Patrozinium der Gemeinde in Linz und Erzbischöfliche Göttliche Liturgie zum Herrenfest der Darstellung des Herrn
Pastoralbesuch und Erzbischöfliche Liturgie in der Kirchengemeinde Mariä Verkündigung in Budapest
Erzbischöfliche Göttliche Liturgie in Keszthely und Segnung vom Plattensee
Trauer um Erzbischof Anastasios von Albanien

Geistliches Wochenende für junge Erwachsene

Herzliche Einladung zum Geistlichen Wochenende für junge Erwachsene mit S. Em. Metropolit Arsenios von Austria 

JugendzentrumDie Kirchengemeinde des Hl. Johannes Chrysostomos lädt herzlich zu einem geistlichen Wochenende für junge Erwachsene (18-35 Jahre) ein! Vom 2. Bis 4. Mai 2025 wird es in Oberleis (in der Nähe von Wien) einen geistlichen Vortrag, Workshops und Austausch zum Thema „Wege zur Heiligkeit", sowie gemeinsame Gebete, Gottesdienste und allerlei Aktivitäten geben. Weitere Informationen finden Sie hier.

Stellungnahme zum Sterben von bis zu 70 Menschen in einem Schlepperfahrzeug, das auf der burgenländischen A4 aufgefunden wurde

Jeden Tag sterben Menschen im größten Flüchtlingsdrama seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie sterben mittlerweile direkt vor unseren Augen. Mit einem in Österreich aufgefundenen Schleppercontainer, in denen Menschen auf der Flucht dutzendweise erstickt sein dürften, sind wir an einem Punkt angelangt, wo keiner von uns mehr wegschauen darf.

Der große österreichische Mahner Viktor Frankl hat den Begriff der „Kollektivverantwortung“ geprägt. Wir alle stehen als Österreicher und als Europäer in dieser gemeinsamen Verantwortung für eine Welt menschlicher Werte und menschlicher Würde. Mit jedem toten Flüchtling stirbt Tag für Tag ein Stück Würde dieses Europas, dessen Vereinigung als Absage an Krieg und Terror entstanden ist und das noch vor Jahren Anlass zu großer Hoffnung in einer sich globalisierenden Welt gab. 

Moralische Narkose Europas und seiner Entscheidungsträger 

Auf beschämende Weise offenbart die aktuelle Flüchtlingstragödie, dass die in den europäischen Gründungsverträgen beschworenen Werte in der gegenwärtigen Realverfassung unseres Kontinents nicht mehr zum Tragen kommen. Zum Vorschein kommt stattdessen mehr und mehr ein Europa im Zustand moralischer Narkose, dessen Bemühungen den Anliegen entfesselter Finanzmärkte mehr zu dienen scheinen als den Geboten der Nächstenliebe und humanistischer Vernunft. 

Es ist dasselbe Europa, das zu lange weggeschaut hat von den Entwicklungen, die sich nur wenige hunderte Kilometer von seinen Außengrenzen entfernt langsam aber unübersehbar aufgebaut haben, und das nun im Angesicht der humanitären Katstrophe ohne Plan ist und seine EU-Mitgliedstaaten mit ihren verschieden großen Flüchtlingsproblemen allein lässt. Es ist dasselbe Europa, das Waffenlieferungen aus europäischen Ländern nach Syrien ebenso wenig verhindert hat wie es imstande ist, die hunderttausenden Opfer der dadurch gestärkten Terrorstrukturen in ein durchdachtes solidarisches und einzelne Länder nicht überforderndes Aufnahmeprogramm auf EU-Boden zu überführen. Es ist dasselbe Europa, dessen gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik bislang nicht imstande war, in Krisenregionen zu investieren, um Menschen die Flucht aus ihrer Heimat überhaupt zu ersparen und den IS-Terror von Geld- und Waffenflüssen, vom Zugang zum Erdöl-Markt sowie von politischer Unterstützung abzuschneiden. 

Und: Es ist dasselbe Europa, das selbst in seinen scheinbar profansten Definitionen von Nicht-Diskriminierung und Toleranz aus christlich-humanistischen Quellen schöpft, das aber gleichzeitig keine nennenswerten Bemühungen für sich verbuchen darf, auf internationaler Ebene etwas zum Schutz verfolgter Christen in Nahost und Afrika getan zu haben. Wer glaubt, die Werte seiner Gesellschaft bloß zitieren zu können ohne sie beständig zu leben, zu schützen und zu verteidigen, gibt auf Dauer seine Fundamente preis. 

