der Gesellschaft geht stets eine innere «Umwälzung der Werte» voraus, eine spirituelle und moralische Zerstörung. Wenn das Haben unser Denken und unser Herz beherrscht, wird unsere Einstellung zum Mitmenschen wie auch zur Schöpfung unausweichlich besitzergreifend und unangemessen sein. Der «schlechte Baum» bringt, nach den Worten der Heiligen Schrift, stets «schlechte Früchte» hervor. [12]

Wir heben dementsprechend hervor, dass der Respekt vor der Schöpfung und vor dem Menschen den gleichen geistlichen Ursprung und Ausgangspunkt haben, nämlich die Erneuerung des Menschen in Christus und seine gnadenhafte Freiheit. Eben so wie die Zerstörung der Umwelt und das gesellschaftliche Unrecht Hand in Hand gehen, so sind auch das umweltfreundliche Verhalten und die soziale Solidarität nicht voneinander zu trennen.

Es versteht sich von selbst, dass es einer multilateralen Aktivierung und gemeinsamer Anstrengung bedarf, um die derzeitige vielfältige Krise des Menschen, der Kultur und seiner Umwelt anzugehen. Wie es bei allen großen Problemen der Fall ist, können die schwelenden und miteinander zusammenhängenden Krisen der Umwelt und der Gesellschaft nicht ohne die Zusammenarbeit der Kirchen und der Religionen bewältigt werden. Der Dialog stellt hier den angemessenen Raum dar, um bereits bestehende umweltfreundliche und soziale Traditionen zu präsentieren, um zur ökologischen und gesellschaftlichen Sensibilisierung beizutragen und um konstruktive Kritik am exklusiven technischen und wirtschaftlichen Fortschritt und an den eigennützigen und gesellschaftlich relevanten Modellen zu formulieren, die der Schöpfung und der Kultur der Personen entgegenstehen.

Abschließend heben wir noch einmal hervor, dass der Respekt vor der Schöpfung nicht von dem vor der menschlichen Person zu trennen ist und rufen alle Menschen guten Willens zum guten Kampf für die Bewahrung der Umwelt auf und das Vorherrschen der Solidarität auf; wir beten zum Herrn, dem „Geber alles Guten“, er möge auf die Bitten der allzeit gepriesenen Gottesmutter, der Pammakaristos, seinen Kindern «das Herz, das für die gesamte Schöpfung brennt»[13] und den Ansporn «zu Liebe und zu guten Taten »[14] schenken.

 

1. September 2017

 Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel,
Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

 


[1] Röm 8,38

[2] vgl. 1 Petr 3,15

[3] Mt 28,20

[4] Enzyklika zum kirchlichen Neujahr, 1/9/1989

[5]  Gen 1,22

[6] Enzyklika §15

[7] ebd. §15

[8] Der Auftrag der Orthodoxen Kirche in der heutigen Welt, §10

[9] ebd., §10

[10] Enzyklika, §14

[11] ebd.

[12] Mt 7,17

[13] Isaak der Syrer, Asketische Rede 81

[14] Hebr 10,24

Hirtenwort Seiner Allheiligkeit des Ökumenischen Patriarchen Bartolomaios, Erzbischofs von Konstantinopel, zur Heiligen und Großen Fastenzeit 2017

Prot. Nr. 118

Hirtenwort zu Beginn der Heiligen und Großen Fastenzeit

Bartholomaios,

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch allem Volk der Kirche Gnade und Friede
von unserem Erlöser, dem Herrn Jesus Christus,
von uns jedoch Fürbitte, Segen und Vergebung

 

