Metropolit Arsenios würdigt Metropolit Germanos in der 3. Konferenz Karavangelia in Kastoria
Sonntag des Zöllners und des Pharisäers in der Kathedrale zur Heiligen Dreifaltigkeit in Wien
Patrozinium der Gemeinde in Linz und Erzbischöfliche Göttliche Liturgie zum Herrenfest der Darstellung des Herrn
Pastoralbesuch und Erzbischöfliche Liturgie in der Kirchengemeinde Mariä Verkündigung in Budapest
Erzbischöfliche Göttliche Liturgie in Keszthely und Segnung vom Plattensee
Trauer um Erzbischof Anastasios von Albanien

Geistliches Wochenende für junge Erwachsene

Herzliche Einladung zum Geistlichen Wochenende für junge Erwachsene mit S. Em. Metropolit Arsenios von Austria 

JugendzentrumDie Kirchengemeinde des Hl. Johannes Chrysostomos lädt herzlich zu einem geistlichen Wochenende für junge Erwachsene (18-35 Jahre) ein! Vom 2. Bis 4. Mai 2025 wird es in Oberleis (in der Nähe von Wien) einen geistlichen Vortrag, Workshops und Austausch zum Thema „Wege zur Heiligkeit", sowie gemeinsame Gebete, Gottesdienste und allerlei Aktivitäten geben. Weitere Informationen finden Sie hier.

Weihnachtsbotschaft Seiner Eminenz Metropolit Arsenios von Austria 2023

An den heiligen Klerus
und das fromme Kirchenvolk
der heiligen Metropolis von Austria und des Exarchats von Ungarn

 