Das Fundament Europas 

Europa scheint zu vergessen, dass es selbst ein historisch vielfach erkämpftes Gesellschaftssystem ist, das auf dem Fundament ganz bestimmter Werte ruht. Geht das Wissen um diese unsere Werte und deren Bedeutung verloren, verlieren wir gleichzeitig das Fundament unserer freien, modernen, demokratischen europäischen Gesellschaft. Menschenrechte und Grundfreiheiten in ihrem Vollsinn sind im letzten nicht denkbar ohne die Wurzel christlicher Überzeugung vom unendlichen Wert der menschlichen Seele vor Gott. Dieses jahrhundertealte Fundament gibt einem Land wie Österreich heute das kulturelle Rüstzeug und die moralische Kraft, so viele Flüchtlinge bei uns aufzunehmen und ihnen in bitterster Not beizustehen. Dieses Fundament muss geschützt werden, auch, indem die europäischen Länder nicht durch eine verantwortlungslose, derzeit nicht existente EU-Flüchtlingspolitik aus ihren natürlichen kulturellen Gleichgewichten gebracht werden.

Zeit, aufzuwachen

Es ist an der Zeit, die politischen Verantwortungsträger unseres Landes und mit ihnen die politischen Verantwortungsträger der Europäischen Union in die allerstrengste moralische Pflicht zu nehmen. Es ist Zeit, aufzuwachen! Wegsehen und Gleichgültigkeit, wo das menschliche Gewissen einen Aufschrei befiehlt, waren immer Zeichen des heraufdämmernden Niedergangs von Kulturen und Zivilisationen und des langsamen Verlustes von Freiheit und Frieden in einer Gesellschaft. Europa und – mit ihm – wir alle stehen auf dem Prüfstand dieser herausfordernden Zeit. Wir: Das sind die EU-Mitgliedstaaten, die Regionen und Gemeinden, die Zivilgesellschaft, die Kirchen, jeder Einzelne von uns. Ich bete, dass der christlich-humanistische Funke noch nicht erloschen ist. Und dass er stark genug ist, um wieder entfacht zu werden zu einem Leuchtfeuer der Humanität. 

Den Opfern der Schlepper im Gebet verbunden,

Metropolit Arsenios von Austria“

Stellungnahme anlässlich des Volksbegehrens “Gegen Kirchenprivilegien”

Als mit Abstand größter Leistungsträger Österreichs sind die in Österreich ansässigen Kirchen und Religionsgemeinschaften von dem kommenden Volksbegehren betroffen, welches sich, dem Terminus der Akteure folgend, gegen so genannte “Kirchenprivilegien” richtet. Dieser Status,

der allen Kirchen und Religionsgemeinschaften eingeräumt wird, folgt einem verzerrten Bild und hauptsächlich, wie zahlreiche Experten mittlerweile festgestellt haben, falschen oder missinterpretierten Fakten. Das heutige Europa wird von zahlreichen Krisen mit verschiedensten Gesichtern heimgesucht, die sich in erster Linie nicht gegen eine wirtschaftliche Institution, sondern gegen die Botschaft Christi und seiner Menschenliebe richten.

In diesem Sinne ist dieses Volksbegehren keine Initiative mit dem Anliegen einer Gleichberechtigung verschiedener Institutionen, sondern eine Bewegung, die sich gegen das menschennahe Wirken stellt, das tatkräftig vom Geiste Christi getragen ist. Dass Jesus Christus für alle Menschen in diese Welt kam, ist eine Realität, die tatsächlich ihren Ausdruck im karitativen Werk der verschiedensten christlichen Kirchen allerorts findet. Es ist eine Botschaft, wie Christus seinen Aposteln die Füße wusch, und darüber hinaus, der innere, dem Menschen angeborene Wunsch, die Not des Nächsten gelindert zu sehen. Das Praktizieren der Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, das seitens dieser Initiative angegriffen und beschnitten wird. Das Christentum ist eine Religion des Friedens und der Liebe, es kämpft seit jeher für eine Welt der Gerechtigkeit und dient allen Menschen, unabhängig ihrer Religion, Herkunft oder Abstammung. Christus hat uns Seine Liebe gezeigt und gegeben, die wir erhalten müssen im Dienst an unserem Nächsten, der ein Bild, eine Ikone, des Herren ist.