Brüder und im Herrn gesegnete Kinder,
durch die Gnade und die Menschenliebe Gottes treten wir ab morgen in die Heilige und Große vierzigtägige vorösterliche Fastenzeit ein, der für die Hinwendung der menschlichen Seele, unserer eigenen Seele, zu Gott geeignetste Zeitraum.
Diese Zeit ist ein durchgängiges Sich-Besinnen angesichts des sich Tag für Tag entfaltenden Mysteriums Gottes, des Mysteriums der Errettung des Menschen. Deshalb haben alle Fastenzeiten des Kirchenjahres für uns ein besonderes Merkmal: Die Wachsamkeit und Nüchternheit der Seele, die während dieser Zeit voll göttlicher Ermahnungen und Heiligkeit besonders dazu aufgerufen ist, die vergänglichen und sichtbaren Dinge zu erkennen und allmählich zu den größeren und bedeutenderen, den unsichtbaren Dingen zu schreiten.
Ganz deutlich und ausdrücklich spricht der hl. Andreas von Kreta zu sich selbst und zu jeder betrübten und unter den Versuchungen und Verwicklungen dieses Lebens leidenden Seele. Der Heilige spürt die Last der von der Sünde verletzten Seele und ruft voller Pein: «Meine Seele, meine Seele, steh auf, was schläfst du?». Dieser Aufschrei führt zur Erkenntnis der Eitelkeit aller Dinge und zur unbeschreiblichen Angst vor dem Ende des irdischen Lebens: «Es naht das Ende und dann wirst du wehklagen». Vor dem unerwarteten Ende des Lebens, das «wie ein Dieb in der Nacht» kommt, ruft der Erleuchter Kretas (der heilige Andreas) sich selbst und jeder leidenden und von der Angst der Unsicherheit erfüllten Seele zu: «Sei also wachsam, dass Christus sich deiner erbarme, der an allen Orten zugegen ist und alles erfüllt.»
Die orthodoxe Lehre und Stimme der Kirchenväter ruft uns im vor uns liegenden Zeitraum auf, sich bewusst zu werden «wer wir sind, wo wir stehen und wohin wir gehen», was also unser Ziel ist. Wir sollen die Eitelkeit des vergänglichen Lebens erkennen und bereuen, was wir «wissentlich und unwissentlich, in Worten, in Taten und Handlungen und allen (unseren) Gefühlen» getan haben, was nicht dem Evangelium und dem Gnadengesetz Christi entsprach, und wachsam werden. Nur dann werden wir Erbarmen und Gnade finden und der Herr, der uns auf Herz und Nieren prüft und alles Verborgene und die Gedanken der Menschen kennt, wird sich unser erbarmen und unsere ungerechten Gedanken nicht anrechnen, die zu eitlen und unnützen Taten führen.
Der vor uns liegende Kampf besteht in der Nüchternheit und im Wachsamwerden, in unserer Reue und Umkehr. Durch die Reue, d.h. durch die Selbsterkenntnis unseres Zustands und durch die Beichte wird unser Leben gekrönt durch «die Vergebung der Sünden, durch die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, durch die Fülle des Himmelreichs». Das Wachsamwerden ist gleichzusetzen mit dem Gewissen des Reue zeigenden Menschen (vgl. 2 Kor 1,12 und Röm 2,15). Das Gewissen ist ein Geschenk Gottes.
Geschwister und Kinder im Herrn,
als orthodoxe Christen sind wir berufen, die Heilige und Große Fastenzeit als Zeit der Nüchternheit und des Wachsamwerdens unseres Gewissens zu erleben, als einen Moment der Ewigkeit unserer orthodoxen Identität. Wir sind also dazu aufgerufen, mit Christus zu leben. Wir sind dazu aufgerufen, kirchlich und spirituell zu leben. Denn nur im Leben in Christus kann unser Gewissen wachsam werden und können wir zur wirklichen Freiheit und zu den wahren Voraussetzungen unserer Ruhe und Erlösung gelangen.
Am Beginn dieser gesegneten Zeit besuchen der Ökumenische Patriarch und die Mutterkirche, die Heilige Große Kirche Christi, jede orthodoxe Christenseele, die mühselig und beladen oder ungetröstet ist wegen der Herausforderungen und Lüste und Genüsse des Fleisches und dieser Welt; gemeinsam gehen sie und beten zu Dem, «Der kommt, um geschlachtet und den Gläubigen zur Speise gegeben zu werden, dem König der Könige, dem Herrscher der Herrschenden»: Würdige, Herr, alle orthodoxen Gläubigen, diese heilige und dem geistlichen Wettlauf gewidmete Zeit in Frieden und mit zerknirschtem Herzen zu durchschreiten, «begnade und stärke uns, damit wir standhaft den Lauf vollenden, den großen Tag Deiner Auferstehung erreichen und Dich in Freude und mit dem Siegeskranz geschmückt unaufhörlich loben» (vgl. Stichiron des Theodor Studites zum Dienstag der 2. Fastenwoche).
Wir segnen euch, die geliebten und treuen Kinder der Mutter Kirche, väterlich und sind mit euch im Gebet und in der Fürbitte vereint; wir rufen auf euch alle die Kraft des ehrwürdigen und lebensspendenden Kreuzes und die Gebete unserer Herrin und Gottesgebärerin, der heiligen Engel und aller Heiligen herab, damit wir alle unserer Berufung als orthodoxe Christen würdig wandeln und auf diese Weise den Genuss und die Herrlichkeit der Auferstehung des Herrn erfahren mögen. Ihm gebührt die Herrschaft und der Dank und die Ehre und die Kraft und die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Heilige und Große Fastenzeit 2017

+ Bartholomaios, Erzbischof von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios 2016