Meine geliebten Kinder,
Mit aufrichtiger Freude und innerem Jubel richte ich auch in diesem Jahr an Euch die Botschaft, die durch die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte hindurch von unveränderter Bedeutung ist: „...es ist euch heute der Heiland erschienen, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“. Das ist die Verkündigung des Evangeliums, die frohe Botschaft von der großen Freude! Sie wurde den demütigen Hirten von Bethlehem und der ganzen Menschheit durch die Zeiten hindurch vom Engel verkündet: „...siehe, ich verkündige euch die große Freude, die allen Völkern widerfahren wird...“. Der Engel begann seine Rede mit einer wichtigen Aufforderung und Ermutigung an die unwissenden Hirten: „...fürchtet euch nicht“ (Lk 2,6 -11). Dieselbe Engelsrede hörte die Jungfrau Maria bei der Verkündigung der Menschwerdung des Sohnes und Wortes Gottes: „...fürchte dich nicht...denn du hast Gnade bei Gott gefunden...“ (Lk 1,30), und auch Josef wurde vom Engel ermutigt: „...fürchte dich nicht, Maria mit dir zu nehmen...“ (Mt 1,20).
Die Angst ist als Erbe des Ungehorsams der Vorfahren im Herzen jedes Menschen verankert und muss überwunden werden, um gesunde Beziehungen zu Gott und den Mitmenschen zu entwickeln. Das Gefühl der Angst und die Unsicherheit, die sie bei Jung und Alt hervorruft, werden in unserer Zeit immer verbreiteter. Die Ursachen sind vielfältig und schwer zu analysieren. Eine Reihe von persönlichen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen und anderen Problemen, die mit der Komplexität der menschlichen Beziehungen, mit der unvorhersehbaren und raschen Entwicklung der Technik, mit Kriegen, Katastrophen und Veränderungen in der Natur zusammenhängen, erschrecken und bedrücken das Gemüt, verdunkeln den Blick auf die göttliche Größe des Schöpfers und zerstören die Hoffnung auf zukünftige Besserung und Wiederherstellung. Mit der Geburt Christi aber verkündet der Engel das Ende der Furcht. „Euch ist heute der Heiland erschienen, welcher ist Christus, der Herr".
Die Menschwerdung des Wortes Gottes aus der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist ist ein historisches und unbestreitbares Ereignis, das jedes Jahr von der ganzen Welt gefeiert und von den Gläubigen als heilsame Gegenwartserfahrung erlebt wird. Das Dunkel der Unwissenheit gehört der Vergangenheit an, und für die Zukunft wird das anfanglose und ewige Reich des einzig wahren dreifaltigen Gottes "eingeweiht", also neu zugänglich gemacht. Heute preisen die "im Namen der Göttlichkeit unseres fleischgewordenen Gottes" Eingeschriebenen die gläubigen Christen zusammen mit der "Schar der himmlischen Heerscharen" Gott und sagen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen".
Mit der Herrlichkeit Gottes des Vaters, so schreibt Johannes von Damaskus, steigt der eingeborene Sohn, das Wort Gottes und Gott, der im Schoß des Vaters ist, der eins ist mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist, " aus den himmlischen Orten hinab". Ohne an sich selbst Anstoß zu nehmen, erniedrigt er seine uneingeschränkte Majestät. Der göttliche "Abstieg" beweist seine ungewöhnliche und unbegreifliche Herablassung zu seinen Geschöpfen. Gott, der vollkommen ist, wird vollkommener Mensch, und es ereignet sich „das Neueste, das einzig Neue unter der Sonne“, in dem sich die unendliche Macht Gottes offenbart. Gibt es etwas Größeres als die Menschwerdung Gottes? fragt der Heilige Vater.
Und doch findet die leibliche Geburt des Gottmenschen, die von unüberbietbarer Bedeutung ist, unter Bedingungen statt, in denen jegliche Größe fehlt, in denen Dienstleistungen verweigert werden, in denen Lösungen „von innen heraus“ gesucht werden, in extremer Armut! Wie viel Angst und Entsetzen würden wir empfinden, wenn uns etwas Ähnliches widerfahren würde?
Aber der Apostel Paulus versichert uns, dass wir im Fehlen jedweder Größe die Gnade unseres Herrn Jesus Christus erkennen: „Er war reich und wurde arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2 Kor 8,9). Gottes „Entleerung“ zieht sich von der Geburt, dem Anlegen der Windeln und dem Schlafen in der Krippe bis zum Opfer am Kreuz und durch die Auferstehung schenkt Er uns die Unsterblichkeit und den Zugang zu den göttlichen Reichtümern des ewigen Reiches. Jeder Mensch kann sich frei entscheiden, sich an den wahren Gott zu halten und auf den einzigen „Herrn“ zu hoffen, um erlöst zu werden.
Unser Schöpfer hat uns geliebt und seinen Sohn gesandt „um unsere Sünden zu sühnen“, sagt der Apostel und Evangelist Johannes. Jesus Christus erlöst uns von unserer Schuld, vertreibt unsere Ängste und beschenkt uns reichlich mit seinen irdischen und himmlischen Gütern. Der Theologe zeigt auf, dass auch wir einander lieben müssen, damit der unsichtbare Gott in uns bleibt, damit unsere Herzen zur Krippe der vollkommenen Liebe werden. Der wahre Gott ist nämlich die Liebe, und „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“ (1 Joh 16).
Ich wünsche Euch von Herzen, dass Ihr ein gesegnetes Weihnachtsfest feiert und mit der Freude der Hirten und der drei Könige, mit der Hoffnung auf den überreichen Geber des unvergänglichen Reichtums, mit der gelebten Liebe zu Gott und den Mitmenschen in das neue Heilsjahr 2024 hinübergeht.

Mit väterlicher Liebe und herzlichen Wünschen

Euer Bischof
† Metropolit Arsenios von Austria

Osterbotschaft S. Em. des Metropoliten Arsenios 2023

Dem Klerus und allen Gläubigen der heiligen Metropolis von Austria und des Exarchates von Ungarn

OSTERN, 2023

Liebe Brüder und Schwestern, meine geliebten Kinder im Herrn!

Wieder einmal ist durch die Gnade des heiligen Dreieinigen Gottes die Fülle der Zeit gekommen, um mit heiliger Freude und Jubel die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus erleben zu können, der für das Heil des Menschengeschlechts Fleisch geworden, gestorben und begraben worden ist. Wir, die „Nahen“, die in Seinem Namen Getauften, die Christen, die Glieder Seines Leibes, die Kinder Seiner Kirche und die übrigen „Fernen“ in der ganzen Menschheit haben wieder einmal die Gelegenheit, trotz der widrigen und irreführenden Umstände des Alltags, das Leiden und die Auferstehung des Gottesmenschen als Ereignisse zu erkennen, die die Gegenwart und die Zukunft des Universums bestimmen.