Wie oben bereits erwähnt, haben zahlreiche auch kirchenunabhängige Experten bereits festgestellt, dass der häufig verwendete Terminus der “Privilegien” falsch ist, geht es doch darum, durch steuerliche und gesellschaftliche Erleichterung für Kirchen und anerkannte Religionsgemeinschaften diesen ihre sozialen und karitativen Tätigkeiten zu erleichtern. Zugleich soll damit auch der Bedeutung des immensen Kulturträgers des eigenen Landes Rechnung getragen werden. Der Staat und die Gesellschaft können nur verlieren, wenn es dieser Initiative gelingen sollte, ihre Forderungen durchzusetzen. Es müssten alle Bürger und Bürgerinnen dieses Landes die Folgen tragen.

International betrachtet ist die Tätigkeit der verschiedenen Kirchen eine willkommene Hilfe für zahlreiche Menschen, die sich am Rande ihrer Existenz befinden, in einem von einer Krise schweren Ausmaßes betroffenen Land. Die verschiedenen Staaten alleine könnten nie diese notwendigen Kapazitäten aufbringen. Die Initiative ignoriert dieses Faktum schlichtweg. An zahlreichen Stellen wurde bereits festgestellt und dargestellt, in welchem Ausmaß sich ehrenamtlich tätige Menschen aus Gründen des Glaubens engagieren und wie viele Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen für notleidende Menschen seitens der Kirchen betrieben und erhalten werden.

Die Orthodoxe Kirche versucht, in ihrer Armut, im Geiste des Evangeliums, dem kleinsten Bruder beizustehen. Das ist der Auftrag der Kirche, in den orthodox geprägten Ländern, wie auch in der Diaspora, der entsprechend den Mitteln der Kirche umgesetzt wird. Sie versucht nach Möglichkeit, allen Menschen, denen es an Perspektiven und Aussichten mangelt, zu helfen und ihre Not zu lindern.

Papst-Rücktritt: Metropolit Arsenios würdigt mutige Entscheidung

Mit dem außergewöhnlichen Rücktritt von Papst Benedikt XVI. verlässt einer der bedeutendsten römisch-katholischen Theologen des ausgehenden 20. bzw. beginnenden 21. Jahrhunderts den Stuhl Petri in Rom. Das Wirken Benedikts XVI. war nicht nur in den letzten Jahren, sondern bereits seit den Anfängen seiner akademischen Ausbildung auf dem Leben und Werk der Kirchenväter basiert. Als wahrer Theologe und Akademiker gestaltet er die Geschicke der römisch-katholischen Schwesterkirche seit Jahrzehnten wesentlich mit und bringt seit Beginn seiner Amtszeit im Jahre 2005 sein fundiertes Wissen und seine Umsicht in den Ökumenischen Dialog ein, den er seit seinen Anfängen begleitete und entschieden mitgestaltete.

Er agiert stets in zweifacher Weise als Mensch des Denkens und als Mensch der Praxis. Dieser Herangehensweise entspringen seine sehr guten Kontakte zur Orthodoxie, welche seine Rolle als weltoffenes Kirchenoberhaupt einer Schwesterkirche stets zu schätzen weiß. Benedikt XVI. steht in ausgezeichneten Verhältnissen zu Seiner Allheiligkeit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel, wovon der denkwürdige Besuch des Papstes im Phanar im November 2006 zeugt, als eine gemeinsame Erklärung auf der Basis dieser brüderlichen Begegnung unterzeichnet wurde. An der zentralen Wirkungsstätte des Heiligen Apostels Andreas führte diese gemeinsame Erklärung zu einem Brückenschlag zur Weltorthodoxie.

Die mutige Entscheidung Benedikts XVI. ist ein klares Bekenntnis zu Christus, welche stets das Zentrum des zurücktretenden Papstes bleibt. In diesem Sinne sind dem Rücktritt Papst Benedikts XVI. Respekt zu zollen und Verständnis entgegenzubringen, auch wenn dadurch der Ökumenische Dialog einen seiner engagiertesten Befürworter verliert. Nichtsdestoweniger besteht die Hoffnung, dass Benedikt XVI. alle Christen auch in Zukunft in seinen Gebeten mittragen wird und als ihr Fürsprecher bei Gott weiter wirken wird.