Protokoll-Nr. 450

Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios,

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,

und Ökumenischer Patriarch

allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen

von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser

Geliebte Brüder und Kinder im Herrn,

von ganzem Herzen richten wir an Euch von diesem Sitz des Ökumenischen Patriarchates aus den Freudengruß „Christus ist auferstanden!“. Die Auferstehung Christi ist der Mittelpunkt unseres orthodoxen Glaubens. Ohne die Auferstehung ist unser Glaube „leer“ (1 Kor 15,14). Gott, der Logos, hat durch seine Auferstehung dem Menschen, der zwar nach Gottes Bild erschaffen, aber von der Sünde verwundet und entstellt war, Unsterblichkeit und Gemeinschaft mit Gott sowie die Möglichkeit geschenkt, die Ähnlichkeit Gottes, welche ihm der Ungehorsam geraubt hatte, wieder zu erlangen.

Doch was bedeutet das Osterfest, der Sieg des Lebens über den Tod, in einer Welt der Gewalt und der Kriege, noch dazu, wenn diese im Namen der Religion und Gottes selbst geführt werden?

Viele weise Menschen haben sich bemüht, eine Lösung für das Problem des Todes zu finden und es durch verschiedene Theorien zu überwinden. Wir orthodoxe Christen feiern die Auferstehung Christi von den Toten und verkünden kühn die Vernichtung des Todes. Wir wissen, dass Gottes Wort, „in dem das Leben ist“ (Jo 1,4), das Leben schenkt. Wir haben die froh machende Erfahrung der Kirche, dass der Tod durch Christi Auferstehung besiegt worden ist. „Alles ist von Freude erfüllt – da es die Auferstehung erfahren hat.“ Dieser Glaube lässt alle Aspekte des kirchlichen Lebens erstrahlen. Doch er verdichtet sich in der heiligen Eucharistie. Die Tatsache, dass innerhalb der christlichen Welt vor allem die orthodoxe Kirche die heilige Eucharistie als Mitte ihres Lebens und ihrer Spiritualität bewahrt hat, hängt unmittelbar damit zusammen, dass die Auferstehung im Zentrum ihres Glaubens, ihres Gottesdienstes und ihres Kirche-Seins steht. Aus diesem Grund ist die Eucharistiefeier stets feierlich und von Freude erfüllt und in ganz besonderer Weise mit dem Sonntag, dem „Herrntag“, dem Tag der Auferstehung des Herrn also, verbunden.

Der bewegendste Ausdruck, die bewegendste Deutung des Geschehens der Auferstehung und ihrer erneuernden Kraft ist das Bild des Abstiegs unseres Herrn Jesus Christus in den Hades, wie man es hier in der Kirche des Chora-Klosters bestaunen kann. Der Herr steigt in das Reich des Todes hinab und zertrümmert seine Pforten. Er steigt siegreich empor und lässt mit sich Adam und Eva auferstehen, d. h. die gesamte Menschheit vom Anfang bis zum Ende der Zeiten. „Jetzt ist alles mit Licht erfüllt, Himmel, Erde und Unterwelt.“ Die Schöpfung geht über aus dem finsteren Reich des Todes in das abendlose Licht des Reiches Gottes. Der Gläubige, welcher der Auferstehung teilhaft geworden ist, ist aufgerufen, das Evangelium von der in Christus gewonnenen Freiheit „bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8) zu verkünden.

Die Mutterkirche, die das Mysterium des Kreuzes und der Auferstehung gleichzeitig erlebt, lädt uns heute ein, „Leuchten tragend zu kommen“ und „Gottes erlösendes Pascha gemeinsam zu feiern“.

Denn durch die Auferstehung des Erlösers ist die Menschheit ein einziges Volk geworden, sind wir zu einem Leib vereinigt worden. Durch sein Kreuz und seine Auferstehung hat Christus die Feindschaft unter uns endgültig getilgt. So ist unsere orthodoxe Kirche, die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, die Kirche der Versöhnung aller, die Kirche der Liebe zu allen, Freunden und Feinden. Versöhnt, mit dem neuen, dem wahren Leben erfüllt, werden wir zu Mitbürgern der Heiligen und zu Freunden Gottes (vgl. Eph 2,15-20).

Unglücklicherweise gibt es auch heute Terror, Kriege und Morde. Die Klage und die Qual der Opfer, die uns durch die modernen Medien in kürzester Zeit erreichen, beherrschen die Welt und zerreißen unser Herz. Darum haben die Verantwortlichen in den Bereichen von Politik, Kultur und Kirche die Pflicht, aus Liebe alles zu tun, was geeignet ist, solche abnormen Verhältnisse zu beenden.

Wir orthodoxen Christen sind aufgerufen, inmitten der heutigen Welt, einer „Welt des Irrsinns“, das gute Zeugnis der Liebe und der Hingabe an den Mitmenschen zu geben – zu lieben und nichts sonst.