„... denn meine Adamsnatur blieb Dir nicht verborgen, und durch Dein Begräbnis machst Du mich, der zugrunde gegangen ist, neu, o Menschenliebender“, singt der Hymnograph im Kanon des Großen Samstags. Der Schöpfer hat in der Person seines Sohnes die Menschen, die Nachkommen Adams, mit sich selbst versöhnt, ohne ihnen Fehler anzurechnen. Er, der keine Sünde kannte, wurde am Kreuz um der Menschen willen „Sünde“, um die „Versöhnung“ des Geschöpfes mit seinem Schöpfer zu ermöglichen. Einer ist für alle gestorben, „damit die Lebenden nicht mehr für sich selbst leben, sondern für Den, der für sie gestorben und auferstanden ist“, schreibt der Apostel Paulus. „Das Alte ist vergangen, und siehe, es ist alles neu geworden“. Deshalb ist jeder, der zu Christus gehört, eine neue Schöpfung.

Den Aposteln und ihren Nachfolgern, allen uns Christen, hat Gott den „Dienst der Versöhnung“ der Menschen mit Gott anvertraut (2. Kor 5 14-21), welcher eine Aufgabe ist, die unsere gottesleugnende Zeit besonders braucht. Die Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn lässt uns erkennen, dass nicht alles so ist, wie es scheint, sondern, dass alles neu sein kann, erneuert, geheiligt und wahr. Wir sind neue Menschen! Durch seine Auferstehung hat der Herr uns das Leben geschenkt. Wir haben keine Angst vor dem Tod, denn dieser schreckliche Moment unserer Existenz ist zu einem „Pessach“ geworden, zu einem Auszug in einen anderen Lebenszustand.

Unsere Vereinigung mit Christus ist eine ununterbrochene Teilnahme am Paschafest, am Übergang vom Zeitgeschehen und von der Vergänglichkeit zur Ewigkeit und Unvergänglichkeit. Die Liebe Gottes entfremdet uns nicht, sondern verbindet uns mit unseren Mitmenschen. Sie führt uns zur Liebesgabe unserem Nächsten und der ganzen Schöpfung gegenüber. Indem wir die Auferstehungskerze in unserem Geist und in unserem Herzen brennen lassen, erhellen wir mit dem Licht der Erkenntnis und der Wahrheit den Weg unseres Lebens und die Schritte der Menschen um uns herum, nicht nur in Richtung der Versöhnung, sondern auch zur Vereinigung mit Christus, der Quelle des Lebens, „durch den alles geschaffen wurde“.

Als gottesfürchtige und intelligente Menschen erkennen wir die „Schöpfungen“ und ihre Folgen in allen Bereichen der hoch entwickelten materiellen Zivilisation und nutzen sie zum Guten. Wir beten jedoch nur den „Schöpfer“ an, durch die Teilnahme an den heiligenden Handlungen seiner Kirche und besonders durch den Empfang des göttlichen und allerheiligsten Sakramentes, des Leibes und Blutes Jesu Christi, der gestorben und von den Toten auferstanden ist.

„Schmeckt und seht, dass der Herr gut ist“ (Ps 33,9), hat David prophetisch gesungen.

Den Dienst der Göttlichen Liturgie offenbarte der menschenliebende Gott durch seinen Sohn vor der Passion. Er hat uns aufgerufen, mit reiner Seele und reinem Leib den Weg zum Golgotha, den der Heilige Altar repräsentiert, zu gehen, um die wiederholte Opferung und die fortwährende Auferstehung unseres Erlösers zu leben und damit wir alle in Brüderlichkeit, mit den Heiligen und der Gottesmutter, verkünden: „Christus ist wahrhaftig auferstanden!“

Ich bitte Euch auch inständig: Beten wir alle gemeinsam für den Frieden in der Welt, und das Ende des Krieges in der Ukraine auf dass unsere Schwestern und Brüder wieder in Frieden leben können.

Mit diesen demütigen Gedanken wünsche ich Euch als Euer Bischof von Herzen ein frohes Osterfest und eine gesegnete Auferstehungszeit. Mögt Ihr beständig voranschreiten auf dem Weg, der vom Licht unseres auferstandenen Herrn erleuchtet wird. Mögt Ihr stets die unauslöschliche Freude der Auferstehung und Seinen Frieden in Eurem Herzen tragen!

Brüder und Schwestern: Christus ist auferstanden!

Mit väterlicher Liebe und österlichen Wünschen,

Euer Bischof
† Metropolit Arsenios von Austria

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Vortrag S. Em. Metropolit Arsenios von Austria

am 30.09.2023 am 10. Panorthodoxen Jugendtreffen in Wien

Mitt großer Freude nehme ich am 10. Panorthodoxen Jugendtreffen teil: Ihr seid die Blüte, die Hoffnung und der von Gott auserwählte Teil der orthodoxen Diaspora, die über die ganze Welt verstreut ist.