Ostern 2015: Das wichtigste Ereignis der Menschheitsgeschichte

Osterbotschaft S.E. des Metropoliten Arsenios von Austria

Exarch von Ungarn und Mitteleuropa

Liebe Brüder und Schwestern, meine lieben Kinder im Herrn!

Wieder feiern wir die welterlösende Auferstehung unseres Herrn, unseres Gottes und Erlösers Jesus Christus von den Toten. Das wichtigste Ereignis der Menschheitsgeschichte, welches das Trauma der Sünde heilt, uns von dem Drama des Todes erlöst und uns den Weg hin zu Gott öffnet, indem Er uns hilft, unsere Bestimmung zu erfüllen und Teilhaber der Ewigkeit zu werden. Der allzeit wurde und wird, der Grund der Freunde, die persönliche Erhebung und Auferstehung, die Quelle der Erleuchtung, die Sicherheit und die Hoffnung im täglichen Kampfe des Lebens eines jeden Menschen.

„Pas’cha des Herren, Pas’cha“ feiern wir wieder als Kirche, nicht auf eine oberflächliche oder unbeteiligte Art, nicht als eine einfache Wiederholung eines jährlichen Festes, nicht als Fortsetzung einer Gewohnheit oder einer Sitte. Das Ostern der Kirche betont den auferstandenen Christus, der sich persönlich an uns alle richtet. Wir hören ihn, damit er uns zu unserem persönlichen Ostern einlädt, zu unserem persönlichen Ausweg aus der Sünde, aus der Bedrückung und Verzweiflung und zu unserem Eingang in sein Königreich, der ewigen Freude und Unvergänglichkeit, welche er uns allen reichlich schenkt. Damit wir erfahren, begreifen und erleben, dass letztendlich das Leben ohne Christus den Tod bedeutet, während das Leben mit Christus Auferstehung heisst, Freude und ewiges Ostern.

Unsere Kirche ruft uns auf, mit der Auferstehung Christi ein anderes Licht zu empfangen – das ewige Licht, das nicht nur die Kerzen der Auferstehung aufflackern lässt, sondern auch unsere Existenz erleuchtet und die Dunkelheit aus unserer Alltäglichkeit vertreibt, indem es unserem Leben eine ewige, himmlische und österliche Perspektive gibt.

Mit diesen Gedanken dieses Ostern bitte ich euch herzlich: Lasst uns unser Gebet vermehren für die auf der Welt verfolgten Mitmenschen und insbesondere für die Märtyrer des christlichen Glaubens in unserer Zeit, deren Blut den Baum der Kirche bewässert.

Ich umarme euch und wünsche Euch allen, dass Ihr Euer eigenes, persönliches Ostern erlebt und dass Ihr in Eurem unermüdlichen Leben die Freude der Auferstehung und den Segen habt!

Christus ist auferstanden! Fürchtet euch nicht, seid guten Mutes!

Mit väterlicher Liebe und österlichen Wünschen,

Euer Bischof

 

† Metropolit Arsenios von Austria

Gedanken zum Thema Blasphemie

In unserer freiheitlichen Gesellschaft ist die Auseinandersetzung und Kritik an Religionen durch das staatliche Gesetz geschützt. Man kann sogar sagen, es ist die Pflicht eines mündigen Bürgers, Systeme, seien sie politischer, gesellschaftlicher oder religiöser Natur, mit dem ihn zur Verfügung stehenden Werkzeugen zu hinterfragen und zu kritisieren. Das setzt aber stets eine vernünftige und konstruktive Auseinandersetzung voraus. Eine sachliche Kritik kann die Beziehung zwischen den Menschen und der Kirche, der Gesellschaft und der Politik nur stärken und auf eine solide Basis stellen. Wer die konstruktive Auseinandersetzung fürchtet, der bewegt sich in seiner Überzeugung auf dünnem Eis.