Ostern bedeutet für orthodoxe Gläubige nicht einen Moment vorübergehender Abkehr von der traurigen Wirklichkeit des Bösen in der Welt, sondern die unerschütterliche Gewissheit, dass Christus, der im Tod den Tod zertreten hat und von den Toten auferstanden ist, „alle Tage bis zur Vollendung der Welt“ (Mt 28,20) bei uns ist.

Das ist, Kinder und Brüder, auch in diesem Jahr die österliche Botschaft des heiligen Apostolischen und Patriarchalen Ökumenischen Throns, des ehrwürdigen Zentrums der Orthodoxie, an alle unsere Mitmenschen: Christus ist auferstanden, und die Macht des Todes ist gebrochen, die Macht der Gewalt des Starken über den Schwachen. Und nur „das Leben herrscht“ und die Wärme der Liebe, das unermessliche Erbarmen und die unerschöpfliche Gnade des auferstandenen Christus, welche die ganze Welt vom einen bis zum anderen Ende behütet. Es reicht aus, dass wir Menschen verstehen, dass Jesus Christus das wahre Licht ist, dass in ihm das Leben ist und dass das Leben das Licht der Menschen ist! (vgl. Jo 1,3-4) Das ist unsere Botschaft an alle politisch und geistig Verantwortlichen dieser Welt.

Kommt also und empfangt Licht von dem abendlosen Licht des Phanars, welches als Licht Christi, als Licht der Liebe, allen leuchtet. Und in Ihm „gibt es keine Finsternis“ (vgl. 1 Jo 1,5). Lasst uns, Brüder und Kinder, dieses Evangelium der Freude und der Liebe vernehmen, und lasst uns mit unserer Liebe und unserem Opfer den Schmerz der gegenwärtigen Menschheit lindern!

Ehre sei dem Spender des Lebens, der der Welt und jedem Menschen persönlich das Licht, die Liebe und den Frieden gezeigt hat. Ehre sei dem König der Herrlichkeit, Jesus Christus, dem Sieger über den Tod, dem Herrn des Lebens!

    

Phanar, Ostern 2016

+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel

Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

Weihnachtsbotschaft des Ökumenischen Patriarchen 2016

Weihnachtsbotschaft des Ökumenischen Patriarchen
+   B A R T H O L O M A I O S
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch
allem Volk der Kirche Gnade, Erbarmen und Friede
von Christus, unserem in Bethlehem geborenen Erlöser

 

 „Christi Menschwerdung ist meine Neuschöpfung.“
(Gregor d. Theologe, Moralia 34)

 

Im Herrn geliebte Brüder und Kinder,

wir besingen und verherrlichen den Einen Gott in der Dreiheit, dass er uns auch in diesem Jahr gewürdigt hat, zur Feier des großen Festes der Geburt des Sohnes und Wortes Gottes des Vaters, die dem Fleisch nach „im kleinen Bethlehem“ stattfand, zu gelangen.

Es feiert von Freude erfüllt die heilige Kirche; denn in seiner Fleischwerdung hat Christus von ihr „Fleisch angenommen“ (Johannes Chrysostomus, Rede vor der Verbannung PG 52,429) und sie auf diese Weise zu einem „Kosmos im Kosmos“ (Origenes, Johanneskommentar) gemacht. Nicht nur das ganze Menschengeschlecht jubelt heute über den Segen Gottes, sondern auch „die ganze Schöpfung.“ „Heute wird alles von Freude erfüllt, weil Christus von der Jungfrau geboren wurde“ (Orthros von Christi Geburt).

Im Gegensatz zu dem „ersten Unbewegten“ der Antike ist unser Gott als solcher eine Gemeinschaft der Liebe und kommt aus Liebe zum Menschen und zur Welt. „Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat.“ (1 Jo 4,10)

Das vorewige Wort des Vaters, das dem Menschen das „Sein“ gegeben hat, schenkt ihm durch seine Menschwerdung das „Wohl-Sein“. „Das bedeutet unser Fest, das wir heute feiern: Gott ist zu den Menschen gekommen, damit wir zu Gott auswandern bzw. heimkehren können …, damit wir, die wir den alten Menschen abgelegt haben, uns mit dem neuen bekleiden und so, wie wir in Adam gestorben sind, in Christus leben werden, mit Christus geboren, gekreuzigt, begraben und auferstanden.“ (Gregor d. Theologe, Oratio 38) Jedem Menschen, der zur Welt kommt, steht der Weg zur gnadenhaften Vergöttlichung offen. Wir alle sind „fähig, Gott zu empfangen“. „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28)

Leider wird das Evangelium von Weihnachten wiederum in einer Welt verkündet, die vom Lärm der Waffen widerhallt, in der grundlos Gewalt gegen Einzelne und Völker geübt wird, in der Ungleichheit und gesellschaftliche Ungerechtigkeit herrschen. Unerträglich ist die Situation unzähliger Kinder, die Opfer kriegerischer Zusammenstöße, von Ausnahmezuständen, von vielfältiger Ausbeutung, Verfolgung und Diskriminierung, von Hunger, Durst und qualvollen Entbehrungen geworden sind.