Das zehnjährige Jubiläum unseres Jugendtreffens ist sehr wichtig: Es zeigt die Dynamik dieser Treffen. Εs ist ein konkretes Zeichen dafür, dass die Jugendtreffen von Euch angenommen werden; wie wichtig sie für Euch alle sind, die ihr Euch mit so viel Herzblut dafür einsetzt und an den Jugendtreffen teilnehmt, diskutiert, nachdenkt und reflektiert. Auf den panorthodoxen Jugendtreffen sucht ihr nach Wahrheiten und Erfahrungen des Lebens, des christlichen Lebens, die Eurem Weg durch die Welt eine Perspektive und einen Sinn geben.

Wenn ich vor Euch stehe und Euch von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe – denn das ist es, was das Christentum ist: eine Begegnung, eine Beziehung und eine Einheit von Personen – wenn ich also in eure Augen schaue, dann bin ich bewegt von der Jugendlichkeit, und der Frische, die ihr ausstrahlt, und ich bin beeindruckt von der Dynamik und der Entschlossenheit, die ich in Euren Augen bemerke.

Ich weiß genau, dass diese Dynamik und diese Entschlossenheit Euch antreiben, das Schönste und Beste in Eurem Leben anzustreben und sogar die ganze Welt zu verändern.

Heute will ich Euch nur eines mitgeben: Bewahrt Euch diese Dynamik und Entschlossenheit für Euer ganzes Leben, doch nicht für sich allein. Taucht sie ein, vermischt sie mit geeignetem Material und mit einer besonderen Zutat, die die ganze Mischung verändern wird und die Euer Leben sowie das Leben Eurer Mitmenschen wirklich schön, lebenswert und köstlich machen.

Was ist dieses Material und diese besondere Zutat? Sie ist nichts anderes als die Liebe, natürlich die gottgemäße Liebe. Gut und schön, werdet ihr jetzt sagen – viele Arten von Liebe gibt es denn? Gibt es nicht nur eine Liebe? Gibt es eine gottgemäße und eine andere Liebe?

Tatsächlich gibt es nur eine Liebe, die wahre, echte und authentische Liebe. Es handelt sich dabei nicht um eine unpersönliche oder theoretische Liebe, um ein Gefühl, ein Symbol oder einen Vertrag. Es ist eine persönliche Liebe, eine Liebe, die sich an Personen richtet, nämlich an die Person Gottes und die Personen unserer Mitmenschen, an unsere Schwestern und Brüder. Zugleich ist es auch eine Liebe, die eine Person hat, die Person Gottes, denn „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,7).

Es ist die Liebe, wie sie uns Jesus gelehrt hat, der zu uns herabgestiegen ist, „geboren aus einer Frau“ (Gal 4,4), der die „Gestalt eines Sklaven“ angenommen hat (Phil 2,7). Diese Liebe hat eine doppelte Richtung: sie ist die Liebe zu Gott und zu den Menschen. Ihr kennt das Gebot Gottes aus dem Alten Testament: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22,37–39) An diesem Gebot Gottes, das auch Christus selbst wiederholt hat, wird deutlich, dass die Liebe nicht nur ein bloßes Gefühl ist, sondern mit allen Kräften der Seele ausgedrückt wird, d. h. im Denken, im Fühlen und im Wollen. Die Seele des Menschen, so der heilige Athanasius, „liebt mit ihrem denkenden Teil Gott, mit ihrem fühlenden Teil wütet sie gegen das Böse und mit ihrem wollenden Teil begehrt sie die ewigen Güter“ (PG 28, S. 533 ff.). Die Liebe besteht nicht nur aus leeren Worten, sondern aus dem ganzen Leben, sie ist die Hingabe von uns selbst an Gott und an unsere Schwestern und Brüder, an unseren Nächsten.

Jesus Christus hat uns diese Liebe aber nicht nur mit Worten gelehrt, sondern als echter Lehrer, der Er gewesen ist, hat Er sie vor allem mit Seinem eigenen Beispiel vorgelebt, in Seinem irdischen Leben. Er hat sie uns gelehrt, indem er aus Seinem freien und heiligen Willen für uns alle das Kreuz auf Sich genommen hat, um uns den Weg für ein Leben im Paradies zu öffnen. Dieses Leben beginnt bereits hier auf Erden mit einem „kleinen Paradies“ – mit der gleichen Liebe, wie Er sie uns selbst vorlebte.