Die Blasphemie – betrachten wir die Herkunft des Wortes, dann kann man es ganz treffend mit „Rufschädigung“ übersetzen – ist aber in erster Linie keine sachliche Kritik, sondern nährt sich heutzutage von Populismus, fehlerhafter Information und mangelndem Respekt.

In jeder Religion auf dieser Welt gibt es eine Vorstellung des „Heiligsten“ oder „Allerheiligsten“. Diesem gegenüber hat der Staat eine Verpflichtung. Es ist nicht seine Aufgabe, institutionelle oder wissenschaftliche Kritik zu verbieten oder gar unter Strafe zu stellen, der Schutz konkreter Glaubensgrundsätze aber ist, sofern diese nicht im Widerspruch zur Verfassung und zum Grundgesetz stehen, geboten.

Aus christlicher Sicht – und ich denke hier nicht aus der Sicht eines aufgeklärten, humanistischen Europas – ist es die Pflicht des Staates, beleidigenden Zynismus und Satire nicht unter den Scheffel der „Meinungsfreiheit“ zu stellen und mit der sachlichen, wissenschaftlichen Religionskritik gleichzustellen. Damit tut er weder der Gesellschaft noch den Religionen, die sich dadurch betroffen fühlen, einen Gefallen.

Die heutige Gesellschaft hat in solchen Dingen leider die Gabe der Differenzierung verloren. Das sehen wir nicht nur im Bereich der Religion, auch Diskussionen über politische Themen, wie beispielsweise die ökonomische Krise Griechenlands, werden mit Emotionen jenseits der Grenzen von Objektivität und Sachlichkeit geführt. Kommuniziert und mitverursacht wird das natürlich unter anderem durch eine Medienlandschaft, die sich oftmals in erster Linie einer hohen Leserschaft und hohen Auflagen verpflichtet fühlt.

Wenn wir uns mit dem Thema näher beschäftigen, sehen wir sofort, dass Kritik nicht darin besteht, Glaubensinhalte zu diffamieren oder herabzusetzen. Wenn wir heute über die Immigration und all ihre Nebenerscheinungen sprechen, dann müssen wir uns auch in der Debatte über den Islam ins Bewusstsein rufen, dass eine tiefere Kenntnis über diese Religion viele Probleme des Zusammenlebens beheben könnte.

Das christliche Europa hat heute mit dem Christentum abgeschlossen. Es betrachtet es als ein Kind der Vergangenheit, dass man durch die Aufklärung überwunden hat und heute nur noch in den Köpfen einzelner Menschen existiert. Man reduziert die Geschichte des Christentums auf die Hexenverbrennung, die Inquisition und die Kreuzzüge – die Bedeutung des Christentums für die Entwicklung des Abendlandes wird auf die negativen Einflüsse eingeengt. Welche Bedeutung die Kirche tatsächlich für den Humanismus und die Aufklärung hatte, ist den meisten Menschen nicht bewusst.

Die Vorstellungen vom Menschen, seiner Beziehung zu Gott, zu sich selbst, zu seiner Schöpfung – der Wert und die Fülle der menschlichen Existenz – das sind Dinge, die in dieser Auseinandersetzung keine Beachtung finden.

Religionen werden generell als etwas „kritikwürdiges“ und keinesfalls „schützenswertes“ betrachtet. In einer Gesellschaft, welche die Religionen in ihrer Stellung so herabgewürdigt hat, ist es dem Staat oft auch kein Anliegen mehr, religiöse Vorstellungen oder Überzeugungen zu schützen. Das ist eine Entwicklung, die kritisch zu betrachten ist.

Die Menschen, die in einer Einheit wie einem Rechtsstaat leben, erwarten sich von diesem den Schutz ihrer Rechte, wie etwa der Schutz vor Gewalt oder Unrecht – es steht ihnen auch zu, vor Angriffen auf ihre Glaubensüberzeugungen sicher zu sein. Eine endgültige Grenze zu ziehen ist äußerst schwer. Das erkennt man unter anderem daran, dass das Staatskirchenrecht zu den diffizilsten Fachgebieten der Rechtswissenschaft und auch des Kirchenrechts gehört.

Das Christentum war immer eine Religion des Dialoges. Am sichtbarsten wird dies in der Person Jesu Christi selbst. Aber natürlich ist die Kirche ein Organismus, der auch in der Welt existiert, und sich im Rahmen dieser entfaltet hat. Den Dialog hat die Kirche aber nie abgelehnt.