Im vergangenen April hatten wir zusammen mit Seiner Heiligkeit Papst Franziskus und Seiner Seligkeit Erzbischof Hieronymos von Athen und ganz Griechenland die  Gelegenheit, uns auf Lesbos mit eigenen Augen vom Schicksal der Flüchtlinge und Migranten und insbesondere von den akuten Problemen der leidenden Kinder, dieser unschuldigen und wehrlosen Opfer kriegerischer Gewalt, rassistisch und religiös motivierter Diskriminierungen und der Ungerechtigkeit – von den Leiden dieser Kinder, deren Zahl beständig wächst, zu überzeugen.

Das Fest des um unseretwillen ein Kind gewordenen göttlichen Wortes, des Kindes Christus, das zu beseitigen die weltliche Gewalt anstrebte, wie uns der Evangelist Matthäus (2,13) berichtet, ist eine Erinnerung und ein Appell, für die Kinder Sorge zu tragen, diese schutzlosen Opfer zu beschützen und die Heiligkeit der Kindheit zu respektieren.

Kinder und ihre verletzlichen Seelen sind gewiss auch in den Ländern der wirtschaftlich entwickelten und politisch stabileren Welt von vielfältigen Beeinträchtigungen sowie von der Ausübung körperlicher und seelischer Gewalt bedroht. Die kindliche Seele wird durch den zerstörerischen Einfluss elektronischer Medien, insbesondere des Fernsehens und des Internets, auf ihr Leben und durch die grundlegende Veränderung ihres gesellschaftlichen Umfelds in Mitleidenschaft gezogen. Der ausufernde Konsum macht sie früh zu Konsumenten, und das Wohlstandsdenken lässt die kindliche Unschuld in kürzester Zeit verschwinden.

Angesichts dieser Gefahren betont das Heilige und Große Konzil der orthodoxen Kirche, das sich „mit besonderer Liebe und Sorge“ an die Kinder und Jugend wendet, in seiner Enzyklika: „Mitten in diesem Chaos einander widersprechender Bestimmungen dessen, was die Essenz der Kindheit sei, beruft sich unsere heilige Kirche auf das Wort des Herrn: ‚Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen‘ (Mt 18,3-4) und ‚Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen‘ (Lk 18,17) sowie auf alles, was unser Erlöser von denen sagt, die die Kinder ‚daran hindern‘ (vgl. Lk 18,16), zu Ihm zu kommen, und von denen, die ihnen ‚Ärgernisse bereiten‘ (vgl. Mt 18,6).“ (Enzyklika, Abschnitt 8)

Das Mysterium von Weihnachten fasst das Kontakion des Festes in dem Wort zusammen: „Denn für uns ward geboren als kleines Kind der Gott vor den Zeiten.“ Das Wort Gottes als Kind und das Kind als Gott zeigt sich den Menschen „reinen Herzens“ und mit der Einfachheit eines Kindes. Die Kinder verstehen Wahrheiten, welche „die Weisen und Verständigen“ nicht begreifen können. „Nur aus Kindern erschafft man ein Jerusalem“, bemerkt der Dichter Elytis in seinem Werk „Aus der Nähe“.

Brüder und Kinder im Herrn,

wir ermahnen Euch alle, das Wesen und die Heiligkeit der Kindheit zur respektieren. Angesichts der weltweiten Flüchtlingskrise, die vor allem die Rechte der Kinder verletzt, angesichts der nicht hinzunehmenden Kindersterblichkeit, des Hungers, der Kinderarbeit, der körperlichen Misshandlungen und der seelischen Gewalt, aber auch wegen der Gefährdung der kindlichen Seele durch den Einfluss elektronischer Kommunikationsmedien und den Konsumterror rufen wir das Jahr 2017 zum Jahr des Schutzes der Heiligkeit der Kindheit aus und fordern alle auf, die Rechte und die Integrität der Kinder anzuerkennen und zu respektieren.