Auf dem Kreuz hat Er uns die grenzenlose Liebe gezeigt, nicht eine übermäßig gefühlsbetonte Liebe. Auf dem Kreuz wurde die Liebe als Person sichtbar und diese Liebe heißt der Gekreuzigte, sie heißt Jesus Christus. Auf dem Kreuz zeigt sich also die vollkommene Liebe, die vollkommene Entäußerung, die vollkommene Demut – auf dem Kreuz offenbart sich, wer der wahre Gott ist, der niemanden zu etwas zwingt. Auf dem Kreuz lädt Er uns dazu ein, Ihm zu nachzufolgen, doch nur, wenn wir das aus freien Stücken möchten.

Die wahre Liebe ist Frucht der Freiheit von Leidenschaften. Wenn wir uns von Leidenschaften beherrschen lassen, beherrschen diese auch die Liebe. Zum Beispiel weisen Ehrgeiz, Sinneslust und Geiz zwar einige Elemente der Liebe auf, doch sind diese letztlich auch verbunden mit leerem Ruhm, mit Lust und Geld. In diesen Fällen kann man Gott und den Mitmenschen nicht vollkommen lieben, denn sie sind mit Leidenschaften verbunden, denn letztlich liebt man sich selbst, was man als Egoismus bezeichnet.

Damit wahre Liebe existieren kann, muss der Mensch zuvor geheilt werden. Im Wesentlichen ist diese Heilung eine Umwandlung der eigennützigen Liebe in eine uneigennützige Liebe. Dort, wo die Liebe eigennützig ist, dort herrscht Krankheit. Doch wo die Liebe uneigennützig ist, dort gibt es geistige Gesundheit.

Der Apostel Paulus weiß allerdings, dass auch der geistig erkrankte Mensch lieben kann und spricht daher davon, dass die Liebe ungeheuchelt sein muss. Denn die heuchlerische Liebe und die nicht geheuchelte Liebe sind zwei verschiedene Dinge. Die heuchlerische Liebe ist voller Lügen und Theatralik, sie ist äußerlich und überheblich, sie hat ein falsches Lächeln, sie ist geprägt von äußerlichen Ausdrücken und verbreitet üblicherweise Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die ungeheuchelte Liebe dagegen ist wahr, sie ist vollkommen und strahlt Freude, Friede und Hoffnung aus.

Die Erfahrung zeigt, dass es in unserer Gesellschaft viel zu viel falsche, heuchlerische Liebe gibt. Keine andere Tugend ist so sehr missbraucht worden wie die Liebe. Schauspieler können die Haltungen und Charaktere anderer Menschen eindrucksvoll nachahmen. Doch was in diesem Fall im Theater oder Kino eine Gabe ist, ist ein großes Unglück, wenn es sich um die geheuchelte Liebe handelt. Wie schrecklich ist es, Menschen zu begegnen, die einfühlsame Liebe oder heuchlerische Liebe an den Tag legen! Und wie wunderbar ist es, Freunde zu haben, die sich durch ihre Aufrichtigkeit und ungeheuchelte Liebe auszeichnen!

Der heilige Isaak von Syrien schreibt, dass Abba Agathon einen Aussätzigen finden und dessen kranken Körper mit seinem eigenen gesunden Körper austauschen wollte. Und er sagt, dass dies die vollkommene Liebe ist. Er selbst schreibt, dass die wahre Liebe nach Gott süßer ist als das Leben.

Das also ist die eine und authentische Liebe. Es ist die gekreuzigte Liebe, wie sie uns unser Herr auf dem Kreuz geoffenbart hat; sie ist eine opferbereite Liebe, wie sie uns Christus mit seinem Opfer aufgezeigt hat; sie ist eine gebende und keine nehmende Liebe, die sich hingibt, ohne dafür Lohn oder Gegenleistungen zu erwarten; sie ist eine persönliche Liebe, denn im Christentum hat alles mit Personen zu tun, mit Beziehungen zwischen Personen, zwischen vernunftbegabten und selbstständigen Menschen.

Die Liebe ist auch unparteiisch, denn „es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3,28). Diese Liebe kennt keine nationalen, ethnischen, kulturellen, sozialen oder andere Unterscheidungen und Stereotypen; sie ist eine Liebe der Taten und nicht der Worte, sie besteht nicht aus trockenen Worten und ist keine „Wissenschaft der Liebe“. Der Apostel Jakobus hält in seinem Brief fest: Wenn ihr arme und bedürftige Menschen seht, denen das Lebensnotwendigste fehlt, dann sagt nicht zu ihnen „Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!“ (Jak 2,16), sondern gebt ihnen das, was sie brauchen: Gebt ihnen zu essen, damit sie ihren Hunger stillen, und gebt ihnen eine Matratze, um ihre kalten Körper zu wärmen. Das ist Liebe.