Aus unserer orthodoxen Sicht ist die Blasphemie, als Gotteslästerung, natürlich etwas, das die Beziehung des Individuums zu seinem Herrn und Schöpfer schwer belastet. Wir Christen glauben an einen personalen Gott, der sich jedem Menschen offenbart, sobald dieser ehrlichen Herzens die Hand zu ihm ausstreckt – wir betrachten ihn als Vater, der uns schützt, der jeden Schritt unseres Lebens verfolgt und von uns die Kraft und Stärke erwartet, Initiativen für das Gute und das Richtige zu setzen. Die Frage, was das „Gute“ ist, ist für uns Christen einfach zu beantworten, wenn auch die praktische Umsetzung dieser Antwort oft schwierig sein kann. Sie entspringt dem berühmten Satz: „Gott ist Liebe“.

Aus dieser Liebe resultieren nicht nur die christliche Religiosität, sondern auch der respektvolle Umgang und die von Liebe getragene Beziehung des Christen zu seinen Mitmenschen. Sie besteht nicht nur in der goldenen Regel, dass ich das, von dem ich nicht möchte, dass es mir zugefügt wird, auch anderen nicht zufüge, sondern aus dieser Liebe schöpft sich das ganze wahrhafte Interesse des Individuums für seine Nächsten, für die, die um ihn sind.

Das betrachten wir nicht nur aus religiöser Überzeugung heraus als schützenswert, sondern wir sehen es als eine Bereicherung für jede Gesellschaft. Jesus Christus nannte seine Jünger das „Salz der Erde“ – mit der Aufgabe, diese Welt besser für Alle zu machen.

Weltgebetswoche „gemeinsames Schöpfen aus der Quelle"

Wir haben eben einen der wundervollsten Dialoge des Neuen Testamentes gehört, der mit der Bitte Christi an die Frau aus Samarien: “Gib mir zu trinken!” beginnt. Eine Bitte, die Christus ausspricht, um mit der Samariterin ins Gespräch zu kommen.

Als sie sich wundert, wie Christus als Jude eine Samariterin um Wasser bitten kann, antwortet Er der Frau: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben will, wird niemals wieder durstig werden;“ Die Samariterin hört ihm gut zu, wundert sich über das Gesagte und verlangt nach diesem lebendigen Wasser, von dem Christus spricht: „Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht herkommen muss, um zu schöpfen!“

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Stellungnahme KAICIID

Das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog hat sich zum Ziel gesetzt, für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden auf der Welt einzutreten sowie den Missbrauch von Religion anzuprangern.

Nach dem abscheulichen Attentat in Paris, das zu Recht weltweit verurteilt wurde, weil es ein Anschlag auf das Recht der Meinungsfreiheit war, besteht nun die Gefahr über zu reagieren oder vorschnell falsche und daher gefährliche Aussagen zu treffen und diese übereilt in die Tat umzusetzen. Im aktuellen Fall wäre dies, zu schnell die Schließung des Zentrums zu fordern und zu forcieren.

Ohne Zweifel hat das Zentrum unter den demokratischen und rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen der Republik Österreich zu arbeiten. Es handelt sich jedoch um ein Dialogzentrum. Dialog kommt aus dem Griechischen und ist mit δια του λόγου zu übersetzen. Durch das Wort begegne ich meinem Mitmenschen. Ich kommuniziere mit ihm, um ihn besser zu verstehen, seine Ängste und Nöte zu begreifen und ihm schließlich als Mensch die Hand zu reichen.

Ein wahrer Dialog findet nur statt, wenn die Partner alle zu Gehör kommen. Leicht ist es eine Tür zu schließen oder eine Brücke abzubrechen und somit einen Partner für den Dialog endgültig zu verlieren.

Gleichzeitig muss es auch im KAICIID möglich sein, sich kritisch mit den Sponsorländern zu den Themen Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit, aber auch zum Thema Gewalt zu äußern. In manchen Ländern dieser Welt sind diese Begriffe bis auf den heutigen Tag Fremdworte geblieben. Dort existiert zum Beispiel die Religionsfreiheit überhaupt nicht, sodass christliche Kirchen zerstört und Christinnen und Christen verfolgt werden. Solch ein Zustand ist kein Dialog, er ist ein Monolog der Gewalt gegen Unschuldige.