Wie die Kirche Christi es in einem anderen bedeutenden Text des Heiligen Großen Konzils ausdrückt, zielt sie mit ihrer Verkündigung „nicht primär darauf, diese zu richten oder zu verurteilen (vgl. Joh 3,17 und 12,47), sondern um ihr das Evangelium vom Reich Gottes als Leitfaden darzubieten, sowie die Hoffnung und die Zusicherung, dass das Böse in welcher Form auch immer, nicht das letzte Wort in der Geschichte hat und ihren Lauf nicht  bestimmen darf.“ (Der Auftrag der Orthodoxen Kirche..., Einleitung)

Wir verehren in Demut und Andacht unseren Erlöser, der uns aus der Höhe besucht hat, und besingen in göttlichen Hymnen die Größe der göttlichen Heilstaten für uns; wir beugen die Knie vor der das Kind in ihren Armen haltenden allheiligen Gottesgebärerin und rufen von dem stets wachenden Phanar aus allen Kindern der Kirche von Konstantinopel, seien sie fern oder nah, den Festgruß „Christus wird geboren, verherrlicht Ihn; Christus kommt vom Himmel, eilt Ihm entgegen!“ zu und senden allen unsere väterlichen Wünsche und unseren patriarchalen Segen.

„Stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist“ (vgl. 2 Tim 2,1) lasst uns alle in Einmütigkeit, in Glauben und ungeheuchelter Liebe den guten Kampf des neuen Lebens in der Kirche kämpfen und bewahren, was uns Christus aufgetragen hat, Er, der „alle Tage bis zu der Welt Ende“ (Mt 28,20) bei uns ist. 

Weihnachten 2016

+ Bartholomaios von Konstantinopel,
euer aller inständiger Fürbitter bei Gott

Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen 2017

Protokoll-Nr. 315

Bartholomaios,
durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischer Patriarch
allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen
von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser
***

Geliebte Brüder und Kinder im Herrn, dem Auferstandenen!

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Jo 16,33) Das sichert der Herr, der als einziger den Tod durch den Tod zertreten hat, den Menschen aller Zeiten zu. „Christus ist auferstanden!“ rufen auch wir von diesen heiligen Hallen des in der Welt erfahrenen Kreuzes und der Trauer allen, die nahe, und allen, die fern sind, zu. Und gleichzeitig ist dies auch ein Ort der Auferstehung; aus diesem Winkel der Welt – der Stadt Konstantins – geht die Botschaft aus: „Das Leben herrscht“ – weil jede Zerstörung und sogar der Tod selbst vernichtet ist.

Der Herr hat in seinem Erdenleben seine Jünger immer wieder auf die Trauer hingewiesen, die ihnen wegen seines Kreuzesopfers auf Golgota aber auch aufgrund ihres Wirkens und ihres Lebensweges in der Welt bevorstehe, – sowohl ihrer selbst als auch aller, die an Christus glauben würden. Er fügte allerdings bezeichnenderweise hinzu: „Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.“ (Jo 16,20)

Diese österliche und grenzenlose Freude erlebten zuerst die salbentragenden Frauen, als sie in aller Frühe zum Grab des Lebensspenders kamen und den kurzen Gruß des Herrn vernahmen: „Freuet Euch!“ (Mt 28,9) Diesen Auferstehungsgruß vernimmt auch die Mutterkirche von Konstantinopel und verkündet mit lauter Stimme: „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Lasst uns frohlocken und seiner uns freuen“ (Psalm 117,24 LXX). Der letzte Feind, der Tod, die Trauer, die Schwierigkeiten, das Verderben, die Trübsal und jede Versuchung wurden vom Herrn, dem siegreichen Menschensohn, besiegt und vernichtet.

Gleichwohl leben wir in einer Welt, in der uns durch die Massenmedien fortwährend unerfreuliche Nachrichten über terroristische Anschläge, Kriege an verschiedenen Orten, Naturkatastrophen, Probleme, die durch religiösen Fanatismus entstehen, Hunger, Flüchtlingselend, unheilbare Krankheiten, Armut, seelische Unterdrückung, Gefühle der Unsicherheit und andere damit in Zusammenhang stehende unerwünschten Situationen erreichen.

Angesichts solcher alltäglichen „Kreuze“, die wir Menschen mit „Murren“ auf uns nehmen, erinnert die heilige orthodoxe Kirche, unsere Mutter, uns daran, dass wir uns freuen dürfen, denn Christus, unser Herrscher, hat über alle gesiegt. Er bringt uns die Freude und erleuchtet alles.

Unsere Freude gründet in der Gewissheit des Sieges Christi. Wir haben die absolute Gewissheit, dass das wahre Gute dieser Sieger ist; denn Christus ist in die Welt gekommen, „und er zog aus ..., um zu siegen“ (Apk 6,2). Die Welt, in der wir ewig leben werden, ist Christus: das Licht, die Wahrheit, das Leben, die Freude, der Friede.