Die Liebe ist nicht einfach gleichzusetzen mit den Freuden, den schönen Momente, den Festessen, Banketten oder Feierlichkeiten, mit den manchmal falschen Umarmungen und der vorgetäuschten oder oberflächlichen Sorge um den Nächsten. Im Gegenteil ist die Liebe die Sorge des Herzens, sie ist der Schmerz um des Schmerzes des anderen willen, die Tränen um seiner Tränen willen, um den Schweiß, die Mühe, und die Mühsal zu lindern, um die Lasten des Bruders zu erleichtern, ihm die Hand zu reichen und ihn aufrecht zu halten auf den schwierigen Pfaden seines irdischen Weges.

Die eine und echte Liebe ist außerdem eine langmütige Liebe, sie hat ihren Ursprung im Übermaß des Herzens, eines großzügigen und hochherzigen Herzens, das jeden aufnehmen kann, auch diejenigen, die uns nicht mögen oder lieben, so wie unser Erlöser mit seiner langmütigen Liebe Judas in den Kreis seiner zwölf Jünger aufnahm und ihn nicht fortschickte, sondern ihm sogar die Verwaltung der gemeinsamen Kasse der Gruppe anvertraute, obwohl Judas des Öfteren Beträge daraus abzweigte. Aber der Herr hat bis zum Schluss nicht aufgehört, ihm Gelegenheit zur Umkehr zu geben, obwohl er als allwissender Gott seinen Verrat und dessen tragischen Ausgang bereits voraussah.

Das ist also die einzige und wahre Liebe, die gottgemäße Liebe. Aber leider lieben in unseren Tagen viele Menschen, vielleicht die meisten Menschen, nicht mit dieser Art von Liebe, mit der Liebe unseres Christus. Sie reden von der Liebe, aber sie leben sie nicht, sie hören von der Liebe, aber sie kosten nicht von ihr. Sie glauben, ihren Nächsten zu lieben, aber am Ende lieben sie doch nur ihr eigenes Ich.

Sie gleichen nicht dem barmherzigen Samariter aus dem Evangelium, sondern sie ähnlich im Wesentlichen eher dem Priester und dem Leviten, die ihren halbtoten Bruder und Nächsten ignorieren und am Wegrand liegen lassen. Liebe ist für sie ohne wirkliche Taten, keine Hinwendung zu den Nächsten in einer persönlichen Begegnung der Unterstützung und einer Beziehung des Zusammenlebens mit ihm, sondern nur etwas Statisches, Unpersönliches und Abstraktes, letztlich etwas Lebloses und Abgestorbenes. Letztlich sind sich solche Menschen nur selbst die Nächsten.

Doch der Nächste ist in Wirklichkeit jeder, oder zumindest kann es jeder werden. Die Nächsten sind nicht nur die örtlich oder seelisch Nächsten oder die Verwandten; die Nächsten sind nicht nur die Eltern, die Geschwister, unsere Partner, Freunde, Mitbürger und Landsleute. Unser Nächster ist auch der, der es uns vielleicht schwer macht, der uns vielleicht nicht versteht, der anders ist als wir. Als Menschen sind wir uns alle die Nächsten, da wir alle als Söhne und Töchter Gottes des Vaters Geschwister sind und da wir als orthodoxe Christen durch die gemeinsame Taufe die gleiche Mutter haben, die Kirche.

Und da die Liebe nicht statisch in sich geschlossen, sondern Bewegung ist, ein Heraustreten und Überschreiten der Grenzen unseres eigenen Ichs, deshalb ist werden wir selbst zum Nächsten. Das ist aber natürlich nicht möglich, wenn wir in uns selbst verschlossen bleiben und darauf warten, dass die anderen zu uns kommen, sondern wir selbst müssen den anderen suchen und begegnen, wir selbst müssen unsere Schwester und unseren Bruder finden, besonders dann, wenn sie in Not sind und unsere Hilfe brauchen. Wer den nächsten liebt, gibt seine eigene Ruhe auf und macht sich auf den Weg, um zum Weggefährten, Partner, Bruder oder Schwester, Tröster oder Beschützer des anderen wird, besonders der Bedürftigen, der ungerecht Behandelten und der Armen.