Hier steht das Zentrum in der Pflicht, wahrhaftig ein Tor zu den muslimischen Ländern zu sein und den Dialog nach Kräften zu ermöglichen.

Auf der anderen Seite wäre es aber verhängnisvoll, wollte man nun auf Grund der aktuellen Geschehnisse und der oben genannten kritischen Anfragen, es als Lösung ansehen, das Zentrum zu schließen. Wir sollten nicht denselben Fehler begehen, von Freiheiten zu sprechen, welchen aber oft die entsprechenden Taten fehlen.

Das Zentrum hat die historische Chance, dem Dialog zu dienen. Gerade in letzter Zeit hat sich das Zentrum stark gemacht, Hass, Vorurteile, Intoleranz und Gewalt in aller Welt zu bekämpfen. Das KAICIID kann in dieser akuten Situation eine Plattform zur Überwindung von Vorurteilen sein, eine Basis für einen konstruktiven Dialog der Religionen und Kulturen, ein Zentrum als Instrument der Vermittlung und der Versöhnung.

Diese Zusammenkunft hat in klarer und eindeutiger Weise den gewalttätigen Missbrauch der Religion verurteilt, insbesondere im Namen des Islam. Terror und Tod im Namen Gottes sind ein Angriff auf Gott selbst.

„Gewalt im Namen Gottes ist eine Beleidigung Gottes”

In Trauer und Betroffenheit haben wir dieser Tage die furchtbaren Nachrichten aus der französischen Hauptstadt vernommen. Das Leben zahlreicher Menschen wurde auf fürchterliche Art und Weise abrupt beendet. Familien trauern um ihre Väter und Mütter, Eltern um ihre Kinder. Bestürzt erkennen wir, wie die hellen Feiertage des Weihnachtsfestes und die Freude über die Geburt unseres Herrn und Erlösers durch diese Ereignisse in den Schatten gestellt werden. Fern wirkt der Weihnachtsfriede, fern die Ruhe und Beschaulichkeit unserer Hausgemeinschaften, fern die Hoffnung auf ein segensvolles Neues Jahr in Frieden und Gnade.

Die Aufgabe jeder Religion und Glaubensgemeinschaft auf dieser Welt ist es, solche Gewalttaten nicht nur zu verurteilen, sondern auch nach Kräften zu verhindern. Jedwede Gewalt im Namen Gottes ist eine Beleidigung Gottes und des Menschen als Sein Abbild.

Gleichzeitig wird deutlich, dass Terrorismus nicht nur in der Gewalt der Waffen liegt. Unser Gewissen ruft uns täglich dazu auf, zu überlegen und zu überdenken, auf welche Art und Weise wir dem anderen begegnen und wie wir sein Weltbild möglicherweise bewusst oder unbewusst im Alltag verletzt haben. Die Meinungsfreiheit obliegt der Verantwortung jedes einzelnen Individuums, welche ihn dazu gemahnt, deren Grenzen laut seinem besten Wissen und Gewissen zu erkennen und im gegebenen Fall auch den Dialog zu suchen, welcher im gegenseitigen Respekt mündet.

Als Teil einer Gesellschaft von Menschen sind wir alle dazu aufgerufen, den Respekt offen, ehrlich und aufrichtig zu leben, auf unseren Nächsten zuzugehen, ihn zu verstehen und ihn nicht zu ignorieren.

Die Erkaltung des Herzens führt jeden Menschen unweigerlich in eine Sackgasse der Gefühle und Empfindungen. Sie lässt ihn auf seine Mitmenschen vergessen und ebendiese immer stärker ausgrenzen. Diesem Zeitgeist des 21. Jahrhunderts soll sich jeder Mensch guten Herzens entgegenstellen, damit aus der Kälte und dem Schweigen kein plötzliches Feuer des Fanatismus und der Radikalisierung ausbrechen kann. In diesem Sinne sind alle Menschen, insbesondere wir als Christen, zum Verständnis, zur Gnade und zum Frieden berufen, die jene Liebe gegenüber dem Nächsten entstehen lässt, welche unsere Erde heute mehr denn je benötigt.

Februar 2025
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