Die Mutterkirche, die heilige Große Kirche Christi, ist trotz ihres täglichen Kreuzes und ständiger Betrübnis ausschließlich der Freude zugewandt. Sie erfährt schon hier, in diesem Leben und ausgehend von diesem Leben das Reich Gottes. Von diesem heiligen Zentrum der Orthodoxie aus, aus dem Phanar des Glaubenszeugnisses, verkünden wir „in dieser lichtstrahlenden Nacht“, dass die Verheißung des Herrn „Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen“ (Jo 14,18) die Fortführung und das Ziel des Kreuzes und der Betrübnis ist, welches jeden Schmerz und jede Prüfung des Menschen aufhebt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt“. (Mt 28,20) Diese Botschaft sollten wir alle vernehmen; diese Botschaft soll der Mensch von heute hören, um sich selbst zurückzunehmen und Christus als seinen Weggefährten zu erkennen, ja, um ihn an seiner Seite zu sehen. Und er wird Ihn sehen, wenn er nur Sein Wort hört und in seinem Leben wahrmacht.

Diese Botschaft der Bezwingung des Todes durch das Leben, des Sieges des „heiteren Lichts“ der Osterkerze über die Finsternis der Konfusion, die Botschaft der Vertreibung der Bedrängnisse und Probleme durch das abendlose Licht der Auferstehung verkündet das Ökumenische Patriarchat der ganzen Welt. Es lädt alle Menschen ein, sie wahrzuhaben. Es ruft sie auf, mit Glauben und Hoffnung vor dem auferstandenen Christus, vor dem Mysterium des Lebens zu stehen und sich dem anzuvertrauen, der die Zügel der ganzen Schöpfung hält, dem auferstandenen Herrn, dem Herrn der Freude und des Frohmuts.

Brüder und Kinder im Herrn, Christus ist auferstanden! Die Gnade und das unermessliche Erbarmen unseres Herrn, der über das Leben herrscht und den Tod überwindet, seien mit Euch allen!

Phanar, Ostern 2017
+ Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

Lasset uns geziemend stehen, lasst uns stehen mit Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung!

Hirtenbrief zum Tag der Bewahrung der Schöpfung

Durch den Heiligen Geist wird die ganze Schöpfung erneuert, da sie zurückkehrt zum Anfang. (Stufengesänge im 1. Ton)

Gepriesen bist du, o Herr, Du allein erneuerst das Werk deiner Hände von Tag zu Tag. (Basilius d. Große)

Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst und im Herrn gesegnete Kinder,

der 1. September eines jeden Jahres wurde bekanntlich ursprünglich vom Ökumenischen Patriarchat – jüngst aber auch von der römisch-katholischen Kirche – dem Gebet um den Schutz der natürlichen Umwelt gewidmet. An diesem Tag bitten wir den Höchsten besonders darum, Seine Schöpfung mit Freude zu erfüllen, damit das Leben des Menschen in ihr angenehm und ertragreich sei. In dieses Gebet ist gewiss auch die Bitte eingeschlossen, der unvermeidliche Klimawandel der Natur möge innerhalb der Grenzen dessen bleiben, was dem Menschen sein Überleben und der Natur ihre Nachhaltigkeit gestattet.

Dennoch verhält sich die Menschheit – teilweise oder zur Gänze – auf eine Weise, die zu dieser Bitte im Widerspruch steht. Wir beuten die Natur in einem Maß aus, dass unvorhergesehene und unerwünschte Umweltveränderungen zwangsläufig werden – zum Nachteil für ihren normalen Lauf und für unser Leben. Doch insgesamt führen das Handeln einzelner Menschen ebenso wie weitergehende private und staatliche Anstrengungen zur Veränderung der natürlichen Umwelt mit dem Ziel, sie noch mehr auszubeuten, einzig und allein zur Zerstörung der Harmonie der „sehr guten“ Schöpfung Gottes.

Wir alle, die wir verstehen, dass die Gefahr des Klimawandels auf unserem Planeten auf Grund menschlicher Aktivitäten täglich zunimmt, erheben unsere Stimme, um mit Nachdruck darauf hinzuweisen, und bitten alle, gemeinsam zu überlegen, was wir tun können, „um zu verhindern, dass um der Bereicherung willen das Leben zugrunde geht“ (Deklaration der Vereinten Nationen).

Darum bemühen wir als Ökumenischer Patriarch uns seit vielen Jahren, die Gläubigen unserer Kirche und alle Menschen guten Willens über die großen Gefahren zu informieren, die der zunehmende Verbrauch bzw. Missbrauch der Ressourcen mit sich bringt, der einen gravierenden Klimawandel zur Folge hat und die Nachhaltigkeit der natürlichen Umwelt gefährdet.