Wie Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter gezeigt hat, lautet die richtige Frage nicht „Wer ist mein Nächster?“, sondern „Wem bin ich der Nächste?“. Das heißt, dass wir uns selbst prüfen müssen, ob wir das Gebot der Liebe zu den Menschen um uns herum auch wirklich erfüllen, anstatt uns auf äußere Kriterien zu konzentrieren, um zu entscheiden, ob wir ihnen helfen sollten.

Und letztendlich ist der Nächste kein Ort, der Nächste ist vielmehr ein Ziel, es ist die Art und Weise, wie man lebt und wie man die Liebe in seinem Leben und in seinem Alltag Gestalt annehmen lässt. Und wer den Nächsten so sehr liebt, der sieht ihn ihm seinen Bruder und spürt die Gegenwart seines Bruders auch in seiner Abwesenheit.

Wer seinen Nächsten liebt, der lässt kein Hindernis gelten, der kennt keine Grenzen, um seinem Mitmenschen zu begegnen, um seinen Schmerz anzuhören, seine Tränen zu trocknen, um ihm als Begleiter und Mitleidender in den Schwierigkeiten und Problemen, die ihn belasten und bedrängen, zur Seite zu stehen.

Und der erste und größte unter allen, die den Nächsten lieben, ist unser Heiland Jesus Christus selbst, „der aus der Jungfrau Maria geboren wurde“ und der uns so sehr geliebt hat, dass Er Mensch geworden ist und „wie ein Sklave und den Menschen gleich wurde“ (Phil 2,7). Christus hat zusätzlich zu unserer Sünde und unserem Versagen auch unsere verletzte menschliche Natur auf sich genommen und schenkte uns durch sein freiwilliges Opfer am Kreuz die Heilung und die Möglichkeit, das ewige Leben zu erlangen.

Ich wünsche mir von Herzen, dass ihr alle selbst in eurem Leben die echte, wahre und unverfälschte Liebe Gottes spürt und diese dann wiederum selbst großzügig weitergebt. Ich wünsche und dass wir alle darin voranschreiten und einander schließlich an unserem Ziel, in der Ewigkeit und im ewigen Reich Gottes, begegnen werden.

Möge Gott Euch alle behüten!

Stellungnahme S.Em. Metropolit Arsenios von Austria zum Tod S.H. Papst Benedikt XVI

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Mit großer Trauer und Anteilnahme habe ich die Entschlafung im Herrn von Papst emeritus Benedikt XVI. vernommen. Benedikt XVI. war nicht nur ein großer Papst, sondern auch ein Theologe von bleibender Bedeutung. Seine profunde wissenschaftliche Auseinandersetzung und Kenntnis der Väter der Kirche führten ihn zu einer besonders tiefen und ökumenischen Verbundenheit mit der Orthodoxen Kirche, die Zeit seines Lebens andauerte und zu mehreren bedeutenden Begegnungen führten, darunter auch mit Seiner Allheiligkeit Patriarch Bartholomaios.

Benedikt XVI. ist jetzt am Ende seiner irdischen Pilgerreise angekommen, auf die er sich seit vielen Jahren im Gebet und in der Stille vorbereitet hat. Sein Amtsverzicht vor fast 10 Jahren hat uns vor allem gezeigt, dass er ein Mann Gottes war, der sein ganzes Leben als Opfer und Hingabe an Gott verstanden hat. In seiner intensiven und aufrichtigen Vorbereitung auf seine Begegnung mit dem ewigen Richter bleibt er uns allen ein leuchtendes Vorbild. Möge der allmächtige und barmherzige Gott ihm die ewige Ruhe schenken!

Foto ©Nikos Magginas, Ökumenisches Patriarchat

Die Synodalität der Orthodoxen Kirche und ihr theologisches Fundament

Die Synodalität der Orthodoxen Kirche und ihr theologisches Fundament

Metropolit Arsenios von Austria, Exarch von Ungarn und Mitteleuropa

Einführung

Eminenz, Exzellenzen, hochgeschätzte und verehrte Brüder in Christus,

Ich möchte Ihnen danken für die freundliche Einladung, mit Ihnen in diesem kurzen Referat über das theologische Fundament der Synodalität der Kirche aus orthodoxer Sicht (aber nicht nur) nachzudenken. Es wird also weniger um die konkrete und gelebte Synodalität in der Orthodoxen Kirche gehen, die gerade heute großen Prüfungen ausgesetzt ist, und auch nicht um die im ökumenischen Dialog heikle Frage von Synodalität, Kollegialität und Primat,[1] sondern um einige meiner Ansicht nach wesentliche Eckpunkte, aus denen sich das synodale System der Alten Kirche entfaltet hat.

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Stellungnahme S. Em. des Metropoliten Arsenios von Austria zum Krieg in der Ukraine

Mit tiefer Betroffenheit und Sorge verfolge ich den Krieg in der Ukraine, der uns alle, die wir im zivilisierten Europa des 21. Jahrhunderts leben, unerwartet getroffen hat. Meine innigen Gebete und Hoffnungen sind bei allen Menschen im Kriegsgebiet und ganz besonders bei den unschuldigen Kindern, die in Angst um Leib und Leben fürchten. Jeder Krieg ist ein Angriff auf die Menschenrechte und Menschenwürde. Er wendet sich gegen den christlichen Glauben und die christliche Kultur und ist als Sünde ein schwerer Verstoß gegen das Evangelium und die Lehre des Herrn. Als Christen sind wir aufgerufen, in Frieden und Nächstenliebe zu leben. Daher verurteile ich den Angriff auf die Ukraine ausdrücklich und möchte dazu aufrufen, dass wir ohne Unterlass für alle Menschen beten. Möge Gott der Herr allen Opfern beistehen und der Ukraine und der Welt den Frieden schenken.

 

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt

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Metropolit Arsenios von Austria und Exarch von Ungarn

„Ich komme, tanzen will ich! Ich tanze, doch schlage nicht die Kithara oder den Bacchus-Stab, ich spiele nicht die Flöte oder Schalmeien, anstatt von Musikinstrumenten trage ich die Windeln Christi. Denn diese sind für mich Hoffnung, sind für mich Leben, sind für mich Erlösung, sind für mich Flöte und Kithara. Deshalb komme ich und trage sie, damit ich durch ihre Macht Kraft bekomme, mit den Engeln zu sprechen: Ehre sei Gott in der Höhe! Mit den Hirten und auf Erden Friede, bei den Menschen Sein Wohlgefallen!“[1]

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Die Heilige Eucharistie  als Erfahrung des Reiches Gottes auf Erden in der Orthodoxen Kirche

Vortrag Seiner Eminenz, Metropolit Arsenios von Austria und Exarch von Ungarn auf dem Theologischen Symposium (Esztergom, 3.–4. September 2021) in Vorbereitung auf den Eucharistischen Kongress in Budapest (5.–12. September 2021)

Einführung

„Gepriesen sei das Reich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Eminenzen, Exzellenzen, liebe Brüder und Schwestern, 

Mit diesen Worten beginnt jede Göttliche Liturgie, also jede Eucharistiefeier in der Orthodoxen Kirche. Von Anfang an wird mit großem Nachdruck deutlich gemacht, dass die Eucharistie nicht nur eine bloße Gedächtnisfeier oder eine Erinnerung an ein längst vergangenes Ereignis ist. Im Gegenteil, es wird vor allem eines in den Mittelpunkt gestellt: dass die Mitfeiernden an einer göttlichen Erfahrung im Hier und Jetzt teilnehmen. Das Reich Gottes ist der Inhalt des christlichen Glaubens, es bedeutet die Einheit mit Gott und das Leben in Ihm.[1] Wenn wir zu Beginn der Eucharistiefeier das himmlische Reich Gottes (βασιλεία τοῦ Θεοῦ) preisen, bekennen wir dieses als den höchsten Wert, als die Erfüllung unseres Verlangens, unserer Liebe und unserer Hoffnung. Wenn gleichzeitig zu diesem Ruf die Schöne Pforte in der Mitte der Ikonostase geöffnet wird, symbolisiert dies genau das: das Himmelreich steht offen, Gott lädt uns ein! Es bedeutet, dass uns schon jetzt, auf Erden, die Möglichkeit geschenkt wird, am himmlischen Reich Gottes teilzunehmen und in seine Wahrheit und Freude einzutreten. Es ist ein Hineingehen in eine neue Realität, in der das Himmlische zusammen mit dem Irdischen, die Vergangenheit zusammen mit Zukunft und Gegenwart im ewigen Jetzt Gottes verklärt werden. Es ist das Hineintreten in das trinitarische Reich, welches vor allem auch ein Reich der Liebe und Beziehung (κοινωνία, communio) ist. 

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Februar 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So

Gottesdienste


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