Wir orthodoxe Christen haben von den Kirchenvätern gelernt, unsere Bedürfnisse weitestmöglich einzuschränken. Dem Ethos des Konsums stellen wir das Ethos der Enthaltsamkeit entgegen. Ein Ethos der Selbstbeschränkung auf das unumgänglich Notwendige. Das bedeutet nicht Entbehrung, sondern vernünftigeren Verbrauch und moralische Verurteilung der Verschwendung. „Haben wir nur Nahrung und Kleidung, so wollen wir uns daran genügen lassen“ (1 Tim 6,8), mahnt uns Christi Apostel. Christus selbst hat nach der Vermehrung der fünf Brote und der Speisung der 5000 – ohne Frauen und Kinder – den Befehl gegeben, das Übriggebliebene zu sammeln, „damit nichts verlorengehe“ (Jo 6,12). Unglücklicherweise haben die modernen Gesellschaften die Befolgung dieses Gebotes aufgegeben und sich der Verschwendung und dem maßlosen Konsum zur Befriedigung eines nichtigen Gefühls von Sättigung hingegeben. Dieses Verhalten kann jedoch so verändert werden, dass durch eine geeignete Lebensweise Mittel und Ressourcen geschont werden.

Brüder und Kinder in dem uns allen gemeinsamen Schöpfer, unserem Herrn,

wir Menschen zerstören die Schöpfung durch unsere Unersättlichkeit, unsere exklusive Bindung an die Erde und die irdischen Güter, die wir, wie der „törichte Reiche“ des Evangeliums, unablässig vermehren wollen. Wir vergessen den Heiligen Geist, in dem wir leben, uns bewegen und sind. Das bedeutet, dass die Auseinandersetzung mit der ökologischen Krise in einer gemeinsamen Anstrengung gelingen kann, aber stets im Heiligen Geist, durch dessen Gnade unsere menschlichen Unternehmungen gesegnet werden und die ganze Schöpfung erneuert wird und zu dem Anfang, an dem sie von Gott „sehr gut“ erschaffen war, zurückkehrt. Darum ist ja auch die Verantwortung des Mitschöpfers, des mit freier Selbstbestimmung ausgestatteten Menschen, bei der Bewältigung der ökologischen Krise so groß.

Die Erde ähnelt „einer riesigen Müllhalde“ (Papst Franziskus, Enzyklika 2015). Doch dieser Müll ist nicht nur materieller, sondern vor allem geistiger Natur. Dieser Müll geht seinem Wesen nach aus dem durch die Leidenschaft versklavten Denken des Menschen selbst hervor. Wir aber, die orthodoxen Christen mit unserem unerschütterlichen Glauben an den Schöpfer der ganzen Schöpfung, den All-Erhalter und Herrn, sind aufgerufen, auch beim Schutz der ganzen Schöpfung Evangelisten und Apostel zu sein, d.h. der gegenwärtigen, in Unordnung geratenen Welt mit neuer Kraft das Evangelium der Freude zu verkünden, die schlafende geistliche Natur des vielfältig und auf vielerlei Weise geprüften Menschen zu wecken und eine Botschaft der Hoffnung, des Friedens und der wahrhaften Freude, des Friedens und der Freude an Christus, zu verkünden.

Indem wir uns dazu bekennen und diese Wahrheit von den Stufen des Heiligen Apostolischen und Patriarchalen Ökumenischen Throns verkünden, ermahnen wir alle zu geistiger Wachheit, zur Abkehr von durch die Leidenschaft versklavtem Denken und eigennützigem Handeln, damit wir in Eintracht mit dem Nächsten und der von Gott „sehr gut“ erschaffenen Schöpfung leben können – und beten und bitten mit dem „die Natur aller Dinge erhellenden“ Basilius d. Gr.: „Gepriesen bist du, o Herr, Du allein erneuerst das Werk deiner Hände von Tag zu Tag. Gepriesen bist du, o Herr, denn du hast das Licht und die Finsternis geschaffen und beide voneinander geschieden! Gepriesen bist du, o Herr, denn Du wirkest und wandelst alles. Du vertreibst den Schatten des Todes und wendest den Tag zum Dunkel der Nacht! Gepriesen bist du, o Herr, Du hast den Menschen nach Deinem Bild und Gleichnis erschaffen, den Tag für die Werke des Lichts und die Nacht zur Erquickung der Natur des Menschen…!“

Das ist unsere Botschaft. Das ist unsere Überzeugung. Das ist unsere Mahnung an alle: Lasset uns geziemend stehen, lasst uns stehen mit Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung!

Die Gnade und das unermessliche Erbarmen unseres Herrn, des Schöpfers der ganzen – sichtbaren und der unsichtbaren – Schöpfung, seien mit euch allen und mit der ganzen Welt, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

1. September 2015

+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel,

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